Blind Date mit Folgen - Roman
hatte. Mairas Worte drangen wieder an sein Ohr und er lief zu ihr, obwohl ihn die Tüte ekelte. Er wollte das Zeug schnellstmöglich aus seiner Wohnung haben.
»Maira, beruhige dich. Zeig mal her. Hast du den Tierarzt angerufen?« Widerwillig warf er einen Blick auf die Fische und setzte eine besorgte Miene auf. »Aber es ist Sonntag, du wirst ihn erst morgen erreichen. Du könntest es beim Tiernotdienst versuchen.«
»Was kann der Tiernotdienst denn schon ausrichten?«, fragte sie trotzig. »Dass sie tot sind, sehe ich selber. Ich habe einen nach dem anderen aus dem Wasser genommen und jetzt weiß ich nicht was tun. Morgen fahr ich dann zum Tierarzt. Sie können doch nicht einfach so wegsterben!« Sie quasselte völlig zusammenhanglos. Nun streifte sie ihre Flipflops ab und wollte sich mit den stinkenden Kadavern auf die Couch setzen.
Unterstehe dich, Maira! Gerade noch rechtzeitig riss er ihr mit einer schnellen Bewegung die Tüte aus der Hand und begab sich damit in die Küche um sie ins Spülbecken zu stellen.
»Wenn du möchtest, begleite ich dich dorthin. Beruhige dich erst mal und lass uns die Tiere entsorgen, der Gestank ist ja fürchterlich.«
Maira runzelte die Stirn, während sie auf dem Sofa Platz nahm, ließ ihn aber gewähren. »Vielleicht sollten wir einen Fisch aufbewahren«, meinte sie, »damit sie ihn, na ja, auseinandernehmen und herausfinden, was geschehen ist.« Er verschloss die Tüte so gut es ging, damit der Gestank nicht entweichen konnte.
»Wahrscheinlich hatte einer einen Virus oder so was und hat die anderen angesteckt. Auf jeden Fall müssen wir das Wasser so schnell wie möglich aus dem Aquarium ablassen, es stinkt sicher bereits in deiner Wohnung.« Erst verständnisvoll zuhören und sich dann fürsorglich kümmern.
Sie zog ihre Beine auf die Couch und hatte wieder Tränen in den Augen.
Herrje! Was sollte das Theater wegen ein paar Fischen? Er wagte keine Umarmung, zu sehr bangte ihm vor einer weiteren Zurückweisung. »Maira, ich weiß, dass es schlimm ist, aber es sind nur …. Fische.« Er trat an sie heran und kniete sich nieder. »Was kann ich für dich tun? Wie kann ich helfen?«
Sie blickte ihn ratlos aus roten Augen an. Ihre Nase war mindestens gleich rot, wenn nicht röter.
»Danke, Sven, ist schon gut, du kannst nichts tun. Du hast recht, es riecht sicher übel bei mir zu Hause. Dann geh ich mal das Wasser im Aquarium ablassen. Hast du Pläne, oder kannst du mitkommen, bitte?«
»Sicher, Kleine.« Er erhob sich. »Am besten spülen wir aber erst mal den Beutelinhalt hier das Klo runter.«
Maira zuckte zusammen.
Ups! Falsche Wortwahl. »Sorry, ich meine, wir müssen sie irgendwo deponieren, entsorgen, und das scheint mir der sauberste Weg. Keine Angst, ich übernehme das.« Er strich ihr kurz über die Wange. »Sei nicht traurig Maira, du hast ja noch Pacino. Wir kaufen dir einfach neue Fische, noch viel schönere, okay?«
Sie nickte kaum merkbar. »Hast du Alufolie? Damit packen wir einen Fisch ein und nehmen ihn morgen als Beweisstück mit.«
Mist. Was, wenn der Tierarzt den Alkohol feststellte? Sein Kollege hatte zwar behauptet, dass durch die Wodka-Methode nichts Konkretes nachgewiesen werden konnte, aber ein Doktor hatte natürlich andere Methoden für eine Analyse. »Oberste Schublade, links vom Herd.«
Während er sich wieder in die Küche begab und die Tüte aus dem Spülbecken nahm, stellte er beiläufig die Frage, die ihn am meisten interessierte. »Wie war’s übrigens gestern mit dem Chat-Typ? Hattest du wenigstens einen schönen Abend?« Er hielt die Tüte weit von sich gestreckt und ging zur Gästetoilette.
Sie stand auf und nachdem sie aus der Küche ein Stück Alufolie geholt hatte, folgte sie ihm zum Klo, ohne auf seine Frage einzugehen. Im Türrahmen blieb sie stehen und hielt ihm die Alufolie mit abgewandtem Gesicht hin, sodass er ihren Ausdruck nicht sehen konnte.
»Ach ja, es war nett … Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, darüber zu sprechen. Lass uns das erst erledigen und ich erzähl’s dir später, okay?«
Nein! Was sollte das? Er musste es sofort wissen! Er verfluchte die dämliche Idee mit den Fischen und nahm ihr die Folie ab. »Hey, ist doch kein Problem. Ich hoffe, du konntest in irgendeiner Weise von München profitieren.« Betont locker zuckte er die Schultern, dabei hatte er den starken Drang, sie an den Schultern zu packen und durchzuschütteln. Oder ihr die stinkende Tüte über den Kopf zu leeren. Aber er tat nichts
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