Blind Date mit Folgen - Roman
schnippisch. Wenn er sich von ihrem Aussehen überzeugen wollte, konnte er dies genauso gut hier. Bevor sie ihm das sagen konnte, drehte er mit einem Ruck ihren Oberkörper zu sich und nahm ihr Gesicht fest in seine Hände. Sie hielt den Atem an.
»Hör zu, wenn du mich nicht mehr treffen willst, ist es okay. Aber ich fände es sehr schade. Und wenn du das hier beenden willst, kannst du ungeniert gehen. Ich bin dir nicht böse.«
Er klang gereizt. Oder ungeduldig?
»Was hast du zu verlieren?«, hakte er nach.
Maira überlegte einen Moment und fand die Idee schließlich nicht ganz so abwegig. Sie stellte sich die Szene vor und das Bild begann ihr allmählich sogar zu gefallen.
»Okay«, stimmte sie zu. »Treffen wir uns also noch einmal. Wieder in diesem Hotel, nächsten Samstag? Bei mir geht es nur am Wochenende.« Natürlich könnte sie an einem Wochentag freinehmen und einige ihrer vielen Überstunden abbauen, aber wenn er sie sehen wollte, beabsichtigte Maira wenigstens, die Regeln aufzustellen. Sollte er für seine Abwesenheit zu Hause ruhig nochmals Ausreden finden.
»Ähm, das wird etwas schwierig. Während der Woche hast du keinen Tag, wo du etwas früher Feierabend machen kannst, damit wir uns abends treffen? Der Flug von Zürich dauert nur etwa eine Stunde und ist nicht teuer.« In seiner Stimme nahm sie ein Lächeln wahr. »Ich würde ihn dir sponsern, kein Problem.«
So, so. Es lag ihm also echt etwas daran. Doch sie wollte sich trotzdem nicht seiner Familienplanung unterordnen.
»Ich würde ja, wenn ich könnte. Gerade nächste Woche hab ich’s streng, weil ich für eine kranke Kollegin einspringen muss, außerdem stehen wichtige Gespräche mit meinem Chef an und, und, und. Sonst, ist ja nicht schlimm, verschieben wir’s auf übernächste oder überübernächste Woche.« Du Schlange.
Er schien genau abzuwägen bevor er antwortete. »Okay, Samstag. Sagen wir um acht?«
»Acht passt tipptopp. In der Lobby, genau unter der schönen Glaskuppel?«
»Ja, können wir machen. Du weißt ja ungefähr, wie ich aussehe, 1,86 groß, braunes Haar. Damit du mich gleich erkennst, werde ich Zeitung lesen und schwarz gekleidet sein.« Er lachte auf. »Ist doch spannend!«
»Lass uns zur Sicherheit noch ein rotes Tuch tragen«, warf sie ein.
»Ja, gut! Und falls wir uns trotzdem nicht erkennen, wissen wir, dass wir farbenblind sind.«
Sie lachten beide und da alles geklärt war, schien es Maira der richtige Moment für den Abschied. Dem Abend war nichts mehr abzugewinnen. Sie schätzte die Zeit auf etwa 21:30 Uhr.
»Okay, ich werd mich mal langsam auf den Weg machen.« Sie entzog sich seiner Umarmung und tastete auf dem Bett nach ihrem Höschen. »Damit es nicht allzu spät wird mit dem Auto.«
Falls ihr Aufbruch für ihn plötzlich kam, ließ er es sich nicht anmerken.
»Okay …« Er rührte sich nicht, während sie ihren Slip wieder anzog und das Kleid runterstreifte. Sie kam sich dabei ziemlich doof vor und sie fragte sich, ob es ihm gleich erging. Rasch stand sie auf.
»Lass mich dich zur Tür begleiten.«
Ups, nein! Er wollte sich erheben, sie stieß ihn sanft aufs Bett zurück. »Danke, ich finde den Weg alleine.« Neben dem Sofa, wo sie ihre High Heels vermutete, bückte sie sich und fand die Schuhe am Boden liegen. Da ihre Füße noch schmerzten, nahm sie die kleinen Folterinstrumente hoch und tastete auf der Sitzfläche nach ihrer Handtasche.
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen. War es das nun?
Er saß nach wie vor unbeweglich da und sagte kein Wort. Wenn sie noch länger so stehen blieb, machte sie sich lächerlich. Sie schritt vorsichtig zum Bett, tastete nach seinem Gesicht und beugte sich zu ihm. Bevor sie ihn auf die Wange küssen konnte, langte er nach ihr und schloss sie in die Arme.
»Es war wunderschön. Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte es aus der Dunkelheit.
25
Alex saß fertig angezogen beim Frühstück, brachte aber keinen Bissen hinunter. Der Kaffee dampfte in der Tasse, er rührte ihn nicht an, stattdessen drehte er eine kleine Vase in seinen Händen, die Deborah vor kurzem bemalt und zum Trocknen auf den Fenstersims gestellt hatte. Ihm war flau im Magen. Die Begegnung nahm ihn mehr mit, als er erwartet hatte.
Nachdem SECRETS gestern Nacht das Zimmer verlassen hatte, fühlte er plötzlich eine Einsamkeit in sich. Auf sein ursprüngliches Vorhaben, die Nacht im Hotel zu verbringen, hatte er überhaupt keine Lust mehr gehabt. Da es erst kurz nach
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