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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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dergleichen, sondern hielt die Luft an, nahm einen Fisch aus der Tüte, wickelte ihn in die Folie und leerte dann den restlichen Inhalt in die Toilette. Anschließend betätigte er die Spülung. Maira war verschwunden. Er schloss die Klotür hinter sich und sah sie vor seinen Broten in der Küche stehen.
    »Hast du Hunger? Nimm ruhig, etwas im Magen tut dir bestimmt gut.« Er warf den leeren Beutel in den Mülleimer, platzierte den eingepackten Fisch auf den Boden im Flur und gesellte sich zu ihr.
    »Darf ich eins kosten, Sven? Nur eines …«
    »Sag ich ja, nimm ruhig. Ich hab noch mehr davon.«
    Sie biss herzhaft in ein Käsebrötchen und ihre Fische schienen einen Moment vergessen. »Mmmh, fein!«
    »Hattest du wenigstens etwas Anständiges zu essen gestern Abend?«, nahm er das Thema wieder auf.
    »Na ja, gegessen haben wir nicht«, antwortete sie mit vollem Mund und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Dafür haben wir anderes …« Mitten im Satz klingelte ihr Handy. Sie brach ihre Erzählung ab und kramte in ihrer Jogginghose nach dem Telefon.
    Scheiße! Alles arbeitete gegen ihn. Hattest du was mit diesem Feuer oder nicht? Sag es mir jetzt! Undankbares Luder!
    »Es ist Eveline«, meinte sie zu ihm gewandt.
    Sven biss sich auf die Zunge, bis es schmerzte und er Blut schmeckte. Maira steckte sich den letzten Bissen ihres Brotes in den Mund, entfernte sich einige Schritte von der Küche und nahm das Gespräch an.
    »Hey, Eve! Ja, ja mit München ist alles in Ordnung, erzähl’s dir später, aber weißt du, was passiert ist? Als ich heimkam, waren alle Fische tot … Ja, allesamt! … Keine Ahnung … Ja, vielleicht.« Sven lauschte aufmerksam, gleichzeitig zwang er sich zur Ruhe, denn ihre Spielchen trieben seinen Wutpegel in gefährliche Höhen. Er hasste sie dafür, dass sie ihn hinhielt. Und er hoffte, später nichts erzählt zu bekommen, was er nicht hören wollte. Denn es konnte durchaus sein, dass er dann die Beherrschung verlor.
    »Du, ich bin grad bei Sven und er kommt jetzt mit zu mir, wir wollen das Becken säubern, ich ruf dich später an, okay? … Alles klar, bis bald!« Maira beendete das Telefonat und verstaute das Handy wieder in ihrer engen Hose, die ihn gerade sehr scharf machte. »Wollen wir?«
    »Yep, lass uns das erledigen, dann haben wir’s hinter uns. Bist du mit dem Auto da?«
    »Ja, wäre gut, wenn du deins nehmen würdest, wenn’s dir nichts ausmacht. So muss ich dich später nicht zurückfahren.«
    Klaro. Bitte hilf mir, aber ich helfe dir nicht.
    Er schnappte seine Brieftasche und bugsierte Maira zur Tür, wo er ihr den eingepackten Fisch überreichte. »Den hältst du so lange.«

27
    »Du solltest dir Gedanken zu deiner Sozialkompetenz machen.« Ihr Chef sah sie eindringlich an. Maira saß Peter Borer, der seinen Monolog vor etwa 15 Minuten startete, schweigend gegenüber, nachdem sie zuvor von seiner Assistentin in sein Büro zitiert worden war. Es war 10 Uhr morgens und sie versuchte einen engagierten Eindruck zu vermitteln, dabei hatte sie schon mindestens acht Mal ein Gähnen im Keim erstickt. Sie fühlte sich ausgelaugt.
    An der Wand schräg über seinem kahlen Kopf hing ein Hirschgeweih – eine von Borers Jagdtrophäen – und taxierte sie mit großen, braunen Augen als wollte es ihr sagen: ›Lass den labern, hört eh keiner hin.‹ Wenn man sich den Tierkopf einige Zentimeter weiter rechts vorstellte und den Leerraum dazwischen wegdachte, sah es aus, als ob aus Borers Schädel zwei gegabelte Hörner wuchsen. Der Jagdteufel höchstpersönlich. Das nahm sie zum ersten Mal so wahr und musste ein Kichern unterdrücken.
    Borer fuhr mit seinem Vortrag über Zusammenarbeit, Teamwork und dergleichen fort und vergaß dabei nicht – wie bei allen Reden, die er bei ›Täglich Zürich‹ hielt, sei es beim Firmenjubiläum, am Weihnachtsessen, beim Sommerfest oder bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern – auf seine zahlreichen Verdienste für das Unternehmen hinzuweisen. In den vergangenen Jahren hatte sie x-mal ihr Ohr hinhalten müssen, wenn er wieder mal lamentiere, wie sehr das Blatt unter Konkurrenzdruck litt und praktisch nur durch seine Aufopferung und seinen unermüdlichen Einsatz auf Erfolgskurs blieb. Seine heutige Predigt ging ihr deshalb zum linken Ohr rein und zum rechten gleich wieder raus.
    Maira fragte sich stattdessen, wie man der Jagd etwas abgewinnen konnte. Wann immer er sich am Wochenende – Zitat Borer – ›zurückziehen wollte‹, reiste er mit

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