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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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erschien Mairas verschlafenes Gesicht im Türspalt. Er wechselte zur Google-Startseite und lächelte sie liebevoll an.
    »Na, Kleine, gut geschlafen?«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«, fragte sie und gähnte ungeniert. Nicht nur ihre Kleidung, auch ihr Gesicht war völlig zerknittert. Ihr durch das Liegen verrutschter Pferdeschwanz hing ihr wie ein Vogelnest vom Kopf.
    »Na, weil dir eine ordentliche Portion Schlaf guttut, nach allem, was …«
    »Erwähne es nicht!«, unterbrach sie ihn forsch. »Lass uns so tun, als ob das alles nie geschehen wäre.« Sie stellte sich an die gegenüberliegende Tischseite und stütze sich auf der Stuhllehne ab.
    »Okay, Maira. Klar, ich weiß eh nicht, was du meinst. Was genau ist nicht geschehen …?«, fragte er grinsend und wollte sie damit aufheitern, aber sie schenkte ihm nicht einmal ein müdes Lächeln.
    »Möchtest du einen Kaffee? Oder etwas zu essen, du siehst ziemlich blass aus.« Das war leicht untertrieben und er verspürte den Drang, sie ins Bad zu schleppen und ihr die eingetrockneten Tränen kräftig vom Gesicht zu schrubben. Am liebsten mit einem Handschuh aus Stahlwolle. Er konnte ihren Herzschmerz wegen des Typen bald nicht mehr mitansehen.
    »Kaffee? Nein. Ich muss nach Hause.«
    »Nach Hause? Warum denn?« Panik stieg in ihm hoch. Gerade jetzt konnte er punkten! »Du kannst doch dableiben.« Er stand auf, ging um den Tisch herum auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. Die Bewegung geriet zu hektisch und sie fuhr leicht zusammen. Sofort wollte Sven es wiedergutmachen, indem er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht blies, aber in ihren Augen konnte er sehen, dass ihm ein Fehler unterlaufen war.
    »Maira, bleib doch hier. Es tut dir gut, wenn sich jemand um dich kümmert. Außerdem bist du viel zu schwach, um Auto zu fahren, du kannst dich bei mir erholen. Ich koch dir etwas, dann sehen wir uns eine DVD an und quatschen, bis du nachts einschläfst.«
    Er wollte sie nicht gehen lassen. Er war so nahe dran, sie durfte ihm jetzt nicht entgleiten.
    »Danke, Sven, aber nein, ich muss wirklich nach Hause, Dinge für morgen erledigen, weißt du.«
    ›Wieso? Bist du blöd!? Du brauchst mich! Jetzt bleib da und lass dir von mir helfen!‹, wollte er sie anschreien, stattdessen grub er seine Finger in die Handflächen.
    »Wenn du meinst …«
    »Okay dann.« Sie wandte sich ab und griff nach ihrer Handtasche. Er stand regungslos da. Dann drückte sie beim Hinausgehen kurz ihre Wange an seine, was wohl einen Kuss andeuten sollte. »Bis bald, Sven.«
    Es fühlte sich an wie ein Hauch kalten Windes.
    »Ciao, Maira.« Weg war sie.
    Sven schloss die Augen und entkrampfte seine Hände. Er fühlte, dass die frische Wunde an seinem Finger wieder blutete. Langsam zählte er bis zehn und als sein Puls aufhörte zu rasen, ging er zurück an den Laptop, um nach FEUER33 zu sehen.
     

32
    Sie nahm das Telefon zur Hand, legte es aber gleich wieder weg. Sie war hin- und hergerissen. War es richtig? Schließlich mischte sie sich hier in das Leben einer Frau ein, die sie nicht einmal kannte. Deborah trank ihr Glas Rotwein in einem Zug leer. Es war ein lauer Sommerabend, sie saß auf der großen Dachterrasse, die sich über das gesamte Gebäude erstreckte, unter einem weißen Sonnenschirm und erholte sich bei ihrer Malerei vom anstrengenden Tag in der Kanzlei. Vom Balkon unter ihr waberte der köstliche Duft von gegrilltem Fleisch zu ihr hoch, doch nicht einmal das regte ihren Appetit an; seit Tagen hatte sie keinen Bissen mehr herunterbekommen.
    Vor ihr stand der wuchtige chinesische Krug, an dem sie vor Kurzem zu malen begonnen hatte. Es sollte ein Geschenk werden für ihre Eltern zum 40. Hochzeitstag. Das Gefäß reichte ihr bis weit übers Knie und es bestach allein durch die Besonderheit seiner Form. Es war ihr bis jetzt gelungen, ein Drittel der Fläche mit blau-weißen Blütenknospen und chinesischen Blumenmustern zu bedecken, aber sie war mit der bisherigen Arbeit nicht zufrieden. Die Verzierung war viel zu einseitig und es mangelte an Ausdruckskraft. Sie hatte den Anspruch, einer Vase oder einem Krug durch ihre Bemalung einen unverwechselbaren Charakter zu geben und das Gefäß so von einem simplen Gebrauchsgegenstand in ein Kunstobjekt zu verwandeln. Von dem Ziel war sie bei dem Krug noch weit entfernt. Abgesehen von einem zweijährigen Zeichenkurs vor vielen Jahren hatte sie sich die Vasen-Malkunst selbst beigebracht und manche ihrer Objekte waren richtig hübsch

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