Blind Date mit Folgen - Roman
gestern. Heute saß sie vor dem Telefon und wollte eben diese Maira anrufen, deren Karte sie jetzt zwischen den Fingern drehte.
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Täglich Zürich
Maira Fabien
Kolumnistin
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Darunter standen die Adresse des Verlages und drei Nummern: Geschäftstelefon, Handy- und Faxnummer. Daneben ihre E-Mail-Adresse.
Wie es ihr wohl ging? Ob sie sich von der Hiobsbotschaft erholt hatte? Leider war es ihr nicht möglich herauszufinden, ob sie sich seither im Chat bei Alex gemeldet hatte, denn falls er sich wieder im ›Room2Chat‹ herumtrieb, blieb ihr der Zugang verweigert. Er hatte sich seither stets korrekt ausgeloggt. Aber sie war überzeugt, dass Maira bestimmt unbedingt eine Aussprache wollen würde.
Plötzlich klingelte ihr Telefon. Alex.
»Hi.«
»Hi. Was macht ihr gerade?« Seine Stimme klang müde und abgespannt.
»Wir malen, ich am Krug für meine Eltern und Michel an etwas Unidentifizierbarem, das ein Geschenk für seine Großeltern wird«, antwortete sie in sachlichem Ton.
»Ach ja! Der 40. Hochzeitstag. Eine halbe Ewigkeit. Und immer noch glücklich …«
»Vielleicht nicht immer glücklich, aber zumindest gemeinsam zufrieden, was ja eine tolle Leistung ist nach all den Jahren.« ›Und keiner der beiden belügt und hintergeht den anderen.‹ Es auszusprechen, lag ihr auf der Zunge, doch sie behielt es für sich.
»So ist es …«
»Was gibt’s? Bist du im Büro?«
»Ja, wollte nur sagen, dass ich noch einen Moment bleiben muss. Du brauchst mit dem Essen nicht auf mich zu warten.«
»Okay, alles klar. Mach’s gut.«
»Ja, du auch.«
Entschlossen blickte Deborah auf Mairas Visitenkarte. Was genau sollte sie ihr sagen? Finger weg von meinem Mann? Lächerlich. Wir sind eine glückliche Familie, nimm keinen Kontakt mehr zu Alex auf`? Das klang hilflos und billig. Was erhoffte sie sich von dem Anruf überhaupt? Vielleicht eine Art Zusicherung? Ein Versprechen, dass zwischen den beiden nichts war und niemals sein würde, jetzt, wo die Wahrheit ans Licht gekommen war?
Verfange dich nicht in romantischen Illusionen, Deborah, so naiv bist du hoffentlich nicht! Sie spülte ihre Torheit mit einem weiteren Schluck Wein hinunter. Sie wusste, dass sie nicht umhin konnte, diesen Anruf bald zu tätigen.
33
von SECRETS an FEUER33:
Danke für deine Mail. Alles, was ich sagen kann, ist: Es tut mir aufrichtig leid. Ich wäre auch wütend an deiner Stelle. Es geschehen jedoch manchmal Dinge, die man nicht vorhersehen kann. Es gehört zu meinem Job, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Dies bedeutet, dass ich kurzfristig für meine Kolumne zu einer Veranstaltung gehen muss, wenn gerade irgendein Star in der Stadt oder wenn eine gute Story am Kochen ist. Da ich keine Telefonnummer von dir hatte, konnte ich dich nicht anrufen, bevor du von Berlin abflogst. Es ist einfach dumm gelaufen.
Secrets
Sven blies den Rauch seiner Zigarette in Ringen aus. Sie hatten die Form kleiner Herzen. Er schaute ihnen eine Weile nach, wie sie sich im Halbdunkel des Raumes in Luft auflösten. Das Koks, das er vor ein paar Minuten genommen hatte, war dabei, seine Wirkung zu entfalten. Er saß mit aller Muße in seinem Denksessel und streckte behaglich seine langen Beine unter dem Tisch aus. Als Kompensation der letzten Nachtschicht hatte er heute frei und somit den ganzen Tag Zeit, sein kühnes Vorhaben genauestens zu planen.
Die Fenster seines Lofts hielt er trotz strahlendem Sonnenschein allesamt geschlossen und die Rollläden waren zur Hälfte hinuntergelassen, damit er in den folgenden Stunden durch nichts abgelenkt würde.
Er las den Text nochmals sorgfältig durch. Doch, es klang absolut glaubhaft. Er betätigte die ENTER-Taste und schickte das Geschriebene ab. Wenig später erhielt er eine Antwort.
FEUER33:
Verstehe. Warum hast du dann nicht im Hotel angerufen? Du hättest mir an der Rezeption eine Nachricht hinterlassen können.
Auf diese Frage war er natürlich vorbereitet und hatte die passende Erklärung bereit. Seelenruhig zog Sven an seiner Zigarette.
von SECRETS an FEUER33:
Hab ich ja! Hast du sie nicht erhalten??? Ich hab natürlich im Hotel angerufen und eine Nachricht hinterlassen, dass es mir von der Zeit her nicht reichen wird. Ich hab sogar meine Handy-Nummer hinterlassen. Aber vielleicht ist die Message verlegt worden … Könnte ja sein, die Telefonistin hat einen gestressten Eindruck gemacht.
FEUER33:
Ich hab nichts erhalten. Was war denn so
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