Blind Date mit Folgen - Roman
dringend, dass du nicht kommen konntest?
von SECRETS an FEUER33:
Ein (bei uns) bekannter Musiker teilte am Abend bei einer Pressekonferenz überraschend mit, dass er an Krebs leide und deshalb alle seine Konzerte absagen und sich in Behandlung begeben müsse. Das schlug hier natürlich ein wie eine Bombe. Da ich den Künstler persönlich kenne und auch einige Kolumnen über ihn geschrieben habe, durfte ich für den nächsten Tag eine größere Story liefern. Deshalb war ich den ganzen Abend über unterwegs. Es hätte mir nie gereicht, anschließend nach München zu fahren. Aber als ich im Hotel anrief und die Nachricht hinterließ, konnte ich ja deinen richtigen Namen nicht nennen. Ich hab dich zwar, soweit es ging, beschrieben, und gesagt, dass du auf mich in der Lobby warten würdest. Wahrscheinlich wussten sie nicht, wer gemeint war. Es tut mir wirklich leid. Es war mein Fehler.
Die Wortwahl könnte besser sein, aber das Argument war top und er hatte keine Zeit, lange an dem Text herumzufeilen. Seine Fantasie war grenzenlos, wenn es um die Sache ging, vielleicht sollte ja er einmal eine Kolumne oder gar einen Roman veröffentlichen? Heutzutage schrieb von der gelangweilten Hausfrau bis zum Burnout-Patienten eh jeder Depp ein Buch, und mit der Worthilfe Thesaurus kriegen sogar Analphabeten ein paar Sätze hin. Einen Roman zu schreiben war so absolut in und gehörte zum momentanen Hype wie Kinder adoptieren oder einen Hybridwagen fahren (und dabei zweimal im Jahr in die Südsee fliegen). Wie er diese elenden Zeitgeistsurfer doch hasste!
Einige bange Minuten lang tat sich nichts auf dem Bildschirm. Endlich erschien die Antwort:
FEUER33:
Ja, wir hätten uns zumindest unsere Namen sagen oder die Handynummern austauschen sollen, dann wäre das nicht passiert.
von SECRETS an FEUER33:
Wie kann ich es wiedergutmachen?
FEUER33:
Gib mir ein paar Tage Zeit, dann sehen wir weiter, okay?
Scheiße, nein! Zeit hatte er nicht! Er hatte schon lange genug gewartet! Sven drückte die abgebrannte Zigarette so hart im Aschenbecher aus, dass ihm der Finger wehtat.
von SECRETS an FEUER33:
Ja, okay. Ich verstehe dich vollkommen. Sorry nochmals, dass es so gekommen ist. Nun bist du von mir enttäuscht und alles Schöne, was wir hatten, steht im Hintergrund.
Er hatte ja keine Ahnung, was zwischen den beiden abgelaufen war. Maira hatte ihn mit ihrem blöden Fischen zugetextet und über die Geschehnisse im Hotelzimmer mehrheitlich im Dunkeln gelassen.
FEUER33:
Ich hab nichts von dem vergessen, was zwischen uns war. Ich melde mich wieder. Muss jetzt gehen. Bis dann.
Feuer.
von SECRETS an FEUER33:
Ja, bis dann. Ich hoffe, es ist nicht vorbei.
Secrets
34
»Es geht mir besser. Ich bin nur müde.« Mairas gereizter Ton war unüberhörbar. Sie war mit Sven auf einen Feierabenddrink im ›Bubu‹, einem beliebten Trendlokal direkt an der Sihl. Das warme Wetter ließ es zu, dass sie draußen sitzen konnten, und sie genoss bei einem kühlen Mojito die wärmenden Sonnenstrahlen. Von ihrem Tisch aus hatten sie direkte Sicht auf das urbane Geschehen am Stauffacher, doch statt sich dem bunten Treiben der pulsierenden Stadt hinzugeben, versank sie in Grübeleien. Es ließ ihr keine Ruhe.
»He, du Zicklein, ich hab’s ja kapiert«, lächelte Sven und nippte an seinem Eistee. »Ich wollte nur fragen, ob du nachher Lust hast, was Feines Essen zu gehen, ich würde dich gerne einladen.«
Sven war wie immer wirklich lieb und brachte enorme Geduld mit ihr auf, obwohl sie sich in letzter Zeit oft abweisend verhielt und sehr empfindlich war. »Sven, im Moment hab ich echt gar keinen Hunger.«
»Ich meine ja nicht jetzt gleich, sondern so gegen acht, neun Uhr, da wirst du doch sicher Appetit haben. Wir könnten wieder einmal in die Seerose gehen.«
Das klang verlockend, die Seerose in Wollishofen war eines ihrer Lieblingsrestaurants für den Sommer, mit eigenem Hafen und direkt am Zürichsee gelegen. Das Essen war hervorragend, aber nicht ganz günstig, weshalb sie eigentlich nur dorthin ging, wenn Sven sie einlud. In der Seerose verkehrten ausschließlich gut gestylte und trendige Leute, was hieß, dass sie sich extra umziehen und ihr Gesicht montieren müsste, dazu hatte sie absolut keine Lust. Außerdem wollte sie Yaron heute Abend im Chatroom zur Rede stellen. Es wurde ihr sogleich mulmig bei dem Gedanken, aber sie wollte unbedingt wissen, was damals in Israel los gewesen war.
»Sehr gerne ein
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