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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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geworden. Zwei Wochen noch, dann würde das Präsent pünktlich zum Jahrestag fertig sein.
    Michel saß auf dem Boden zu ihren Füßen. Er wollte für seine Großeltern ebenfalls etwas malen und bepinselte ein paar Blätter mit unidentifizierbaren Motiven. Alex hielt sich immer noch in der Agentur auf, sie wusste natürlich, dass es eine Flucht war und er sie mied. Betrübt blickte sie zu ihrem Sohn hinunter, sein farbverschmiertes Gesicht entlockte ihr ein Lächeln.
    »Na, mein Kleiner, wie läuft es?« Sie strich ihm zärtlich über den Kopf. Michel blickte kurz hoch, war aber so mit seiner Zeichnung beschäftigt, dass er nur irgendetwas brummte und sich gleich wieder dem Bild widmete. Im Moment war sie anscheinend bei keinem ihrer Männer besonders angesagt.
    Deborah legte den Pinsel beiseite. Sie sollte es nicht länger hinauszögern, irgendwann würde Alex nach Hause kommen und je eher sie mit ihr sprach, desto rascher bekam sie ihre Antworten. Antworten, die ihr zu einer Entscheidung verhalfen. Sie schenkte sich Wein nach und schaute auf das Telefon in ihrer Hand: Es graute ihr vor den nächsten paar Minuten. Minuten, die wahrscheinlich ihr Leben zerstören würden. Sie hasste Alex dafür, dass er sie hineingezogen hatte in diesen Sog der Unehrlichkeit und Falschheit. Sie verachtete seine Feigheit, seine Lügen. Und sie war erschüttert, dass er das Versprechen, das sie sich einst gaben, einfach so vergessen oder ignorieren konnte. Falls er es gebrochen hatte, denn das zweite Treffen der beiden hatte geendet, bevor es beginnen konnte.
    Deborah war ihrem Mann auch dieses Mal gefolgt und hatte die skurrile Szene im Hotel quasi als Zaungast mitbekommen. Sobald sie das Gesicht der Frau gesehen hatte, war ihr klar geworden, wer sich hinter SECRETS aus dem Chat verbarg, denn sie kannte Maira von alten Fotos her, Alex hatte nie ein Geheimnis aus ihr gemacht. Und trotz der vielen Jahre, die zwischen den Aufnahmen und heute lagen, an ihr Aussehen würde sie sich noch in 20 Jahren erinnern.
    Trotz aller Enttäuschung und Wut auf ihren Ehemann, die Tatsache, dass es seine alte Liebe Maira war, die er im Chat kennenlernte und später treffen wollte, schmälerte ihren Schmerz auf unerklärliche Weise. Als sie ihm zum zweiten Mal nach München nachreiste, befürchtete sie das Schlimmste: Seinen Chats hatte sie leider nur lückenhaft entnommen, was sich in der ersten Nacht im Hotel abgespielt und ob sich überhaupt etwas ereignet hatte. Denn komischerweise war er – anders als geplant – in derselben Nacht heimgekehrt. Das musste natürlich nichts heißen, aber wenn er kurz nach 1 Uhr zu Hause gewesen war, bedeutete dies einen Abflug von München zwischen 22:30 und 23 Uhr. Dies wiederum besagte, dass das Date, oder was immer es war, einiges vor 22Uhr geendet haben musste, wenn man die Einfindungszeit von circa 30 Minuten am Flughafen und den Weg dorthin einberechnete. Was war schiefgegangen? Oder hatte er realisiert, dass er eine große Dummheit beging, und das Ganze abgebrochen? Sie hatte sich an diesen einen Strohhalm geklammert, aber als er ihr die nächste Lüge mit der Geschäftsreise nach München präsentierte, starb auch das letzte Fünkchen Hoffnung. So weh es tat, sie musste es sich langsam eingestehen, dass ihr Mann eine Affäre hatte. Also wusste sie, was zu tun war: Ihren ursprünglichen Plan in die Tat umsetzen, ihn in flagranti ertappen und dann einen endgültigen Schlussstrich ziehen.
     
    Deborah hatte Maira in der Hotellobby nicht nur anhand der Fotoaufnahmen erkannt, der Beweis dafür wurde ihr sogleich mitgeliefert, als sie ihr auf die Toilette gefolgt war.
    Ganz offensichtlich war es für Maira ein ziemlicher Schock gewesen, ausgerechnet auf diese Weise auf ihren totgeglaubten Ex-Verlobten zu treffen. Sie konnte es ihr nicht verübeln, an ihrer Stelle hätte sie wohl auch den Boden unter den Füßen verloren. Einen Moment lang war sie geneigt, an die angelehnte Kabinentür zu klopfen, denn in diesen Sekunden war ihr weibliches, intuitives Solidaritätsgefühl, das sie der in die Irre geführten Maira gegenüber empfand, größer als ihr eigener Schmerz. Aber nur so lange, bis sie sich daran erinnerte, warum sie überhaupt hier war.
    Sie sah die achtlos neben das Waschbecken geworfene Handtasche. Ohne lange zu fackeln, ging sie deren Inhalt durch, und da stand es schwarz auf weiß geschrieben: Führerschein, Identitätskarte und Visitenkarten mit der Aufschrift ›Maira Fabien, Zürich‹.
    Das war

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