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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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anderes Mal, ich möchte heute Abend zu Hause bleiben. Ich muss herausfinden, was mit Yaron passiert ist, ich werd ihn heute im Chat anschreiben und mich sozusagen outen.« In Svens Gesicht regte sich etwas, das sie nicht zu deuten vermochte, da kam ihr eine Idee. »Weißt du was? Würde es dir was ausmachen, zu mir zu kommen? Ich steh das eher durch, wenn du dabei bist.«
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, wieder Kontakt aufzunehmen? Ich meine, du wolltest das Thema doch abschließen und vergessen …«
    »Ja, das wollte ich. Aber keine Chance, es lässt mir keine Ruhe, ich muss rausfinden, warum er damals seinen Tod vorgetäuscht hat. Ihn lebendig zu sehen, war ein absoluter Schock und ich kann das nicht einfach so stehen lassen. Weißt du, was ich meine?« Maira sog den letzten Rest Mojito aus ihrem Strohhalm. Sie liebte den Geschmack der Minze vermischt mit weißem Rum, Limonensaft und Zucker. Gerne hätte sie einen weiteren bestellt, aber sie wollte sich langsam auf den Heimweg machen.
    »Mmh, verstehe ich schon. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob es das Richtige für dich …«
    »Kann sein, dass es das nicht ist«, unterbrach sie ihn forsch. »Gerade das muss ich doch herausfinden. Hilfst du mir nun dabei oder nicht?«
    »Klar, Kleine, helfe ich dir. Wenn du magst, können wir bei dir was kochen.«
    Sie war froh um seine Gesellschaft, alleine wäre das, was sie vorhatte, noch schrecklicher gewesen. »Okay, das machen wir. Und danke.«
    »Kein Problem, ich geh für uns was einkaufen und komm so gegen neun. Aber Maira, um eines bitte ich dich: Warte mit der Mail, bis ich bei dir bin. Dann hast du’s ein bisschen einfacher.«
    Er war einfach ein Schatz. Sie lächelte. »Ja klar, ich warte. Aber kannst du nicht früher kommen? Ich will sicher sein, dass ich ihn im Chat auch antreffe.«
    »Ich beeile mich, allerdings hab ich was zu erledigen. Es wird wohl 9 Uhr werden, bis ich da bin.«
    »Gut, dann leg ich mich vorher etwas hin, ich fühle mich echt erschöpft. Falls ich schlafen sollte und die Klingel nicht höre, komm einfach mit deinem Schlüssel herein. Hast du den überhaupt noch?«
    »Na sicher.« Sven trank seinen Eistee leer und winkte dem Kellner. »Also, ich mach mich am besten gleich auf den Weg.« Er wartete nicht mehr ab, bis die Bedienung kam, sondern legte eine 20-Franken-Note auf den Tisch und erhob sich.
    »Zahlst du bitte, wenn er kommt?«
    »Klar, danke«, erwiderte sie und war etwas perplex über seinen abrupten Aufbruch. »Bis später.«
    »Bis gleich!«
     
    Als Maira zu Hause war, füllte sie als Erstes Pacino’s Napf auf. Anschließend ging sie ins Badezimmer, zündete eine Duftkerze an und ließ sich ein warmes Jasminblüten-Bad ein. Sie war müde von der Arbeit – sie hatte heute zwei Kolumnen abgeliefert, da sie morgen im Kulturressort aushelfen musste – und psychisch fühlte sie sich sowieso ausgelaugt. Am Morgen hatte sie zuerst überlegt, sich krank zu melden, entschied sich jedoch dagegen, weil das Alleinsein tausendmal schlimmer war als Stress im Büro. Ohne Ablenkung war sie ihren Gedanken hilflos ausgeliefert.
    Maira spritzte ein paar Tropfen Lavendelöl ins Wasser, da Lavendel eine beruhigende Wirkung hatte. Und etwas Entspannung hatte sie dringend nötig, denn ihr Puls raste, wenn sie an den bevorstehenden Chat mit Yaron dachte, und Magenkrämpfe stellten sich ein. Ihr Verstand wollte sie dauernd überzeugen, dass sie auf weiteren Kontakt verzichten und alles hinter sich lassen sollte, weil vielleicht eine Wahrheit ans Licht käme, die mehr schmerzte als alles andere. Aber das Bedürfnis nach Aufklärung gewann den Kampf gegen die Vernunft.
    Maira knipste das Badezimmerlicht aus und stieg bei Kerzenlicht in die Wanne. Sie brachte sich in eine bequeme Position, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Für eine Weile wollte sie alles vergessen. Um sich von ihren Gedanken zu befreien, fing sie mit einfachen Yoga-Atemübungen an, doch schon bald merkte sie, dass es aussichtslos war, jede einzelne ihrer Körper- und Hirnzellen war auf die virtuelle Begegnung mit Yaron fixiert. Ihre Beine begannen zu kribbeln und es fühlte sich an, als ob ein Heer von Ameisen durch ihren Körper marschierte. Es tat nicht weh, besonders angenehm war es auch nicht. Da in diesem Zustand alle buddhistischen Mönche der Welt zusammen ihr bei der Meditation nicht hätten helfen können, stieg sie wenige Minuten später resigniert aus der Wanne. Sie trocknete sich ab, zog sich einen

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