Blind Date mit Folgen - Roman
letzte Mal hier im Hotel. Damals war es ein Paar gewesen, das plötzlich verschwunden war. Wurde er tatsächlich bespitzelt? Von wem? Nach all den Jahren war es doch unmöglich, dass ihm jemand auf die Schliche kam. Ausgeschlossen. Alex schob die aufkeimende Angst beiseite und drückte ungestüm auf den Fahrstuhlknopf. Er durfte sich nicht jedes Mal verunsichern lassen, nur weil ihn irgendwelche Menschen aus Nahost seltsam ansahen.
Vor einer halben Stunde hatte er SECRETS’ Kurznachricht mit dem Inhalt ›Zimmernummer 512‹ erhalten. Mehr nicht, aber das war auch nicht nötig. Er wippte von einem Fuß auf den anderen und fragte sich wie schon so oft, was ihn da oben wohl erwartete. Der Fahrstuhl hielt und er trat ein.
Als sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal per SMS mit ihm in Verbindung getreten war, wollte er sie eigentlich anrufen, wo er die Nummer schon mal hatte. Um ihre Stimme zu hören, um es Wirklichkeit werden zu lassen. Es ließ es jedoch bleiben.
Bevor sich die Aufzugtüren ganz schlossen, bekam er mit, wie sein vermeintlicher Verfolger das Foyer passierte und auf den Ausgang zusteuerte. Seine Panikmache war wieder einmal ein Fehlalarm gewesen.
Im fünften Stock stieg er aus, aber statt dem Pfeil mit der Zimmernummer 512 nach rechts zu folgen, blieb er stehen und horchte auf das Geräusch einer sich schließenden Zimmertür. Zu sehen war niemand.
Alex fühlte sich plötzlich eingeengt in seinem Leinenanzug. Er zog die Jacke aus und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Dann ging er den Flur entlang bis zu Zimmer 512. Die Tür war angelehnt. Er klopfte kurz und trat ein.
Er musste sich im Zimmer geirrt haben. Ein Paar lag auf dem Bett. Alex blickte nochmals auf das Schild an der Tür: 512. Was zum Teufel war hier los?
Die Bettdecke war heruntergerutscht und er sah den Rücken des Mannes. Eine Frau war auf den Knien vornübergebeugt, etwas verdeckt durch seinen athletischen Körper und stöhnte leise. Alex drehte sich um und verließ unbemerkt das Zimmer.
46
Sie wählte die Nummer erneut. Diesmal war das Telefon eingeschaltet.
»Ja?«
»Alex, wo bist du? Bist du im Hotel?«
»Deborah? Ja, ähm, ich bin im Hotel. Wieso, was …? Ich kann das erklären!«
»Ist schon gut«, unterbrach sie ihn. »Ich weiß alles. Du brauchst nichts zu erklären. Ich bin auch im Le Grand. Wo bist du genau? Wir müssen reden.«
»Du bist wo, hier? Aber …«
»Egal«, schnitt sie ihm abermals das Wort ab. »Wir unterhalten uns nachher. Komm zur Bar Manolo’s im ersten Stock. Ich warte dort auf dich. Es geht um Maira.« Bevor er etwas erwidern konnte, legte sie auf.
Deborah trank von ihrem Mineralwasser, als Alex in die Bar stürmte. Er sah sich nach ihr um, als er sie erblickte, kam er eilig an ihren Tisch und setzte sich.
»Was hat das hier mit Maira zu tun?« Das durfte nicht wahr sein. Ihre Ehe hing am seidenen Faden und er fragte nach dieser …
»Das ist das Erste, was dir dazu einfällt?«, fuhr sie in an. »Maira? Dass du mich betrügen wolltest, ist kein Wort wert, nein? Warum ich hier bin, interessiert dich nicht?« Sie musste sich zurücknehmen, wenn sie nicht die ganze Bar an ihrem Ausbruch teilhaben lassen wollte. In ihrer Verzweiflung hätte sie ihm am liebsten ihr Wasserglas ins Gesicht geschüttet, wenngleich es natürlich nichts geändert hätte.
»Doch«, erwiderte er verdutzt. »Doch, ich …«
»Hast du mit Sven gesprochen? Was ist geschehen? Wo ist er jetzt?«
»Wer?« Alex schien keine Ahnung zu haben, von wem sie sprach. »Ich, ja, ich hab jemanden gesehen, aber es war …« Er hielt inne und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was ist hier eigentlich los? Warum erzählst du nicht, was hier abgeht?«
Sein Ton gefiel ihr nicht. Er war überhaupt nicht in der Position für irgendeine Art von Forderungen. »Du bist so ein Arschloch, weißt du. Du müsstest mir einiges erklären!« Er brachte sie immer mehr in Rage. An seiner veränderten Miene erkannte sie, dass es ihm langsam dämmerte. Er legte beschwichtigend seine Hand auf ihren Arm. Sie zog ihn sofort weg.
»Deborah, hey. Es ist nichts passiert.«
»Nichts passiert? Alex, du lügst mir direkt ins Gesicht, merkst du auch das nicht, vor lauter Maira? Ich weiß alles!« Sie konnte nicht mehr an sich halten.
»Pssst, beruhige dich oder willst du, dass alle zuhören«, versuchte er sie zu beschwichtigen. »Okay, es stimmt, ich wollte mich mit jemandem treffen … Ich hab im Chat eine Frau kennengelernt,
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