Blind Date mit Folgen - Roman
schien er bestürzt. Dass sie über dieses Detail Bescheid wusste, hätte er wohl nicht erwartet.
»Es tut mir leid«, brachte er niedergeschmettert hervor. »Nur dass du es weißt: Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Wir sind uns näher gekommen, ja, aber es ist nichts gelaufen. Und gerade wegen jenes Abends weiß ich, dass sie nicht Maira ist.«
»Sven hat mir erzählt, dass ihr Sex hattet …«
»Sven? Wer ist das überhaupt? Und das müsste ja heißen, dass sie – wer auch immer sie ist – ihm dies erzählt hätte. Hat sie aber bestimmt nicht, denn wir haben nicht miteinander geschlafen.«
Eigentlich hatte sie nur Svens Wort und es war dumm von ihr gewesen, ihm alles blindlings zu glauben. Sie hatte ja nun gesehen, was für ein Psychopath dieser Mann war. Vielleicht sagte Alex wirklich die Wahrheit.
»Vielleicht war es so, wie du behauptest. Trotzdem bist du mit der Absicht nach München gefahren, die Frau zu treffen, das ist fast das Gleiche. Und in dem Punkt hat Sven nicht gelogen.«
»Jetzt sagst du mir, wer der Kerl ist!«
»Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte doch, er ist Mairas bester Freund. Er ist der Grund, warum ich heute hier bin.« Er sah sie ungläubig an und Deborah beschied, dass es Zeit war, ihm von den Geschehnissen zu berichten, vom ersten Telefonat mit Sven bis zum heutigen Abend.
»Und den Rest kennst du«, schloss sie ihre Aufklärung. »Ich ging mit ihm aufs Zimmer. Das war vorhin. Ich bin schwach geworden, er hat mich da hineingezogen, mir all diese Dinge über dich und Maira erzählt. Ich war völlig fertig. Als plötzlich seine wahre Absicht offensichtlich wurde, musste ich so schnell wie möglich aus dem Zimmer raus. Er wollte mich nicht gehen lassen, ist ausgerastet. Total durchgedreht! Hat herumgeschrien, dass er Maira liebt und du sie ihm weggenommen hast. Und dass er dich drankriegt, für alles, und dich auffliegen lässt. Du würdest jetzt gleich ins Zimmer kommen, weil du glaubst, SECRETS sei da, und sein Plan ginge voll auf. Immer wieder hat er gesagt, dass er deine falsche Identität aufgedeckt hätte und dich in der Hölle schmoren lassen würde, so in etwa. Da hab ich gemerkt, der ist nicht normal im Kopf. Ich hab richtig Schiss bekommen. Als er einen Moment lang ruhig blieb, bin ich aus dem Zimmer gestürmt. Seitdem hab ich versucht, dich anzurufen. Ich wusste ja, dass du herkommst, und wollte dich warnen. Ich hatte Angst, er könnte dir etwas antun.« Während ihrer letzten Sätze war Alex’ Gesichtsausdruck sanfter geworden.
»Der Kerl im Zimmer war also er? Aber er lag mit einer im Bett, sie waren gerade in voller Aktion, als ich eintrat.«
»Kann sein. Vielleicht hat er eine Prostituierte bestellt, um sich abzuregen«, meinte Deborah. »So wie der Kerl drauf ist, trau ich dem alles zu. Ich glaube, Maira weiß gar nichts von alldem.«
»Ich hab wirklich nicht mit ihr geschlafen«, betonte Alex nochmals. »Wir waren im Zimmer, ja, und wir haben im Bett gelegen, nebeneinander. Aber es nichts geschehen. Ich konnte es nicht und das habe ich ihr gesagt.«
Sie war geneigt, ihm zu glauben, allein um ihrer Ehe willen. »Und nach all deinen Lügen und den Treffen hinter meinem Rücken soll ich dir das abkaufen?«
»Mach, was du willst.« Alex kippte seinen Whiskey herunter. »Was weißt du sonst noch über Maira?«
Ihr blieb beinahe der Mund offen stehen. Da endlich realisierte sie es: Es ging gar nicht um sie beide und ihre Ehe, sondern einzig um Maira. Die ganze Zeit schon. Alex und sie waren nie wirklich das Thema gewesen. Wie konnte sie all die Jahre so blind sein?
»Ich weiß sonst nichts«, stieß sie mühsam hervor. »Maira hat Sven berichtet, dass du dich äußerlich sehr verändert hast, älter geworden bist und sie sich dennoch sofort sicher war, als sie dich im Hotel sah. Und da war noch was: deine Fingerkuppe.« Sie zeigte auf seine linke Hand.
»Nochmals«, versuchte Alex einzuwenden. »Ich hätte doch im Hotelzimmer irgendwann gemerkt, dass ich diese Frau kenne. Allein an der Stimme.«
Deborah zuckte die Achseln. »Dachte ich ebenfalls, aber anscheinend war sie heiser.«
Er schien sich zu entsinnen und das Lächeln, das die Erinnerung auslöste, brach ihr fast das Herz. Wieso machte sie überhaupt weiter? Wieso setzte sie sich diesem Schmerz und der Demütigung noch länger aus?
»Ja, stimmt. Sie hatte kaum eine Stimme. Aber mich hätte sie doch wiedererkannt!«
»Wie denn? Du redest plötzlich akzentfrei Deutsch, wo ihr früher nur
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