Blind-Date um Mitternacht
meisten alten Leute sind parfümierte Badeöle und Federboas bereits recht gewagt. Sie lieben Mrs. Wileys Verkaufspartys. Sie geben ihnen das Gefühl, wieder jung zu sein und abenteuerlustig.”
“Warst du schon einmal bei einer?”
Ohne ihn anzusehen, nickte Josie. “Ein oder zweimal.”
“Hast du je etwas von ihr gekauft?”
“Ein paar Sachen.”
Seine Augen glitzerten. “Zeig sie mir.”
“Nein.”
Er lachte. “Bevor ich mit dir fertig bin, wirst du deine Hemmungen überwunden haben.” Seine Stimme klang leise und verführerisch, und dann küsste er sie leidenschaftlich.
Bevor ich mit dir fertig bin … Josie fragte sich, wie viel – oder wie wenig – Zeit sie mit ihm haben würde. Als er den Kuss beendete, dauerte es einen Moment, bis sie die Augen öffnete, weil sie nicht wollte, dass er ihre Tränen sah.
“Falls es dir nichts ausmacht, würde ich dich gern einmal bei einem deiner Besuche begleiten.”
Das überraschte sie, aber obwohl sie erfreut war über sein Interesse, hielt sie es nicht für ratsam, Nick zu vielen Leuten vorzustellen. Je mehr er an ihrem Leben Anteil nahm, desto schwerer würde es sie treffen, wenn er wieder daraus verschwand, womit sie früher oder später rechnen musste. “Wir werden sehen”, murmelte sie nur.
Er nickte. “Gut. Was ist mit dem Rest der Woche? Wann wärst du frei für mich?”
“Woran hattest du gedacht?”
“Wir könnten zum Boot hinausfahren, und diesmal verspreche ich, dir den Fluss bei Nacht zu zeigen. Es ist wundervoll, all die Lichter auf dem Wasser zu beobachten und die nächtliche Stille zu genießen.” Er näherte sich ihrem Ohr und flüsterte ihr zu: “Wir könnten uns an Deck unter den Sternen lieben. Wenn der Nebel vom Fluss aufsteigt und alles mit seinem Tau bedeckt. Deine Haut wäre ganz feucht und schlüpfrig …”
Sie erschauerte, bevor sie es verhindern konnte, und erinnerte sich dann, dass er ihr erzählt hatte, seine Eltern seien tot. Das verärgerte sie wieder, aber nicht mehr ganz so stark wie vorher. Nicht, wenn er ihr so nahe war. “Ist es dein Boot?”
“Ich rede davon, dich dort zu lieben, und du willst wissen, wer der verdammte Eigentümer ist?”
Josie ließ sich nicht beirren. “Ich versuche nur, herauszufinden, was Wahrheit ist und was Erfindung.”
Nicks Miene verriet Verärgerung, als er eine kurze Erklärung abgab. “Offiziell gehört es noch immer meinem Vater. Aber seit der Scheidung meiner Eltern bin ich der Einzige, der es benutzt … Aber glaubst du wirklich, dass wir darüber reden müssen?” entfuhr es ihm.
Sie blinzelte erschrocken. “Natürlich nicht. Ich wollte nicht indiskret sein.”
Er griff nach ihrer Hand. “Du bist nicht indiskret. Es ist nur … Deine Eltern sind gestorben, als du fünfzehn warst, und meine haben sich scheiden lassen. Die Folgen waren ungefähr die Gleichen. Sie hatten sich jahrelang um materielle Dinge gestritten, und schließlich überließen sie mir das Boot, weil ihnen keine bessere Lösung dazu einfiel. Meine Mutter wollte nicht, dass mein Vater es bekam, weil er es mit Myra geteilt hätte, die er drei Monate nach der Scheidung heiratete. Und mein Vater wollte es nicht meiner Mutter überlassen, weil er ihr noch immer verübelte, dass sie ihn gezwungen hatte, mich zu nehmen.”
“Was … Wie meinst du das?”
Nick seufzte, legte dann den Kopf zurück und schloss die Augen. “Meine Mutter dachte, es wäre ein guter Trick, mich meinem Vater aufzuhalsen, als er versuchte, mit einer neuen Frau ein neues Leben zu beginnen. Er durchschaute sie natürlich und versuchte auch, mich heimzuschicken, aber das erlaubte meine Mutter nicht.”
Fassungslos starrte Josie ihn an. “Das muss ja schrecklich gewesen sein.”
Er zog die Schultern hoch. “Es war erträglich. Schlimmer war, mit Myra auszukommen. Mom und Dad ignorierten mich die meiste Zeit, nachdem alles geregelt und beschlossen war. Aber aus irgendeinem absurden Grund sah Myra mich als Konkurrenz. Und es gab nichts, was sie nicht an mir hasste. Sie versuchte, meinen Freundeskreis zu ändern, meine Kleider und sogar die Schule, die ich besuchte. Und vor allem sorgte sie dafür, dass ich zu beschäftigt war, um meinen Großvater zu besuchen.”
“Aus welchem Grund? Warum störte es sie?”
“Mein Großvater mochte sie nicht. Und das ärgerte sie sehr. Früher verbrachte ich jeden Sommer zwei Wochen bei ihm, aber nachdem mein Vater Myra geheiratet hatte, bestand sie darauf, dass ich stattdessen einen
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