Blind-Date um Mitternacht
und zog die Tür hinter sich zu. “Er ist nicht wie Bob, Josie. Er ist kein Mann für eine Frau wie dich!”
“Ich nehme an, du sprichst von Nick?”
“Ja!” Susan folgte ihrer Schwester in die Küche. “Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich mit ihm triffst? Das ist alles nur Bobs Schuld! Wenn er dich nicht versetzt hätte, wäre das alles nie geschehen.”
“Dann bin ich froh, dass er mich versetzt hat!”
Beide schrieen jetzt beinahe, und das kam ausgesprochen selten vor. Susan blinzelte bestürzt und setzte sich. “Du bist in ihn verliebt, nicht wahr?”
Josie schaute auf die Uhr und sah, dass ihr nur noch wenig Zeit blieb, bis Nick sie abholen würde. “Susan …”, erwiderte sie ungeduldig, “… ich weiß, dass du es gut meinst. Aber ich werde nicht aufhören, Nick zu treffen. Zumindest nicht, solange er mich sehen will.” Als Susan protestieren wollte, winkte sie rasch ab. “Spar die Warnungen. Ich weiß sehr gut, worauf ich mich da einlasse. Nick hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er nicht die Absicht hat, zu heiraten. Aber damit kann ich leben.”
“Bist du sicher?” fragte Susan ernst. “Weißt du, wie du dich fühlen wirst, wenn er dich verlässt?”
Und ob Josie das wusste. Trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln. “Er ist es wert. Selbst du musst zugeben, dass Nick ein Mann ist, den jede Frau sich wünschen würde, ob mit oder ohne Ehering. Er ist der charmanteste Mann, dem ich je begegnet bin. Er hört zu, wenn ich rede, und interessiert sich für meine Arbeit. Er bedrängt mich nicht, sondern ist rücksichtsvoll und aufmerksam und behandelt mich, als wäre ich die einzige Frau auf Erden. Er ist ein wunderbarer Mann. Und wenn du ihn erst besser kennst, wirst du es vielleicht verstehen.”
Susan seufzte. “Ich verstehe es ja, Josie. Vielleicht hätte ich es nicht verstanden, bevor ich Bob begegnete, aber jetzt weiß ich, wie es ist, sich zu verlieben. Bob bedeutet mir sehr viel.” Sie grinste plötzlich. “Ich muss gestehen, ich bin froh, dass du dich nicht für ihn entschieden hast.”
Josie lachte. “Ihr zwei versteht euch also?”
Susan schüttelte den Kopf. “Nein, im Moment bin ich ziemlich böse auf ihn. Wenn er nicht gelogen hätte, wäre dies alles nicht passiert, und ich bräuchte jetzt nicht so beunruhigt zu sein.”
Josie schüttelte den Kopf. “Weißt du eigentlich, warum Bob dich belogen hat?”
Susan zog fragend eine Augenbraue hoch.
“Weil er du ihm sehr wichtig bist. Bob hat getan, was er konnte, um an dich heranzukommen. Er hat sogar …” Sie zögerte und fragte sich, ob Susans Bobs Motive wohl verstehen würde.
“Er hat was?”
“Er hat dir sogar erzählt, er habe deine Annoncen selbst entworfen, weil er wusste, dass du Nick nicht magst.”
Susans Nasenflügel bebten. “Soll das etwa heißen, dass Nick Harris sie entworfen hat? Und dass er derjenige ist, bei dem ich mich bedanken müsste?”
“Ja, genau das ist es, was ich dir sagen will. Bob hat dich nur belogen, um dich nicht aus den Augen zu verlieren. Und Nick, den du für einen arroganten Schuft zu halten scheinst, hat sich schlecht von dir behandeln lassen, obwohl er die ganze Zeit dein Lob für sich in Anspruch hätte nehmen können!”
“Du machst wohl Witze.”
“Nein. Frag Bob – obwohl ich mir vorstellen könnte, dass es ihm furchtbar peinlich wäre.”
Susan sprang auf. “Ich werde ihn fragen. Aber ich bin sicher, dass sein Partner hinter dieser ganzen Sache steckt! Dieser Mann bringt nichts als Ärger.”
Damit stürmte sie hinaus, und Josie konnte dem armen Bob nur wünschen, dass Susan nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen würde.
Eine gute Stunde später, als Josie gerade vor dem Spiegel stand, klingelte es wieder. Da sie wusste, dass es Nick war, musterte sie sich rasch noch einmal kritisch. Es war das erste Mal, dass sie sich angezogen hatte, um Nick zu gefallen. Obwohl er nicht gesagt hatte, dass sie irgendwo anders hinfahren würden als zum Boot, hatte sie Pläne für diesen Abend, in denen ihre Kleidung eine wichtige Rolle spielte.
Das geblümte Kleid, das sie extra für heute Abend gekauft hatte, war sehr kurz und sehr gewagt. Es war eine Art Wickelkleid, das innen an der Taille von einem einzigen Knopf zusammengehalten wurde, den niemand sehen konnte. Dazu trug sie einen Gürtel aus dem gleichen Material, den sie lose umgebunden hatte. Das Kleid auszuziehen, würde eine Sache von Sekunden sein.
Sie trug ihr Haar offen, so wie Nick es liebte.
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