Blind ist der, der nicht lieben will
angesehen, was der mit einem unglücklichen Lächeln kommentiert hatte, um ihm im nächsten Moment das Herz zu brechen.
'Ich bin nicht wie du, Nick. So ein Leben kann ich nicht führen und dir auch nicht länger dabei zusehen. Das würde uns zwei früher oder später wohl umbringen und das werde ich nicht zulassen. Dafür liebe ich dich zu sehr. Du oder keiner, daran ändert sich nichts für mich, aber ich will eine Entscheidung von dir. Triff sie und nimm dir dazu alle Zeit, die du brauchst. Ich werde auf deine Antwort warten.'
Nach den Worten hatte Nick gewusst, was kommen würde, trotzdem war er unfähig gewesen, Tristan zu stoppen. Stattdessen hatte er vollkommen erstarrt einfach nur dagestanden und zugelassen, dass der Mann, den er über alles liebte, einen Schlussstrich unter eine seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Freundschaft zog, die in den letzten vierundzwanzig Stunden zu soviel mehr geworden war. Er hatte Tristan weder unterbrochen noch aufgehalten. Nick hatte rein gar nichts getan, außer seelisch in unzählige Scherben zu zerbrechen, wie ein gesprungenes Glas.
'Doch bis es soweit ist, bis du sicher weißt, ob du mich weiter an deiner Seite haben willst oder nicht, werden wir getrennte Wege gehen. Verzeih' mir, aber ich hoffe so sehr, dass du dich für mich entscheidest, dass ich die Zeit, die du brauchst, um deine Wahl zu treffen, nicht bei dir sein werde. Ich kann es nicht ertragen, dir nahe und gleichzeitig fern sein zu müssen. Das war ich solange, doch jetzt, wo du die Wahrheit kennst, kann ich es nicht mehr. Ich liebe dich, Nicky.'
Dann war Tristan in ein Taxi gestiegen und hatte ihn verlassen. War gegangen und hatte sein Herz mitgenommen. Und er hatte einfach nur dagestanden und zugesehen.
Das Klingeln des Telefons riss Nick aus seinen Erinnerungen und er war dankbar dafür. „Ja?“
„Staatsanwalt Quinlan ist hier“, erklärte Linda und Nick konnte aus ihrer Stimme den missbilligenden Tonfall deutlich heraushören. Ihr gefiel ganz und gar nicht, was er seit zwei Wochen tat, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Linda das auch lautstark äußern würde. Da kannte seine Sekretärin keine falsche Scham, aber vor allem keine Zurückhaltung.
„Hat er gesagt, was er will?“
Linda seufzte. „Nein. Doch obwohl ich ihm bereits erklärt habe, dass Sie nicht gestört werden wollen, weigert er sich zu gehen, da es sich um eine persönliche Angelegenheit handeln würde.“
Nick verzog mit einem inneren Aufstöhnen sein Gesicht. Adrian Quinlan kam wegen einer persönlichen Angelegenheit direkt in seine Kanzlei? Ohne vorherigen Anruf? Ohne eine Terminvereinbarung? Das bedeutete Ärger. „Schicken Sie ihn ihn rein, Linda, und machen Sie Feierabend.“
„Wie Sie wünschen. Wann haben Sie übrigens vor, heute zu gehen? Oder nächtigen Sie erneut in Ihrem Büro?“ Lindas Stimme klang viel zu freundlich, um wirklich so gemeint zu sein. Er schwieg ertappt, was ihr Antwort genug war. „Das dachte ich mir. Darüber reden wir morgen früh, Mister Kendall“, zischte Linda nämlich im nächsten Augenblick, was Nick die Augen verdrehen ließ. Noch mehr Ärger. Na wunderbar. „Soll ich abschließen, wenn ich gehe?“
„Ja, danke.“
„Bis Morgen, Mister Kendall.“
„Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen, Linda.“
„Pah!“, kam zurück, dann legte sie auf und Nick musste sich arg beherrschen, um seinen Kopf nicht auf die Tischplatte zu schlagen. Linda musste wirklich sehr sauer auf ihn sein, wenn sie sich zu so einer Äußerung hinreißen ließ, obwohl Adrian bei ihr im Vorzimmer stand.
Der ließ sich auch nicht lange bitten, denn keine fünf Sekunden später ging die Tür auf und Nick schaute zu, wie Adrian mit seinem energisch, federnden Gang, für den er vor Gericht mittlerweile ein klein wenig berühmt war, sein Büro durchquerte und sich vor seinem Schreibtisch aufbaute. Mit dem schwarzen Anzug und den bedrohlich schauenden blau-grauen Augen sah Adrian richtig Respekt einflößend aus und wusste das auch zu nutzen, wenn er es brauchte. An und für sich war er aber ein sehr umgänglicher Mann. Solange man ihn nicht verärgerte, was Nick mit Sicherheit getan hatte, sonst wäre Adrian nicht hergekommen.
Adrian schwieg abwartend, was ihn umgehend mächtig nervös werden ließ. Er kannte sein Gegenüber gut genug, um zu wissen, dass, wenn Adrian die Geduld bewies, solange zu warten, bis Linda als einzige Zeugin außer Haus war, was ein Türklappen im nächsten Augenblick
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