Blind ist der, der nicht lieben will
wie sein Vater, die letzten Wochen hatten es ihm immer wieder bewiesen, und solange er sich nicht im Griff hatte, was er nie schaffen würde, würde Nick den Teufel tun und sich Tristan nähern, so gerne er es auch getan hätte. Allein schon die Erinnerung an ihren einen Kuss in New York reichte aus, um ihm ein schmerzhaftes Ziehen in der Brustgegend zu bescheren.
„Nick, hast du jemals über eine Therapie nachgedacht?“, riss ihn Adrians resolute Stimme aus seinen Gedanken. „Wenn nein, dann tu es, und tu es bald. Du bist für sehr lange Zeit ohne klargekommen, aber Tristan hat etwas in dir ausgelöst und wenn du das nicht bald in den Griff bekommst, werden dich deine Erinnerungen eines Tages förmlich überrollen. Und sollte das während einer Verhandlung im Gerichtssaal passieren, kannst du einpacken. Wobei, im Augenblick schaffst du es auch ohne Nervenzusammenbruch ganz wunderbar, deine Karriere zu ruinieren.“
Nick blinzelte, irritiert von dem abrupten Themenwechsel. „Wovon redest du bitte?“
Adrian seufzte und schaltete eine Nachttischlampe ein, bevor er sich aufsetzte. „Ich rede davon, dass du in deinen Schriftverkehr einen dermaßen groben Fehler reingehauen hast, dass Richter Bolton heute Nachmittag bei mir anrief, um mich zu fragen, was bei dir schon wieder los ist?“
„Richter Bolton?“ Nick blieb der Mund offen stehen.
„Ja.“ Adrian sah ihn ernst an. „Dein Antrag zum Thomson-Fall, du erinnerst dich? ...Ich habe ihn aus Boltons Büro geholt und sofort verschwinden lassen, nur so zur Info für dich. Wäre der nämlich irgendwo aufgetaucht, wärst du umgehend erledigt gewesen, weil in dem Antrag ein privates Gesprächsprotokoll zwischen dir und deinem Mandaten steckte.“
„Was?“ Nick war fassungslos und begann fieberhaft zu überlegen. „Das kann gar nicht sein. Ich habe alle Briefe doch selbst...“ Er verstummte abrupt, als ihm einfiel, wann er den und noch ein paar andere Anträge fertig gemacht hatte. Montagmorgen, nachdem Tristan ihm einen Tag zuvor erklärt hatte, er wolle vorerst keinen Kontakt mehr mit ihm haben. „Scheiße.“
„Das kannst du laut sagen“, stimmte Adrian ihm zu. „Kendall, ich werde nicht zulassen, dass du deine Karriere ruinierst, noch bevor sie richtig angefangen hat, weil du dein Leben nicht in den Griff bekommst.“
Nick presste die Lippen aufeinander, nur leider kannte Adrian ihn zu gut, um den Gesichtsausdruck sofort als das zu erkennen, was er war. Es hatte auch einige Nachteile mit demselben Mann eine fünfzehnjährige Bettbeziehung zu führen.
„Fang' nicht so, Nick. Ich stelle dich unter die kalte Dusche, wenn du versuchst, dich in deinem Schmollwinkel zu verstecken. Aus dem Alter bist du schon lange raus.“
„Ich schmolle nicht“, murrte Nick, wohl wissend, dass er es eben doch tat.
„Sicher tust du das, weil du dir nicht in dein Leben hineinreden lassen willst und genau das tue ich gerade. Hör' auf damit. Es ist offensichtlich, dass du Probleme hast, also such' dir Hilfe, bevor die Sache mit diesen Erinnerungen an deinen Vater außer Kontrolle gerät. Und was Tristan angeht...“ Adrian stützte sich seitlich auf einem Arm ab, um ihn finster anzusehen. „Dein ganzes Leben hast du nach einem Mann wie ihm gesucht. Einem, der dich so akzeptiert, wie du bist. Und als du ihn findest, lässt du ihn gehen?“ Adrian schüttelte mit strafendem Blick den Kopf. „Wie viele Männer kennst du, die soviel Rückgrat und innere Stärke besitzen um das, was sie über alles lieben, gehenzulassen?“
„Du meinst abgesehen von mir?“
Adrian fluchte unflätig, um sich dann erneut vielsagend an die Stirn zu tippen. „Du warst noch nie der hellste Stern am Himmel, wenn es um Gefühlsdinge geht, das wissen wir beide, aber das eben war sogar unter deiner Würde. Tristan liebt dich und er hat dich gehenlassen, weil er hofft, dass du ihm folgst. Er wird dich nicht einsperren, weder heute noch irgendwann. Er wartet darauf, dass du zu ihm kommst.“
Nick fuhr im Bett hoch und explodierte. „Ich kann das nicht! Ich wünschte, ich könnte, aber es geht nicht! Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn ich ihm auch nur ein Haar krümme.“
„Du bist nicht dein Vater, verdammt nochmal.“ Adrian wandte sich schnaubend ab und stand auf, um verärgert in seinem Schlafzimmer auf und abzulaufen. „Willst du es etwa riskieren, dass er jemanden Anderen findet, nur weil du Angst vor dir selbst hast?“
„Es wäre das Beste für ihn“, antwortete Nick
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