Blind ist der, der nicht lieben will
Beiden noch hier auf dem Revier und nicht schon bei Adrian mit anderen Dingen beschäftigt. Nick verbot sich, den Gedanken weiterzuführen. Er hatte auch so genug Probleme am Hals, da wollte er sich nicht noch zusätzlich mit seiner verdammten Eifersucht herumschlagen. Im nächsten Moment entdeckte Tristan ihn.
„Du blödes Arschloch. Dass du dich wirklich hierher traust. Mich wegen einem vergessenen Strafzettel einbuchten zu lassen. Hast du sie noch alle?“
Nick warf Adrian einen wütenden Blick zu, dann trat er vor die Zelle, in der Tristan mit in die Seite gestemmten Händen stand und ihn ansah, so als wolle er ihn erwürgen, sobald er die Gelegenheit dazu bekam. „Das war seine Idee, nicht meine“, erklärte er und deutete auf Adrian. „Was das soll, weiß ich allerdings auch nicht.“
„Blödsinn.“ Tristan funkelte ihn wutentbrannt an. „Laut deinem Staatsanwalt, hast du mir etwas äußerst Wichtiges zu sagen und da ich dir aus bekannten Gründen aus dem Weg gehe, fiel euch Deppen offenbar nichts anderes ein, als mich verhaften zu lassen.“
„Vorsicht, Blauauge“, warnte Adrian und lehnte sich im Gang nach hinten gegen die Wand. „Beleidigung eines Oberstaatsanwaltes kann dich teuer zu stehen kommen.“ Dann sah er zu den beiden an der Tür wartenden Polizeibeamten. „Lasst uns bitte allein, Jungs. Danke.“
„Ach, leck' mich doch“, murrte Tristan völlig unbeeindruckt und Nick verzog das Gesicht. Sein darauffolgendes Kopfschütteln wurde von Adrian natürlich ignoriert.
„Hätte ich nichts dagegen, aber Nick will dich nicht teilen, was ich wirklich verdammt schade finde, du gefällst mir nämlich.“
„Adrian!“, zischte er, aber da war es schon zu spät.
Tristan schwieg erstaunt. Eine ganze Weile sogar, die er damit verbrachte zwischen ihm und Adrian hin und herzusehen, was Tristan aber auch keine Antwort auf die Frage brachte, die Nick schon nach kürzester Zeit deutlich in dessen Augen lesen konnte. Oh, er würde Adrian nachher dafür umbringen, soviel stand fest. Als wäre dieser ganze Irrsinn nicht schon verrückt genug, musste Adrian mit seinem dummen Kommentar nun auch noch Tristans Neugier schüren.
„Hast du mir nicht gesagt, ihr hättet nur Sex?“, wollte Tristan schließlich wissen und trat an die Gitterstäbe. „Was verstehst du eigentlich darunter?“
Adrian lachte leise. „So nennst du das, Nick? Interessant.“
Nick hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, nur war das keine Option. Adrians Blick war deutlich. Er würde Tristan alles über sie erzählen, wenn Nick es nicht auf die Reihe bekam und Klartext redete. Und genau das wollte er nicht. Weder heute, noch morgen, noch überhaupt. Verdammt, wieso tat Adrian ihm das an?
„So heimisch ich mich hier auch fühle, wir sollten die Location wechseln“, schlug Tristan auf einmal vor und warf Adrian dabei einen fragenden Blick zu. „Kennen Sie Ians Pub?“
Adrian hob eine Braue, dann nickte er. „Einverstanden.“
Schön, dass er nicht mal mehr gefragt wurde. Nick behielt seinen ätzenden Gedanken allerdings für sich, wie auch viele weitere, die ihm während der Fahrt zu Ian durch den Kopf schossen. Stattdessen sagte Nick einfach gar nichts mehr und entschied, das auch solange durchzuziehen, bis... bis... er wusste es nicht, aber ehrlich und offen mit Tristan zu reden, kam nicht in Frage, schon gar nicht im Beisein von Adrian, oder Ian, oder überhaupt. Tristan würde ihn und seine Ängste wahrscheinlich genauso wenig verstehen wie dieser verdammte Staatsanwalt, der sich sein Freund schimpfte, dabei war alles, was er wollte, Tristan beschützen. Ganz besonders vor sich selbst, weil das Alles eben nicht so einfach war, wie Adrian sich das offenbar dachte.
„Nanu?“
Ian, gerade dabei ein Bierglas zu polieren, hielt damit inne und schaute ihre kleine Truppe verwundert an, als sie durch die Tür in seinen Pub traten. Um diese Zeit waren, Gott sei Dank, noch keine Gäste bei Ian, aber leichter machte das die ganze Sache für Nick trotzdem nicht.
Tristan lächelte zaghaft. „Hi Ian.“
„Was verschafft mir denn die frühe Ehre?“, wollte der alte Vietnamveteran mit einem belustigten Unterton in der Stimme wissen und erwiderte Tristans Lächeln. „Seid ihr etwa aus dem Gericht geflogen, oder warum guckt Nick so finster?“
„So ungefähr“, murmelte Tristan und räusperte sich, bevor er mit einem Wink in die hinterste Ecke des Raumes deutete. „Wir müssen etwas klären. Können wir deinen letzten
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