Blind ist der, der nicht lieben will
tatsächlich einen, wie ihm nach längerer Überlegung einfiel. Er hatte ihn nur nie benutzt, im Gegensatz zu Tristan. Allerdings dürfte es damit nun vorbei sein. Nick presste die Lippen zusammen, worauf Adrian genervt seufzte und ihm das leere Glas abnahm, um es zurück auf den Nachttisch zu stellen.
„Nick, hör' auf. Ich kenne dich, seit du mit siebzehn in dieser Bar aufgetaucht bist und dich schamlos an mich herangemacht hast. Heute bist du erwachsen, aber du stehst jetzt wieder vor einer Kreuzung und musst die richtige Biegung nehmen. Und du musst dich bald entscheiden, sonst wird Tristan die Mauer um sein Herz herum so hoch gebaut haben, dass du nicht mehr über sie drüber kommst, geschweige denn, auch nur ein kleines Loch hineinschlagen kannst.“
„Ich will doch gar nicht, dass...“
„Hör' auf mich anzulügen, verdammt noch mal!“, fluchte Adrian und Nick sah ihn erschrocken an, aber sein Staatsanwalt war noch lange nicht fertig mit ihm. „Ich lasse dich gehen, damit ihr glücklich werden könnt, obwohl ich einen Dreck tun müsste, das weißt du ganz genau. Ich könnte dich einfach weiter in meinem Bett behalten und mich darüber freuen, dass du Tristan aus deinem Leben gejagt hast, aber ich tue es nicht, weil ich, auch wenn überall das Gegenteil behauptet wird, sehr wohl genügend Herz besitze, um zu sehen, dass du todunglücklich bist. Hör' endlich auf, dich wie ein Arschloch zu benehmen. Ich verdiene mehr als das, Nicholas.“
Nick erstarrte. „Nenn' mich nicht so.“
„Warum? Weil dein Vater es getan hat?“ Adrian schnaubte wütend. „Du musst dich von diesem Bastard lösen, Nick. Warum lässt du ihn nur weiter solche Macht über dich haben?“
„Ich...“
„Nein!“, unterbrach Adrian ihn mit einem Kopfschütteln. „Es gibt keine Ausrede, Nick. Er ist tot. Begraben. Auf Nimmerwiedersehen aus deinem Leben verschwunden. Er kann dir nicht mehr wehtun, nie mehr, hörst du mir zu?“
„Ja“, antwortete er automatisch.
„Dann hör' auf, ihn zu benutzen, nur weil du Angst hast, Tristan nicht gerecht zu werden.“ Nick zuckte getroffen zusammen. „Ja, ich weiß das. Er ist der erste, für den du so empfindest und das macht dir eine Heidenangst, eben weil du keine Ahnung hast, wie es sich anfühlt und was es in deinem Leben verändern wird. Dazu kommt der ganze Mist mit deinem Vater. Aber das alles, so sehr ich dich auch verstehe, ist keine Rechtfertigung für das, was du gestern in Ians Pub getan hast.“
Nick sah betreten zur Seite, weil er Adrians Blick nicht mehr aushielt. Er fühlte sich gerade wieder wie damals, als sie sich in dieser verrauchten Bar das erste Mal gesehen hatten. Was hatte er sich damals aufgeführt. Wie ein typisch durchgeknallter Teenager. Und dieser ganze Quatsch mit der Wette zwischen ihm und seinen Freunden, wer zum ersten Mal mit einem Kerl schlief, war genauso hirnverbrannt gewesen, wie die Tatsache, dass er in dieser Bar einen auf cooler Typ gemacht hatte, innerlich aber vor Angst fast gestorben war.
Zum Glück war er damals an Adrian geraten. Mitte Zwanzig, am Ende seines Jurastudiums und bereits auf dem Weg ein aufstrebender Anwalt zu werden, hatte Adrian Quinlan einen Blick auf ihn geworfen und gewusst, was los war. Trotzdem hatte er auf der Einlösung der Wette bestanden, nachdem er die ganze und absolut dämliche Geschichte aus ihm heraus gekitzelt hatte. Das Ende war sein erstes Mal mit einem Mann gewesen, der genau wusste, was er tat und wollte.
Für Nick war es eine einmalige Sache gewesen, aber Adrian hatte ihm sehr schnell klargemacht, dass er nicht im Traum daran dachte, ihn einfach so sein Leben leben zu lassen. Und das hatte Nick im Nachhinein gerettet. Statt weiterhin mit Sven und Mark durch die Straßen zu ziehen und Blödsinn anzustellen, hatte Adrian dafür gesorgt, dass er die Schule fertig machte und ihn danach, als Nick nicht wusste, was er mit seiner Zukunft anfangen sollte, mit zu Gerichtsverhandlungen genommen, wo sein Schicksal besiegelt worden war.
Adrian hatte seine Neugier für Recht und Gesetz geweckt und ihm nach seinem erfolgreichen Studium den Einstieg in die Kanzlei bei Palmer & Wechsler möglich gemacht. Nick schuldete Adrian Quinlan eine ganze Menge, das wussten sie beide, genauso wie ihm klar war, dass Adrian seine Schuld ohne zögern einfordern würde, sollte es notwendig werden.
„Du kannst so weitermachen wie bisher, Nick. Wir können noch die nächsten fünfzehn Jahre unsere Spiele spielen, du kannst deine
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