Blind ist der, der nicht lieben will
Tisch besetzen?“
„Na klar, was soll die dumme Frage, Tristan?“ Ian studierte sie nacheinander, um dann misstrauisch die Stirn zu runzeln. „Ich weiß zwar nicht, was ihr gerade ausbrütet, aber eure Gesichter gefallen mir nicht. Ich mache euch Kaffee. Ihr seht mir so aus, als könntet ihr ihn brauchen.“
Nick bezweifelte, dass Ian Tristans 'Danke' noch hörte, so flink war er in der kleinen Küche verschwunden, die ein Teil seines Pubs war, und als Nick keinerlei Anstalten machte, Tristan freiwillig an den Tisch zu folgen, half Adrian mit der flachen Hand in seinem Rücken nach und schob ihn damit energisch vorwärts. Nick hätte ihn dafür am liebsten erwürgt.
„Nick, was willst du mir sagen?“, fragte Tristan leise, als sie sich dann am Tisch, direkt neben der Jukebox, verteilt hatten.
Nick presste die Lippen zusammen und schwieg.
„Letzte Gelegenheit“, warf Adrian daraufhin ruhig ein und setzte ihm wie erwartet die Pistole auf die Brust. „Sag' ihm, was mit dir los ist, oder ich tue es.“
Nick wünschte ihm die Pest an den Hals. „Wieso mischt du dich da ein? Es geht dich nichts an.“
„Ich mische mich ein, weil du mir wichtig bist und dein Leben im Moment den Bach runtergeht. Also? Redest du jetzt endlich mit dem hübschen Blauauge, oder...?“
Adrian beendete seinen Satz nicht und das war auch nicht nötig. Nick verlor die Kontrolle. „Oder was?“, fragte er giftig. „Wirfst du mich aus deinem Bett, um für ihn Platz zu haben?“
„Nick!“, zischte Adrian warnend.
„Wie bitte?“, fragte Tristan im gleichen Moment verblüfft.
Es war einfach zuviel. Die ganzen letzten Wochen, diese seltsame Situation mit Adrian und Tristan an einem Tisch zu sitzen und sich ständig verteidigen zu müssen. Nick konnte nicht mehr. Alles lief mit jedem Tag mehr aus dem Ruder und er hasste es, über etwas die Kontrolle zu verlieren. Er wollte das nicht, weil er der falsche Mann für Tristan war. Wieso verstand ihn eigentlich niemand? Wieso wurde er als Dummkopf hingestellt, weil er sich Sorgen um Tristan machte? Nick zog sich zurück, innerlich wie auch äußerlich und sah Tristan und Adrian gleichermaßen wütend an.
„Ihr könnt mich mal, alle beide. Wisst ihr was? Nehmt euch am Besten ein Zimmer und probiert aus, ob ihr zueinander passt, dann sind alle meine Probleme auf einen Schlag gelöst. Was Sex angeht, ist Adrian ein wahrer Meister, du bist also in perfekten Händen, Tristan. Ich wünsche euch viel Spaß.“
Tristan wich vor ihm zurück, so als hätte er ihn geschlagen, und das tat Nick weit mehr weh, als jede verbale Beleidigung es hätte tun können. Aber es musste sein. Er würde Tristan nie das an Liebe geben können, was der brauchte und vor allem auch verdiente, also war es besser, jetzt und für immer einen Schlussstrich zu ziehen. Und sobald Tristan sich von ihm abgewandt hatte, würde er sich um Adrian kümmern. Wenn schon ein Schlussstrich, dann auch ein kompletter.
„Fahr' zur Hölle, Nick.“
Mit diesen Worten stand Tristan von ihrem Tisch auf und verließ mit energischen Schritten den Pub. Nick ignorierte den daraufhin einsetzenden Schmerz in seiner Brust, genauso wie alles andere um sich herum. Es war egal. Alles war egal. Jetzt zählte nichts mehr. Ian setzte sich neben ihn und im nächsten Moment registrierte Nick Adrians Blick. Er fiel beinahe vom Stuhl, denn aus dessen Augen sprach die pure Wut. Jegliches Wort der Verteidigung, blieb ihm im Halse stecken, als Adrian ihn am Kragen seines Jacketts packte und über den Tisch zog.
„Bist du eigentlich total bescheuert, Kendall? Wie kannst du so arrogant sein und aus falscher Angst den Mann vor den Kopf stoßen, der dich seit vielen Jahren liebt?“
„Lass los“, keuchte Nick aus Luftmangel und Fassungslosigkeit gleichermaßen, erreichte damit aber gar nichts, denn als nächstes machte Ian seinem Ärger Luft.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber du bist dermaßen feige, Nick, das schlägt wirklich dem Fass den Boden aus. Der Junge, den du gerade auf Nimmerwiedersehen aus deinem Leben getrieben hast, war in den letzten Jahren die einzige Konstante für dich.“ Ian schaute kurz zu Adrian. „Von diesem Herrn hier, der dich im Moment erwürgt, mal abgesehen, schätze ich, aber das geht mich nichts an. Weißt du, ich dachte, du wüsstest es zu schätzen, dabei hast du es nicht mal verstanden. Tristan liebt dich schon so lange... er hat immer zurückgesteckt und still gelitten, wenn du dich aus
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