Blind ist der, der nicht lieben will
ganz sanft auf die Nasenspitze. „Der Fehler ist gemacht, Nick, ein Zurück gibt es nicht mehr. Du musst dich dafür entschuldigen und dein hübsches Blauauge muss dann ganz allein für sich entscheiden, ob er dir das verzeihen kann.“
13. Kapitel -
Nick hatte Angst. Das Gefühl war ihm nicht neu, aber in dieser Intensität hatte er sie noch nicht gespürt. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand mit der Hand das Herz zusammendrücken. Er wollte sich umdrehen und davonlaufen, aber er brachte es nicht fertig. Nicht, weil er es nicht gekonnt hätte, sondern weil Nick wusste, dass er dann auf alle Ewigkeit bei den Bennetts verspielt hatte. Und eines war ihm in den letzten beiden Wochen, die er in Adrians Apartment verbracht und seine Wunden geleckt hatte, mit jedem Tag mehr und mehr klar geworden. Die Bennetts waren seine Familie. Er hatte keine andere und Nick wollte sie nicht verlieren. Deshalb hatte er Linda nach einem langen und vor allem klärenden Gespräch in den Urlaub geschickt, seine Kanzlei geschlossen, und war nach Cumberland gekommen, um zu retten, was noch zu retten war. Wieder einmal.
Er wusste, dass Tristan in der Stadt war. Wo genau hatte er zwar nicht herausfinden können, aber ihm fielen nur drei Möglichkeiten ein. Tristans Eltern, Grandma Charlie, oder Connor und Daniel. Bei Charlie war er bereits gewesen. Die alte Dame hatte ihm wortlos die Tür vor der Nase zugeschlagen und mittlerweile mit Sicherheit Tristans Eltern informiert, vor deren Tür er gerade stand und sich nicht traute anzuklopfen, aus Angst, dass Will und Rachel genauso auf seinen Anblick reagieren würden wie Charlie.
„Dass du dich traust, hier aufzutauchen.“
Nick wirbelte erschrocken herum und riss die Augen auf, als er sich so plötzlich mit den zwei Menschen konfrontiert sah, die ihm in den letzten paar Jahren dermaßen ans Herz gewachsen waren, wie nur wenige sonst. „Ich... ich wollte... ich...“, stotterte er und brach ab, weil Wills Blick sich unheilverkündend verdüsterte.
„Was, Nick? Meinen Sohn noch mehr verletzen, als du es bereits getan hast? Ich bezweifle, dass das möglich ist, allerdings werde ich dir auch keine Chance geben es zu versuchen.“
„William, bitte...“, murmelte Rachel und legte eine Hand auf den Unterarm ihres Mannes, der ihn so verärgert ansah, dass Nick rein instinktiv nach hinten zurückwich, bis die Haustür ihn stoppte.
„Sag' mir jetzt nicht, dass ich mich beruhigen soll, Rachel. Er kommt mir nicht in Tristans Nähe, damit das gleich mal klar ist.“
William Bennett war mehr als nur wütend auf ihn. Verständlich. Nick schluckte die aufsteigende Übelkeit hinunter und kratzte den letzten Rest noch verbliebenen Mut in sich zusammen, bevor er sich von der Tür abstieß und innerlich heftig zitternd vor jenen Mann trat, den er so sehr enttäuscht hatte. Er hatte eine Menge wieder gutzumachen, es wurde Zeit, dass er damit anfing.
„Du kannst von mir denken, was du willst. Du kannst mich sogar hassen, aber ich werde hier nicht weggehen. Gib' mir eine Chance, mit deinem Sohn zu reden. Ich muss versuchen wieder gutzumachen, was ich angerichtet habe, und wenn ich das nicht kann, dann will ich mich wenigstens bei ihm entschuldigen.“
„Und wenn er nicht mit dir sprechen möchte?“, fragte Rachel so sanft, dass Nick unwillkürlich eine Gänsehaut bekam. Hinter ihrem ruhigen Äußeren brodelte eindeutig ein Vulkan.
„Dann muss er mir das direkt ins Gesicht sagen. Ich werde es akzeptieren und ihn nie wieder belästigen, aber ich möchte Tristan in die Augen sehen, wenn er mir das sagt. Ich werde gehen, wenn er selbst es von mir verlangt.“
Rachel nickte schweigend und sah zu Will, der immer noch finster auf ihn hinunter starrte, was Nicks Angst, je länger das Schweigen zwischen ihnen anhielt, nur schürte, denn die Stille empfand er als viel furchtbarer, als jedes böse Wort, das der Arzt ihm an den Kopf hätte werfen können. Will war einen Kopf größer als er, was Nick zusätzlich nervös machte, und nach ein paar Minuten, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, musste er sich bereits mächtig zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen, weil jede noch so kleine Bewegung von Will seine Angst weiter verstärkte. Er wusste, dass Tristans Vater ihm nicht wehtun würde, aber das Wissen darum half Nick im Augenblick nicht weiter. Adrian hatte Recht, er brauchte dringend eine Therapie.
Nick sah zu Rachel, als er die Stille nicht mehr aushielt, die ihn sehr nachdenklich
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