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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Tatsache, dass Sie Ihren rechten Arm dafür hergeben würden, sie flachzulegen, und dass sie sich nicht allzu sehr widersetzen würde. Was hält Sie davon ab?«
    »Ich stelle Ihnen mal eine Frage, Doktor«, meinte ich. »Ist es nicht unethisch für einen Psychiater vorzuschlagen …«
    »Ich habe gar nichts vorgeschlagen. Ich habe gefragt, warum Sie nicht das getan haben, wonach Sie gieren und wozu Sie die Möglichkeit haben.«
    »Nun«, erwiderte ich. »Ich … ich weiß nicht. Vielleicht komme ich noch dazu.«
    »Sie bestrafen sie, richtig, Howie? Warum? Wie weit wollen Sie mit Ihrer Bestrafung gehen?«
    »Ach, hören Sie schon auf«, lachte ich leichthin. »Wozu sollte ich sie bestrafen wollen?«
    »Meine Frage. Eine von zweien.«
    »Aber das ist doch Unsinn! Das ist zu albern, um darüber zu reden!«
    Er wartete. Saß da und wartete, und seine Augen bohrten sich tief in meine. Mit einem forschen brrr meldete sich sein Tischsummer.
    Das dritte Mal in den letzten zehn Minuten. Diesmal mit einem ungeduldigen, gebieterischen Ton.
    Ich schwieg natürlich weiter. Ich atmete ein wenig schwer, bewunderte seine Cleverness, obwohl sie mich in Bedrängnis brachte. Er hatte vollkommen recht, was mich betraf, versteht sich. Er hatte vollkommen recht und lag doch völlig falsch. Ich verstellte mich vor ihm. Ich versperrte die Zugänge, durch die mir Hilfe hätte zuteilwerden können. Dabei wollte ich Hilfe, ganz verzweifelt sogar. Es war nicht meine Schuld, dass ich gleichzeitig gezwungen war, mich dagegen zu wehren.
    Wieder ertönte der Summer. Ein beinah verdrießliches brrr brrr brrr!
    Doktor Barnsdall seufzte, drückte zur Antwort auf einen Knopf und nickte.
    »Sie haben den Gegenwert für Ihr Geld erhalten, Howie. Ich sollte wohl sagen, Sie haben sogar mehr Zeit dafür bekommen als vorgesehen. Lassen wir es damit bewenden, in Ordnung? Ich gebe Ihnen die Namen von ein paar anderen Ärzten, und …«
    »Nein«, unterbrach ich ihn. »Ich möchte keinen anderen Arzt.«
    »Ich finde, das wäre das Beste, Howie. Wirklich.« Er schrieb schnell auf einen Notizblock, riss das Blatt ab und schob es mir über den Tisch zu. »Alles Gute und viel Glück für Sie.«
    Ich stand unsicher auf. Ich nahm die Namensliste, zerriss sie und warf mit den Fetzen nach ihm.
    »Sie und Ihre gottverdammten Empfehlungen können mich mal kreuzweise«, sagte ich. »Ich würde noch nicht mal Ihren Rat beherzigen, an welcher Seite man ein Streichholz anreißt! Wo haben Sie überhaupt Ihren Abschluss gemacht, am College für Kosmetologie? An der Akademie für Veterinäranatomie in Dummhausen? Sie sind gar kein Psychiater, Sie sind ein gottverdammter Schwindler!«
    »Das denke ich auch oft, Howie. Sollen wir jetzt Abschied nehmen?«
    »Sie können sich Ihren Abschied in den Hintern stecken! Und wie kommt man hier raus, ohne wieder durch Ihren gottverdammten Zoo zu gehen? Wo ist der Hinterausgang?«
    »Es gibt keinen, Howie«, antwortete er. »Sie gehen zu der Tür hinaus, durch die Sie hereingekommen sind. Immer.«

6.
    Leicht deprimiert trat ich auf die Straße hinaus und redete mir, wenn auch ohne viel Erfolg, ein, ich wäre ohne Barnsdall besser dran. Ganz gleich, welche Verdienste er vorzuweisen hatte oder nicht, er hatte mich abgewiesen. Eine weitere Zurückweisung in einer langen Reihe von Zurückweisungen. Ich fragte mich, wann das jemals ein Ende haben würde.
    Es war ein wenig früh, um in die Wohnung zurückzukehren. Ich wollte sicher sein, dass die Furien aus dem Weg waren, und Carol sollte noch eine Weile allein bleiben. Sie musste allein sein, um über die Katastrophe nachzudenken und sich zu fragen, wie es dazu hatte kommen können.
    Also wanderte ich eine Weile umher und schlug die Zeit tot (die sich als recht unempfindlich dagegen erwies). Als ich es leid war, ziellos umherzustreifen, betrat ich ein kleines Restaurant.
    Die Kellnerin hatte lange rote Fingernägel und zahlreiche Pickel von derselben Farbe im Gesicht. Sie befingerte sie, während ich meine Bestellung aufgab, und zeigte keinerlei Lebenszeichen, abgesehen von wiederholtem Brummen und einigen »Hä?« Ich bestellte einen einfachen Donut und einen schwarzen Kaffee. Sie brachte mir einen glasierten Donut und einen Kaffee mit Milch und Zucker. Als sie beides vor mich hinknallte, erhaschte ich einen Hauch von Eau de Femme fäkal, ein Duft, der manchmal mit der Ausdünstung von altem Fisch verwechselt wird.
    Wir sahen uns an. Sie schrieb die Rechnung, legte sie sorgfältig in den

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