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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Vater wolle, dass sie sie kennenlernten. Natürlich sei meine Mutter weiß und schön, aber ihr Vater sei Arzt und die meisten seiner Patienten seien weiß; er würde so gut wie nie schwarze Patienten behandeln, es sei denn, sie wären aus der besten Gesellschaft, also … also, nun, das würde doch alles ausgleichen, oder nicht? Wir stünden ziemlich auf der gleichen Stufe, obwohl meine Mutter weiß und schön sei.
    »Hör mal«, entgegnetet ich. »Worauf zum Henker willst du eigentlich hinaus? Ich hab ja nichts dagegen, ein bisschen Konversation gegen einen hübschen Hintern zu tauschen, aber das ist einfach zu viel, verdammt.«
    Liz fing an zu weinen, aber leise, vorsichtig, um keine Aufmerksamkeit bei den Schülern oder Lehrern zu wecken, die an uns vorbeikamen. »D-du w-weißt doch, Allen. Wir … w-wir sind anders. Wir sind nicht wie die anderen. Du weißt schon, die anderen? Wir sind …«
    »Wir sind keine Schwarzen, meinst du?«, fragte ich sie. »Was zum Henker sind wir denn dann, deiner Meinung nach?«
    »Ach, Allen! «
    »Hör mal!«, fuhr ich fort. »Du kannst dir die Haut bleichen, bis deine Knochen gelb werden, du kannst dir die Haare wachsen lassen, bis sie dir ins Arschloch kriechen. Und trotzdem bist du eine Schwarze. Du bist hübscher und besser ausgestattet als die meisten anderen, aber du bist eine Schwarze. Und das bedeutet, du bist leichte Beute. Du lässt andere ran, das brauchst du nicht zu leugnen.«
    »A-aber das tu ich doch gar nicht!« Ein großes, stummes Schluchzen durchfuhr ihren Körper. »Das h-hab ich noch nie! Ehr… – ehrlich … Ich hab noch nie …«
    »Ach, Scheiße!«, unterbrach ich sie. »Was zum Henker hast du denn geglaubt, was wir bei dir zu Hause tun würden?«
    »N-na ja, ich dachte, w-wir u-unterhalten uns und … und vielleicht essen wir was. Ein p-paar Chips und Coke, und …«
    Ich unterbrach sie erneut und meinte, sie und ich würden schon eine Coke haben. Eine warme. Schön aufgeschüttelt, gäbe das eine erstklassige Dusche.
    »Und statt kleiner Häppchen gibt es eine kleine Nummer. Nur eine kleine Änderung der Pläne, verstehst du? Faktisch dasselbe, womit du gerechnet hast. Also, kommen wir ins Geschäft, oder machst du dich samt deinem Bruder vom Acker und bleibst auch dort?«
    Liz biss sich auf die Lippen und wand sich. »Allen … Konntest du damit nicht warten? Ich meine, einfach so in der Öffentlichkeit, b-bevor du überhaupt meine Hand gehalten oder mich ge-geküsst hast, ich …«
    »Das kann ich ja morgen machen«, fiel ich ihr ins Wort. »Dann tätschel ich dir den Hintern und drück dir den Busen und all das. Jetzt will ich nur eine Antwort. Ja oder nein. Nicke einfach nur, wenn du nichts sagen willst.«
    Weiteres Zögern. Weiteres Sich-Winden und Jammern. Doch schließlich nickte sie. Sie würde die Entscheidung nicht bereuen, sagte ich zu ihr. Endlich sei sie auf dem Weg zu dem Leben, das ein schwarzes Mädchen nun mal vor sich habe, und in ein paar Monaten würde ihr das zur zweiten Natur geworden sein.
    »Und nicht nur das, ich werde dir nicht nur die Augen öffnen und deine Schenkel etwas spreizen, deine Du-weißt-schon wird viel Übung kriegen.«
    »Oh, Allen!«, jammerte sie.
    »Oh, Scheiß«, sagte ich, »und vier macht acht.«
    Dann drehte ich Liz herum, da sie sich anscheinend nicht rühren konnte, und gab ihr einen leichten Schubs. Ich achtete darauf, dass sie ein gutes Stück den Gang entlangstolperte. Als ich schließlich sicher war, dass sie weiterlaufen würde, ging ich hinaus, setzte mich auf die Eingangstreppe und wartete auf Josie Blair, die in Velies Büro noch ein paar Dinge zu erledigen hatte.
    Ja, da ich ein Mensch bin, zumindest ein recht anständiges Faksimile davon, hatte ich so meine Zweifel über mein Verhalten an diesem Tag und an den vielen, vielen Tagen zuvor. Zeitweilige Zweifel, gepaart mit Schuldzuweisungen. Und natürlich sehr, sehr bescheidenen Rechtfertigungen.
    Menschen beurteilen? Absolut fair in meinem Urteil sein? Katzenkot! Dingodung!
    Natürlich beurteile ich sie. Und da ich absolut fair darin bin, finde ich sie alle schuldig und verurteile sie dazu, an den Eiern aufgehängt zu werden, bis sie rot (oder in irgendeiner anderen fröhlichen Farbe) anlaufen. Sie sind alle schuldig, wir sind alle schuldig. Wir kommen randvoll mit beschissener Sünde auf die Welt, und die müssen wir uns rausprügeln lassen, bevor wir Gnade erfahren (jaha, so steht es in der Schrift. Der HERR is’n müder alter Mann, der alles

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