Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blind

Blind

Titel: Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
er zerschneidet Ihnen Ihre kleine Nuttenfratze …«
    Jude presste wieder das Montiereisen auf Jessicas Hals und drückte, so fest er konnte. Jessicas Augen quollen aus ihren Höhlen, und die Zunge schoss ihr aus dem Mund. Sie versuchte sich auf ihren Ellbogen aufzurichten. Jude drückte sie wieder nach unten, und ihr Schädel knallte auf den Boden.
    »Jude«, sagte Marybeth. »Nicht, Jude.«
    Er hob das Eisen leicht an, sodass Jessica wieder Luft bekam – und sofort fing sie an zu schreien. Es war das erste Mal, dass sie schrie. Jude drückte wieder zu, und sie verstummte.
    »Die Garage«, sagte Jude.
    »Jude.«
    »Mach die Tür zur Garage zu. Jeder verdammte Arsch, der da draußen vorbeigeht, kann sie hören.«
    Jessica schlug nach seinem Gesicht. Aber seine Arme waren länger als ihre. Er lehnte sich zurück und war außer Reichweite ihrer klauenartigen Finger. Er knallte ihren Kopf ein zweites Mal auf den Boden.
    »Noch ein Muckser, und ich schlag Sie gleich hier tot. Ich werde jetzt langsam das Ding hier von Ihrem Hals nehmen, und dann will ich was hören. Und zwar, was ich anstellen muss, damit ich den Geist loswerde. Können Sie direkt Kontakt mit ihm aufnehmen? Mit einem Ouija-Brett oder so? Können Sie ihn zurückpfeifen?«
    Er hob das Eisen wieder leicht an, und sie fing wieder an zu kreischen – ein durchdringender langer Schrei, der schließlich in gackerndes Gelächter überging. Mit einem Fausthieb auf den Solarplexus brachte er sie wieder zum Schweigen.
    »Jude«, sagte Marybeth. Sie hatte die Tür zur Garage geschlossen und stand jetzt wieder hinter ihm.
    »Später.«
    »Jude.«
    »Was ist?«, fragte er und drehte sich in der Hüfte halb zu ihr um.
    Marybeth hielt Jessica Price' bunt glänzendes, quadratisches Täschchen hoch. Nur dass es kein Täschchen war. Es war eine Lunchbox mit einem Hochglanzbild von Hillary Duff auf der Seite.
    Während er noch verwirrt Marybeth und die Lunchbox anstarrte und zu verstehen versuchte, warum sieihm das zeigte und warum das irgendeine Rolle spielte, fing Bon an zu bellen. Kraftvoll und dröhnend, aus den tiefsten Tiefen ihres Körpers. Als Jude sich zu Bon umdrehte, hörte er ein scharfes, metallisches Klicken, ein unverwechselbares Geräusch. Jemand spannte den Hammer eines Revolvers.
    Das Mädchen, Jessica Price' Tochter, war durch die Glasschiebetür der Veranda hereingekommen. Woher sie den Revolver hatte, konnte Jude nicht sagen. Es war ein riesiger .45er Colt mit Elfenbeineinlagen und einem so langen und schweren Lauf, dass sie ihn kaum hochhalten konnte. Unter ihren Ponyfransen hindurch schaute sie ihn konzentriert an. Auf ihrer Oberlippe leuchtete eine einzelne Schweißperle. Als sie sprach, tat sie das mit Annas Stimme. Das wirklich Schockierende aber war, wie gelassen sie klang.
    »Hände weg von meiner Mutter«, sagte sie.
    38
    Der Mann im Radio sagte: »Was ist Floridas Nummereins-Exportartikel? Wenn Sie auf Orangen tippen, tja, tut mir leid, falsch geraten.«
    Einen Augenblick lang war seine Stimme die einzige im Raum. Marybeth hatte Angus wieder am Halsband und hielt ihn zurück, keine leichte Aufgabe. Mit enormer Willens- und Muskelkraft drängte er vorwärts, und Marybeth musste sich mit beiden Beinen dagegenstemmen, um ihn zurückhalten zu können. Sein Knurren, ein tiefes, ersticktes Grollen, war eine wortlose, aber perfekte Drohung. Angesteckt von Angus, fing auch Bon wieder an, in kurzen, explosiven Stößen zu bellen.
    Marybeth sprach als Erste. »Du brauchst den Revolver nicht, wir gehen auch so. Komm, Jude, wir verschwinden. Nimm du Bon, wir hauen ab.«
    »Lass sie nicht aus den Augen, Reese«, schrie Jessica. »Sie wollen uns umbringen.«
    Jude schaute Marybeth an und nickte in Richtung Garagentür. »Los, weg hier.« Er richtete sich auf, wobei eines seiner alten Kniegelenke knackte und er sich mit einer Hand auf der Küchentheke abstützen musste. Dann wandte er sich Reese zu und suchte den Blickkontakt mit ihr. Über die .45er hinweg, die genau auf sein Gesicht zielte, schaute er sie an.
    »Ich nehm jetzt den Hund«, sagte er. »Ihr habt nichts mehr zu befürchten. Bon, los, komm her.«
    Bon stand genau zwischen Jude und Reese. Sie bellte unablässig. Jude machte einen Schritt nach vorn und streckte den Arm aus, um sie am Halsband zu nehmen.
    »Lass ihn nicht zu nah an dich ran!«, kreischte Jessica. »Er will bloß den Revolver.«
    »Stehen bleiben«, sagte das kleine Mädchen.
    »Reese«, sagte Jude. Er sprach sie mit ihrem Namen an,

Weitere Kostenlose Bücher