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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Art von Verbrechen, die zwar nichts mit Terrorismus zu tun hatte, die ihn aber dennoch zutiefst bestürzte.
    Junge Frauen und Mädchen, größtenteils Kriegsflüchtlinge aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion, wurden nach Tschechien gelockt, ohne zu wissen, dass sie als Sklavinnen des organisierten Verbrechens enden sollten.
    Jene Verbrecher, die vom Zerfall der sowjetischen Supermacht zu profitieren suchten, verlegten sich vom Handel mit Waffen auf dem Schwarzmarkt zunehmend auf den Menschenhandel und reagierten damit auf Deutschlands wachsende Sextourismus-Industrie. Dantzler verfolgte diese Entwicklung mit Abscheu und meinte einmal, dass er jetzt wisse, worauf er sich sein Leben lang vorbereitet hatte.
    Dantzler verließ den Nachrichtendienst und nahm eine Stelle bei Interpol in Frankreich an, wo er das erste internationale Büro gründen konnte, das sich mit dieser Form des Menschenhandels beschäftigte. Ein ganzes Jahrzehnt wurde Material zu diesem Thema gesammelt, bis der Europarat nach langwierigen Verhandlungen eine Konvention gegen Menschenhandel verabschiedete. Doch zu dieser Zeit hatte Deutschland seinen unrühmlichen Ruf als Hochburg des Sextourismus längst an Südostasien abgetreten, das in jüngster Vergangenheit seinerseits von Südamerika abgelöst wurde. Vor allem Brasilien hatte sich zum absoluten Zentrum dieses verbrecherischen Handels entwickelt.
    Dantzler stand ganz hinten im Saal, vor einer Glaswand, durch die man auf das Saskatchewan River Valley hinunterblickte. Über dem grauen Fluss tanzten die Schneeflocken in der hellen Vormittagssonne. Er zog eine Manschette seines Hemds hoch und sah auf seine goldene Breitling-Uhr, dann zog er die Vorhänge zu.
    Die Frau tippte noch einmal auf das Mikrofon, blies leicht hinein und lächelte den Helfern zu, die schon bereitstanden. Dann klatschte sie in die Hände und signalisierte ihnen mit einer Daumen-hoch-Geste, dass alles in Ordnung war.
    »Wie Sie alle wissen, haben wir eine lange Woche hinter uns. Wir haben eine Menge Informationen bekommen.« Sie tat so, als würde sie sich den Schweiß von der Stirn wischen. Ein breites Lächeln erschien auf ihren roten Lippen, sie hob die Augenbrauen und sah sich im Saal um. »Aber ich will Sie hier nicht wieder mit irgendwelchen organisatorischen Dingen quälen. Ich denke, davon haben Sie alle genug.«
    Man hörte leises Gelächter und vereinzeltes Applaudieren.
    »Unser letzter Vortragender, Helmut Dantzler, kommt von Interpol. Sein Thema weicht ein wenig von den bisher behandelten ab, und doch ist es eines, von dem wir alle schon gehört haben, das niemanden kalt lässt und das ein typisches Problem unserer Zeit ist.«
    Die Frau sah auf ihre Unterlagen hinunter.
    »Lange bevor die Vereinten Nationen sich auf eine Definition für Menschenhandel einigen konnten, haben Sie den Kampf dagegen in Ihren Städten und Straßen bereits geführt. Ob es sich nun um junge Mädchen handelte, die als >lebendes Spielzeug< in die Vereinigten Arabischen Emirate verschleppt wurden, oder um Ausbeuterbetriebe in New York City – Sie haben diese Fälle in mühsamer Kleinarbeit verfolgt. Fälle, in denen die Opfer auf das Mitleid der Geschworenen angewiesen waren, in einem Land, das sie bis dahin nur durch das Fenster eines Hauses gesehen hatten, in dem sie eingeschlossen waren. Sie hatten keine internationalen Gesetze, auf die sie sich stützen konnten. Bis zum heutigen Tag hat die Polizei nichts als lokale und regionale Gesetze, die kaum greifen. Sie erreichen hier und da eine Anklage wegen Mordes oder Entführung, manchmal auch wegen Verletzung der Einwanderungsbestimmungen – aber es passiert nur ganz selten, dass jene Männer und Frauen vor Gericht stehen, die in diesem Geschäft des Menschenhandels die Drahtzieher sind. Nun, die Welt wird immer kleiner, Ladys and Gentlemen. Einundvierzig Länder haben inzwischen Gesetze verabschiedet, um dem Menschenhandel zu begegnen – von Pakistan bis zum Sudan, von Miami bis Bangladesch. Die Welt beginnt auf den Wahnsinn dieser modernen Sklaverei zu reagieren. Letztes Jahr gab es fast fünftausend« – sie hob ihre Hände und malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – >»Verurteilungen<, und viele davon in Ländern, die sich an keine international gültigen Übereinkommen halten und in denen schon seit Menschengedenken Kinder verkauft werden.«
    Es folgte kurzer Applaus. Die Sprecherin nahm einen Schluck Wasser aus einer Flasche auf dem Rednerpult.
    »Helmut Dantzler

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