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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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obwohl ihm gar nicht zum Scherzen zumute war. »Du musst dir das nicht auch noch aufhalsen«, redete er ihr zu. »Du kannst nicht alles machen, Sherry.«
    »Ich muss es wissen«, erwiderte sie hartnäckig. Und schließlich gab Brigham nach.
    Er verriet ihr, dass sie die letzten Gedanken von Sergio Mendoza gesehen hatte, Sohn von Thiago Mendoza, dem Chef des mächtigsten Kokainkartells der Welt.
    Und jetzt saß dieser Graham hier bei ihr am Tisch.
    Es war eine ziemlich unwirkliche Situation – nicht gerade ein Gespräch, wie man es vielleicht über irgendwelche Dinge führte, die man in der Zeitung gelesen hatte.
    »Dann gehörte Sergio also nicht zum Kartell seines Vaters – ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
    »Er war überhaupt nie in Kolumbien, bis zum vorigen Jahr. Seine Mutter hat es nach der Scheidung nicht erlaubt. Sie hatte zwei ältere Brüder von Sergio durch die Drogen verloren, bevor sie ihren Mann verließ; einer der beiden starb in Medellin durch eine Kugel, die für seinen Vater bestimmt war.«
    »Was hat Sergio als Kind gemacht? Und später, bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr?«
    Die Frage schien Graham zu amüsieren. »Sein Vater stand auf der Rangliste der reichsten Männer der Welt an zweiundzwanzigster Stelle. Er wuchs in Monte Carlo auf und spielte Polo im Mittelmeergebiet. Was sonst noch? Jachten, Frauen, Kasinos, er lebte wie im Schlaraffenland.«
    »Und Sergio war ein Abenteurer. Ein Bergsteiger«, fügte Sherry hinzu.
    »Er hat angeblich zwei Berge in Tibet bestiegen. Vor dem Denali.«
    »Was hat ihn dann bewogen, in die alte Heimat zurückzukehren? Nachdem er mit der Welt seines Vaters nie etwas zu tun hatte?«
    »Seine Mutter starb vor zwei Jahren an Leukämie. Ein Jahr später, Sergio lebte gerade in Monaco, erfuhr Thiago, dass er Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte. Da beschloss Sergio, nach Hause zu kommen. Ich schätze, er suchte nach seinen Wurzeln, und sein Vater war alles, was er dort noch hatte. Wir wissen, dass Sergio die ganze Zeit bei seinem Vater in Kolumbien blieb, während der Alte sich der Chemotherapie unterzog. Sie flogen in diesem Jahr regelmäßig nach Dallas.«
    »Wurde Thiago denn nicht vom FBI gesucht?« »Es war klar, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, Miss Moore, wir hatten die medizinischen Berichte gesehen. Statt ihn festzunehmen, beobachteten wir ihn lieber in seinen letzten Lebensmonaten, um noch ein paar interessante Dinge zu erfahren. Und so sind wir auch auf Sergio gestoßen. Wie Sie wissen, haben ihn die Medien noch gar nicht für sich entdeckt. Die Paparazzi verloren das Interesse an dem Jungen, als seine Mutter wieder heiratete. Als er dann nach Südamerika kam, war er ein Unbekannter.« »Und Thiago starb vor zwei Monaten?« Graham nickte. »Das Begräbnis war in Barranquilla.« »Und der Junge aus Monte Carlo erbt plötzlich das größte Drogenkartell Kolumbiens.«
    »Ein Erbe, das ich meinem ärgsten Feind nicht wünschte«, fügte Graham hinzu.
    »Weil er auf dieses Leben nicht vorbereitet war?« »Genau. Er war ein Niemand in dem System, ohne jeden persönlichen Helfer. Er war höchstens eine begehrte Zielscheibe für die Killer der Konkurrenz. Diese Leute waren lange durch die politischen Beziehungen seines Vaters in Bogota eingeschüchtert, aber Sergio hatte längst nicht diese Macht, weil er nicht so gefürchtet war wie sein Vater. Er hatte nur das Land und das Geld, und damit hätte er in Kolumbien nicht sehr lange überlebt.«
    »Stand er seinem Vater am Ende nahe?«
    »Ich kann nicht sagen, dass er ihm nahestand, aber er ließ sich jedenfalls auf die neue Aufgabe ein. Und die engsten Mitarbeiter seines Vaters haben ihn unterstützt. Diese Leute fürchteten bestimmt um ihre eigene Sicherheit und versuchten wahrscheinlich, ihn so schnell wie möglich einzuführen.«
    »Sergio glaubte, dass er das Erbe seines Vaters fortführen könnte?«
    »Daran besteht kein Zweifel. Zumindest am Anfang.«
    »Und dieses Gebäude, dieses Schloss, von dem ich Ihnen erzählt habe, und die Dinge, die ich dort gesehen habe – was könnte das mit den Mendozas und Kokain zu tun haben?«
    »Ach ja«, sagte Graham, »das ist eine gute Frage, Miss Moore. Ich schätze, die einfache Antwort ist, dass sich das Kartell, wie jedes erfolgreiche Unternehmen, auf den Märkten nach neuen Trends umgesehen hat. Es war aus ihrer Sicht logisch, auch in den Menschenhandel einzusteigen. Warum sollte man die verborgenen Laderäume leer lassen, wenn die Schiffe zurück nach

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