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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Tagesgeschäft seiner Frachter getrennt. Und was noch wichtiger war: Jeder Kapitän und jedes Besatzungsmitglied hatte eine Familie in Haiti und wusste genau, was passieren würde, wenn man Jean Bedard hinterging. In einem Land mit einer Arbeitslosenrate von achtzig Prozent waren die Männer bereit, ihre Seele zu verkaufen und das Leben ihrer Angehörigen aufs Spiel zu setzen.
    Was Bedard jedoch Kopfzerbrechen bereitete, war die ständige Gefahr, Spuren zu hinterlassen. Die Polizeibehörden der Supermächte hatten erstaunliche Möglichkeiten, wenn es darum ging, scheinbar zusammenhanglose Hinweise zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Von der Stimmerkennung irgendeines verräterischen Telefongesprächs bis zu mikroskopisch kleinen Pollen oder unverdauter Nahrung, die in der eigenen Küche zubereitet worden war -man wusste nie, ob man nicht etwas Verräterisches gesagt oder irgendeine Spur hinterlassen hatte, die einem zum Verhängnis werden konnte. Er hatte von einem Fall in den Vereinigten Staaten gelesen, wo ein Mann des Mordes überführt wurde, weil eine DNA-Analyse zweifelsfrei zeigte, dass die Scheiße an seinen Schuhen vom Hund des Ermordeten stammte. Womit bewiesen war, dass der Mann am Tatort gewesen sein musste, was er stets geleugnet hatte.
    Es waren immer die kleinen Dinge, die einem zum Verhängnis wurden. Und je älter man wurde, so ahnte Bedard, umso mehr Hundescheiße hatte man an den Schuhen.
    Aus diesem Grund versteckte er die Leichen seiner Opfer seit dreißig Jahren in dem alten Steinbruch hinter den Mauern von Contestus. Es wäre einfach unklug gewesen, die Überreste der unberechenbaren See zu überlassen.
    Bedards Verbindungen zum Drogenhandel waren der amerikanischen Drogenbehörde DEA nicht verborgen geblieben. Seine Beziehungen zu Thiago Mendoza – Bedard besaß sogar eine prächtige Villa im Hinterland von Mendo-zas Anwesen in Santa Marta in Kolumbien – ließ nur diesen einen Schluss zu. Aber in Haiti als einem Sumpf des Verbrechens und der Korruption hatten selbst ehemalige Präsidenten direkt vom Kokainhandel profitiert. Und Bedard mochte zwar einer von Mendozas Exporteuren von Kokain sein, aber seine vielen Schutzschilder hatten ihn bisher davor bewahrt, ins Fadenkreuz der DEA zu geraten. Bedards Hauptquartier blieb den Amerikanern verborgen, was nicht zuletzt an der antiamerikanischen Regierung des Landes lag.
    Doch dann änderten sich die Zeiten. Der inzwischen verstorbene Thiago Mendoza hatte das letzte Jahr an Krebs gelitten. Sein Sohn und Nachfolger Sergio, ein Mann, den Bedard erst vor wenigen Wochen kennengelernt hatte, war bei einem Bergunfall in den USA ums Leben gekommen. Haiti tat sein Möglichstes, um sich als intakte Demokratie zu präsentieren und sich von seiner hässlichen Vergangenheit zu distanzieren, und manche fanden, dass Bedard als einstiger Kommandant von Papa Docs Geheimpolizei eine enorme Belastung für das Land darstellte.
    Bedard fürchtete sich nicht davor, aus dem Land ausgewiesen zu werden. Sein Wohnsitz in Kolumbien würde ihm jeden Schutz bieten, den er brauchte. Sorgen bereitete ihm das Beweismaterial, das er hier angehäuft hatte. Er wollte nicht, dass irgendwelche Spezialisten in Sachen Spurensicherung sein Schloss auf den Kopf stellten, und dass er in seinen letzten Lebensjahren noch vor Gericht gestellt wurde.
    Letztlich waren es all diese Dinge und dazu diese Jill Bishop, was ihn zum Handeln bewog. Die Schockwelle, die die Entführung der jungen Amerikanerin in der Dominikanischen Republik auslöste, war in der Hauptstadt Haitis immer noch zu spüren. Die Amerikaner hatten sich bereits an Präsident Préval gewandt, um die Erlaubnis zu bekommen, ihre Suche nach dem Mädchen auch auf Haiti auszudehnen. Wenn das FBI eines Tages auch Contestus durchsuchen durfte, so würden sie viel mehr finden als ein bisschen Hundescheiße an Bedards Schuhen.
    Er erkannte, dass es Zeit war, seine Sachen zu packen und Haiti zu verlassen. Immerhin war er zweiundsiebzig Jahre alt. Er besaß mehr, als er je ausgeben konnte, und er hatte keine Kinder. Und so kam er zu dem Schluss, seine Schiffe und Exportgeschäfte zu verkaufen. Es lauerten längst jede Menge Interessenten darauf. Aber zuerst würde er einen Sprengexperten anheuern, um den stolzen Ansitz mit seiner wechselvollen Geschichte dem Erdboden gleichzumachen.
    Und er musste sich auch noch um Jill Bishop kümmern. Sie war ein so heißes Eisen, dass er bisher nichts mit ihr gemacht hatte. Sie war viel mehr Geld

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