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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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und zum Friedenskorps gehen könnte, oder irgend so etwas Dummes.« Sie lachte ein wenig hysterisch. »Sie hat immer irgendwelche Aufgaben übernommen, hat Geld gesammelt für diese oder jene Gruppe, in irgendwelchen Krisenzentren mitgeholfen, bei Telethons und Walkathons mitgemacht, lauter solche Sachen. Sie war eine unverbesserliche Optimistin, sie hat zu den Menschen gehört, die wirklich daran glauben, dass sie etwas bewirken können. Erst als sie verschwunden war, habe ich erfahren -und zwar von Theresa –, dass Jill unter dem Druck gelitten hat, den wir ihr wegen der Schule gemacht haben. Wie dumm wir doch waren, muss ich heute sagen. Wie beschissen dämlich.« Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und biss sich auf die Unterlippe.
    Carol Bishop beugte sich auf ihrem Sessel vor, die sonnengebräunten Ellbogen auf die Knie gestützt, und rang ihre rauen Hände, während sie sprach. Brigham dachte sich, dass sie wie die Überlebende eines Schiffsunglücks aussah, die man nach langer Zeit auf irgendeiner Insel gefunden hatte.
    »Mein Mann ist dauernd unterwegs, und wir reden nicht mehr viel«, fuhr Carol Bishop resigniert fort. »Er muss natürlich auch erfahren, dass wir unsere Tochter gefunden haben, aber das hat ein bisschen Zeit. Es gibt andere Dinge, die mir im Moment wichtiger sind. Dinge, die noch wichtiger sind als die Trauer.«
    Carol beugte sich zu Sherry vor, sodass sich ihre Knie fast berührten.
    »Inspektor George hat mir von Ihnen erzählt.« Carol Bishop verzog das Gesicht. »Ich meine, ich weiß natürlich, wer Sie sind, aber ich hätte nie gedacht, dass ich Ihnen einmal unter solchen Umständen begegnen würde.«
    Sherry schwieg; sie wusste nicht recht, worauf das Ganze hinauslief.
    »Das FBI hat seit zwei Monaten nicht mehr mit mir gesprochen«, fuhr Carol mit einem bitteren Lächeln fort. »Von dort höre ich nur noch Ausreden. Wenn ich anrufe und frage, ob es etwas Neues gibt, dann heißt es, der Mann, der für den Fall zuständig ist, sei gerade nicht im Büro. Sie wissen ja, wie es ist, wenn alle Spuren im Sand verlaufen. Beim FBI wissen sie genau, dass sie nicht zurückkommen wird, sie wissen ...« Ihre Stimme wurde schrill und brach schließlich, als die Tränen zu fließen begannen. Carol wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. »Man kann ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen. Ich meine, was sollen sie mir auch sagen?«
    Sie schlug sich mit der Hand auf das Knie.
    »Aber ich hatte recht mit meiner Vermutung, was in Santo Domingo passiert sein muss. Irgendetwas Schlimmes muss Jill auf diesem Markt zugestoßen sein. Und jetzt, wo ich sehe, wie sie aussieht, weiß ich, dass auch danach schlimme Dinge passiert sind.«
    Carol begann zu weinen. Brigham zog ein paar Papiertücher aus einer Spender-Box und reichte sie ihr.
    Carol tupfte sich die feuchten Augen ab und blickte zur Decke hinauf; ihre Augen wurden glasig, einen Moment lang war sie irgendwo anders, nicht hier. Dann räusperte sie sich und knüllte die Papiertücher in der Faust zusammen.
    »Ich weiß, das klingt für Sie wie wirres Zeug« – sie wandte sich an Brigham, dann an den Inspektor – »aber wissen Sie, ich kann nicht einfach in die Staaten zurückgehen und so tun, als sei nichts passiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht normal weiterleben nach dem, was mit meiner Tochter passiert ist. Mein Mann kann das vielleicht. Er gehört zu denen, die sich auch nach einem solchen Schock sofort wieder ihren Aufgaben zuwenden. Er erinnert mich daran, dass wir noch eine Tochter haben, für die wir da sein müssen, und dass wir uns auch um unser eigenes Leben kümmern müssen. Er sagt, dass das Leben weitergeht.«
    Plötzlich spannte sich Carol spürbar an.
    »Aber für Jill geht das Leben nicht weiter. Jemand hat es ihr genommen, und damit auch mir. Für die, die das getan haben, war das Leben meiner Tochter nicht wichtig. All die Jahre, in denen ich sie gebadet und geknuddelt habe, in denen ich zugesehen habe, wie sie tanzte und sang und zu einer schönen jungen Frau heranwuchs – das alles zählte nicht mehr. Wie ein Stück Vieh haben sie sie gebrandmarkt mit dieser Tätowierung und sie auch so behandelt, bis sie sie nicht mehr brauchten.«
    Carol Bishops Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln, während sie sich die Tränen abtupfte. Brigham bemerkte die Veränderung in ihrem Blick – der tiefe Schmerz wich einem harten Ausdruck.
    Sie drückte Sherrys Hand und sah sie entschlossen an. »Aber sie

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