Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
Vom Netzwerk:
Sextouristen interessant sind. Ich brauche dir ja nicht zu sagen, welche Rolle Rio de Janeiro im Menschenhandel spielt.«
    »Hat Dupont immer noch Verbindungen nach Haiti?«
    Dantzler nickte. »Er hat eine Villa in Pétionville und ein Anwesen westlich von Jéremie. Wir können keine Verbindung zu Mendoza nachweisen, aber er ist dieses Jahr schon einige Male in Haiti gewesen.«
    »Wer noch?«, fragte Graham.
    »ICE-Agenten haben voriges Jahr zwei kanadische Frauen in einem Drogentreffpunkt in Calakmul in Mexiko gefunden.« Er steckte den Umschlag wieder in den Koffer und holte einen anderen heraus. »Die Frauen wurden 2002 auf einer Rucksackreise entführt. Typische Geschichte, Vergewaltigung, Heroinabhängigkeit – sie wurden in Bordellen auf der Halbinsel Yucatan zur Prostitution gezwungen. Sie wurden gefunden, als die Polizei auf der Suche nach einem mutmaßlichen Entführer das Haus stürmte. Die beiden Mädchen hatten eine rote Chilischote auf die Brust tätowiert. Damit waren sie als Eigentum von Angel Ochoa gekennzeichnet, dem Methamphetamin-König von Belize.«
    »Verbindungen nach Haiti?«
    »Ochoa handelt Methamphetamin über eine Firma in Les Cayes, die einheimische Kunst exportiert. So machen es übrigens viele südamerikanische Dealer. Er hat ein Haus dort und einen Hangar für sein Beechcraft-Flugzeug.«
    Dantzler öffnete eine weitere Akte aus dem Umschlag.
    »Ehemaliger Kommandant der Tontons Macoutes, mutmaßlicher Drogen- und Waffenhändler. Sein Name: Jean Bedard.«
    »Tontons Macoutes«, sagte Graham nachdenklich. »Papa Docs Geheimpolizei.«
    »Übler Kerl«, fuhr Dantzler fort. »Bedard hat ein Glasauge. Erinnerst du dich daran, dass der bulgarische Informant einen einäugigen Mann in Burgas erwähnt hat?«
    »Ja – und?«
    »Bedards Hauptsitz ist in Kolumbien, in der Nähe von Barranquilla und von Mendozas Ansitz, aber er hat auch Stützpunkte in Haiti. Er hat in den Duvalier-Jahren Millionen gescheffelt. Seine legalen Geschäfte macht er mit Kaffee und Früchten, aber die DEA weiß schon lange, dass er im Kokainhandel mitmischt.«
    Dantzler reichte Graham den Umschlag und schloss seinen Koffer.
    »Gut«, seufzte Graham und klemmte sich den Umschlag unter den Arm. »Ich werde sehen, was ich damit ausrichten kann. Wir sprechen morgen weiter.«
    »Morgen.« Dantzler nickte. »Hoffen wir, dass wir alle den morgigen Tag gut überstehen.«

22
    Contestus, Haiti
    Es war dunkel in dem Zimmer, und Zigarrenrauch hing in der Luft. Schwere Brokatvorhänge umrahmten den Ausblick auf die sonnenverbrannten Hügel. Bedard sah hinunter auf die Wiese der Anlage, wo seine Leute beim Hubschrauber standen. Sein Hals war dick einbandagiert, und er hatte es sich angewöhnt, sich jedes Mal an die Kehle zu greifen, wenn er sprach.
    Die Mahagonisessel waren mit Kalbsleder aus Argentinien bezogen. Das polnische Mädchen, Aleksandra, saß hinter ihm auf einem ledernen Diwan. Sie war nackt und zusammengekauert, die Augen kaum offen. Ihr Körper war sauber, aber mit schwarzen und blauen Flecken übersät, die geplatzten Äderchen verbargen fast den grinsenden Totenkopf auf ihrer Wange. Sie drehte den Kopf und sah mit geweiteten glasigen Pupillen zu ihm auf.
    Bedard betrachtete ihr zerschundenes Gesicht und drückte schließlich den Knopf der Sprechanlage neben seinem Knie.
    »Ja, Kommandant?«, fragte die Frau auf Französisch.
    »Mein Leibwächter wird mit mir essen.«
    »Oui«, sagte die Frau gehorsam.
    Bedard sah auf die Schatten der vielen Türme des Hauses hinunter.
    Es klopfte an der Tür.
    »Kommandant?«
    Aleksandra drehte den Kopf und wandte sich dem Mann zu, der ins Zimmer trat. Mit halb geöffnetem Mund, so dass das schwarze, blutige Zahnfleisch zutage trat, starrte sie ihn mit einem Ausdruck an, der wie ein dümmliches Grinsen wirkte. Dann schloss sie den Mund und sah kopfschüttelnd auf ihren nackten Körper hinunter.
    »Was hast du herausgefunden?«, fragte Bedard mit heiserer Stimme und legte zwei Finger an seinen Adamsapfel. Seit Jill Bishop im Meer gefunden worden war, fürchtete er, dass das FBI nach Haiti kommen könnte. Sobald das Mädchen identifiziert war, bestand die Gefahr, dass die Amerikaner den haitianischen Präsidenten überreden könnten, FBI-Ermittler ins Land zu lassen.
    »Interpol will, dass der Oberst zwei Frauen in das Dorf Tiburon begleitet. Sie sind beide Amerikanerinnen.«
    Bedards Augen weiteten sich.
    »FBI?«
    Matteo zuckte mit den Achseln. »Das glaube ich nicht. Oberst Deaken

Weitere Kostenlose Bücher