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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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wie Bauxit, Sojabohnen und Mahagoni, außerdem Obst, Gemüse und Kaffee aus Haiti.«
    »Wohin?«
    »Vor allem nach Bulgarien und Russland, die Häfen am Schwarzen Meer. Er importiert Traktoren, Maschinenteile und Geräte.«
    »Das heißt also, Drogen gelangen nach Osteuropa und verschleppte Frauen in den Westen«, sagte Dantzler.
    »Und von Haiti aus gehen die Handelswege nach Südamerika«, fügte Graham hinzu.
    »Das passt ja auch zu der Geschichte, die wir vergangenes Jahr aus Bulgarien gehört haben. Frauen werden von Schwarzmeerhäfen aus nach Südamerika verkauft. Bedard war doch früher Kommandant der Tontons Macoutes, nicht wahr?«
    »Genau. Ich habe Luftaufnahmen von seinen Anwesen in Kolumbien und Haiti – aber es ist vor allem der zweite Komplex, der wirklich interessant ist, Helmut. Er liegt in den Bergen, in den Monts de Cartache, in einem dichten Dschungel etwa dreißig Kilometer nördlich von Tiburon. Es sind die Ruinen einer alten Kirche, die zu einem Herrenhaus umgebaut wurde. Mit seinen Brüstungen sieht es fast aus wie ein Schloss.«
    »Großer Gott, was haben wir nur getan? Hast du den Oberst schon verständigt?«
    »Ich versuche schon seit einer Stunde, ihn zu erreichen, aber er meldet sich nicht. Ich habe einen Sicherheitsbeamten aus der Botschaft beauftragt, ihn über lokale Kanäle zu suchen. Es meldet sich niemand – weder bei ihm zu Hause noch in seinem Büro. Die Polizei ist auch nicht gerade hilfsbereit; sie sagen einem nur, dass ein Oberst sich die Zeit eben selbst einteilt.«
    »Was hältst du davon?«
    »Es könnte sein, dass er unter Druck gesetzt wird.«
    »Mein Gott«, stöhnte Dantzler. »Wie konnten wir nur Zivilisten nach Haiti schicken? Dieses Schloss oder was es ist – sieht man irgendwelche Aktivitäten dort?«
    »Davon kann man ausgehen. Es sind Fahrzeuge auf dem Gelände, und sie haben sogar einen Hubschrauberlandeplatz auf der Wiese.«
    »Warum sollten sie einen Sprengingenieur engagieren? Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass etwas gebaut wird? Dass vielleicht Wald gerodet wird?«
    »Nein, aber wir wissen ein paar Dinge über die ursprüngliche Kirche. Sie wurde auf einem Marmorsteinbruch erbaut, aus dem man im achtzehnten Jahrhundert das Baumaterial gewann. Unter dem Gebäude ist der Berg praktisch ausgehöhlt.«
    »Er will das Schloss sprengen.«
    »Es sieht jedenfalls so aus.«
    »Dann haben wir auch noch ein Zeitproblem. Kannst du Botschafterin Sanderson zum Präsidenten schicken?«
    »Ich hab schon angerufen. Ich erwarte sie jeden Moment.«
    »Sie wird nicht erfreut sein, dass wir Leute in Haiti haben.«
    »Um Himmels willen, Helmut, es sind nicht unsere Leute. Es kommen jeden Tag Touristen ins Land.«
    »Ja, Touristen, aber ich glaube nicht, dass man Carol Bishop und eine Frau mit übersinnlichen Fähigkeiten, die für uns arbeitet, als gewöhnliche Touristen bezeichnen kann. Du musst der Botschafterin von Jill Bishop erzählen, und warum Carol und Sherry in Haiti sind. Botschafterin Sanderson muss Präsident Préval davon überzeugen, dass er Truppen zu Bedards Ansitz schicken muss, und zwar sofort.«
    »Nun, du kannst dir vielleicht vorstellen, wie wenig ich mich auf dieses Gespräch freue. Und was wird erst Garland Brigham sagen, wenn er hört, dass wir den Polizisten, der die Frauen begleitet, nicht mehr erreichen können.«

27
    Haiti
    Sherry hatte sich bei ihm gemeldet, kurz bevor sie Pétion-ville verließen, vor etwas mehr als einer halben Stunde. Zehn Minuten später rief Graham an und berichtete, dass Interpol seit zwei Stunden vergeblich versuchte, Oberst Deaken zu erreichen, und dass man etwa dreißig Kilometer von Tiburon entfernt ein Gebäude fand, das große Ähnlichkeit mit dem hatte, was Sherry Moore am Denali und in Jamaika beschrieben hatte. Es gehörte einem ehemaligen Kommandanten von Papa Docs Geheimpolizei.
    Brigham war wütend und voller Sorge. Genau das kam dabei heraus, wenn man übereilt und unüberlegt handelte. Wie konnten sie nur so dumm sein und Zivilisten ohne sicheren Schutz in feindliches Gebiet schicken? Wie hatte er selbst dem Ganzen zusehen können, ohne es zu verhindern? Wurde er jetzt endgültig senil? Er war aber auch auf Sherry wütend, weil sie immer ihren Willen durchsetzen musste. Zivilisten, dachte er. Verdammte Zivilisten.
    Er wollte gerade ihre Nummer wählen, als sein Telefon klingelte. Ein Mal. Nicht öfter. Er sah auf die Nummer auf dem Display, dann auf seine Uhr, und er spürte, wie sein Herz zu pochen begann. Er

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