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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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wurde ein elektrisches Licht eingeschaltet. Sherry hörte unverständliche Stimmen und Deakens laute strenge Antwort.
    Als etwa zwanzig Minuten vergangen waren, kam der Polizeioberst aus der Dunkelheit zurück und setzte sich wieder ans Lenkrad. Er wendete den Jeep in einem ungeduldigen abrupten Manöver und kehrte auf die Hauptstraße zurück, wo sie etwa einen Kilometer nach Westen fuhren, um dann in eine Bergstraße einzubiegen.
    Der Mann wirkte irgendwie sonderbar, dachte Sherry. Seine Ungeduld schien weniger daher zu kommen, dass er es eilig hatte, die Familie zu finden, sondern mehr aus einer gewissen Besorgnis. Er machte nicht den Eindruck eines Mannes, der die Dinge im Griff hatte.
    Sie entfernten sich rasch vom Meer, und die Scheinwerfer wanderten zwischen dem Berg und einer schwarzen bodenlosen Leere zu ihrer Rechten hin und her.
    Carol sah sich erneut um und sah ein Scheinwerferpaar einige Kilometer hinter ihnen. Jemand kam aus der Richtung von Port-à-Piment, wo sie gerade getankt hatten.
    »Sie sind beim Hungan, der sich um die Seele des Toten kümmert«, erläuterte Oberst Deaken mit einem Blick in den Rückspiegel. »Sein Tempel steht hinter einem Friedhof auf dem Berg. Wir müssen jeden Moment da sein.«
    Die vereinzelten Lichter von Tiburon an der Küste schienen in schwindelerregender Tiefe unter Carols Fenster auf der Beifahrerseite zu liegen. Die Straße führte in vielen Serpentinen und blinden Kurven auf den Berg. Durch Nebelfetzen hindurch stieg sie zu einem unheimlich anmutenden baumlosen Gipfel hinauf. Hier und dort sah man die scharfen Umrisse von schroffen Felsen.
    Ein großes schwarzes Kreuz tauchte vor ihnen auf, das zwischen niedrigen dornigen Bäumen aufgestellt war. Schädel mit Hörnern hingen von den kahlen Ästen.
    »Was ist das?«, hörte Sherry Carol fragen.
    »Ziegenköpfe«, erläuterte der Oberst.
    »Ihre Schädel hängen an Ästen«, schilderte Carol für Sherry.
    Das halb vermoderte hölzerne Tor eines Friedhofs tauchte zu ihrer Linken auf. Darüber war ein Bogen, und dahinter sah man grob behauene Grabsteine und einfache Kreuze aus krummen Holzstöcken. Auf einem Hügel hinter dem Friedhof konnte man die Umrisse einer bescheidenen Siedlung erkennen. Hinter den klapprigen Hütten sah man das orange Leuchten eines Feuers. Der Rauch verbreitete einen stechenden bitteren Geruch. Der Klang von Trommeln durchdrang die Nacht.
    Ein paar klapprige Autos standen auf einer Lichtung.
    »Von hier müssen wir zu Fuß gehen«, erklärte der Oberst und stellte den Jeep ab. »Da drüben ist ein Weg.« Er zeigte in die Richtung der Scheinwerfer, ehe er den Motor abstellte.
    Eine alte Frau kam aus der Dunkelheit hervor. Zwischen zwei Fingern hielt sie eine glimmende Zigarette. Sie sah die Neuankömmlinge einen Moment an, ehe sie auf der Straße weiterging und in der Nacht verschwand.
    Sherry stieg aus dem Wagen, und Carol nahm ihren Arm.
    Sie folgten dem Oberst zu dem Weg und stiegen zu den Hütten hinauf. Das Trommeln tönte gleichmäßig in der Ferne, und Sherry konnte jetzt auch Stimmen hören.
    An einer Hütte lehnten Särge – ein schwarzer, etwa einen Meter fünfzig lang, und einer von der Größe eines Kleinkindes.
    »Ich sehe ihn jetzt, den Tempel«, berichtete Carol. »Er ist aus Holz und hat nur drei Wände. In der Mitte steht eine Stange, draußen sitzen Leute und schauen hinein. Auf dem Boden liegt eine Leiche, ein Mann, er ist nackt bis auf die Unterwäsche. Ein alter Mann kniet vor ihm, in Jeans und rotem Hemd, ein rotes Tuch um den Hals.«
    Die Trommeln verstummten. Die Leute drehten sich nach ihnen um, ein paar gingen weg und verschwanden in der Dunkelheit.
    »Beschreiben Sie mir mehr«, drängte Sherry.
    »Die Wände des Tempels sind hellblau gestrichen und mit Bildern bemalt; da ist ein großes schwarzes Auge, das vom Himmel heruntersieht, ein Kind mit einer Krone, Fische und bunte Tänzer. Ein schwarzer Mann ohne Gesicht hält die Erde in seinen Händen. Überall sind Fahnen, bunte Tücher an den Ästen der Bäume und auch drinnen im Haus -in verschiedenen Farben, grün, rot und gelb.
    »Wer ist dieser Mann?«, blaffte der Oberst und trat mit polternden Schritten über den Holzboden des Tempels.
    »Pioche«, antwortete der alte Hungan. »Seine Frau« – er zeigte auf die rundliche Frau, die neben ihm saß – »und seine Tochter; und wer sind Sie?«
    »Oberst Deaken, Nationalpolizei«, antwortete er in scharfem Ton.
    »Er ist es«, flüsterte Sherry. »Pioche.«
    Carol

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