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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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muss wissen, wo dieser Mann war, als er starb.«
    Einen langen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Nimm seine Hand«, forderte er sie auf.
    Sherry fand sie schnell, sie war aufgedunsen und kalt, doch die Haut fühlte sich ölig an, nicht trocken; sie hatten etwas benutzt, um die Leiche bis zum Begräbnis zu konservieren.
    Sie drückte sie leicht.
    ... ein junges Mädchen liegt auf einer alten Matratze, ihr langes fülliges Haar wird hinter dem Kopf von einer Haarnadel zusammengehalten, die elfenbeinfarbene Nadel ist sorgfältig geschnitzt und hat die Form eines Fisches. Eine Steinmauer mitten im Dschungel; eine alte Holztür, sie hat ein kleines Fenster; das Gesicht einer jungen Frau, sie ist weiß und hat dunkles strähniges Haar; im Gesicht hat sie eine Tätowierung, ein Totenkopf mit Zylinder. Ein alter Mann vor einer Statue, er hat einen Strohhut auf; eine junge blonde Frau liegt zusammengerollt auf dem schmutzigen Boden; eine junge Katze treibt auf einem Floß aus Palmwedeln einen Bach hinunter. Ein Päckchen Zigarettenpapier; eine mollige Frau in roten Shorts; ein schwarzer Mann mit nur einem Auge; die Türme einer alten Kirche. Dann wieder der Mann vor der Statue, jetzt aber auf einem Bild; zwischen der Rückplatte und dem Bild steckt Geld. Eine Leiter in einem alten Keller, Löcher werden in die Wände gebohrt; der einäugige schwarze Mann hat eine Pistole in der Hand; da ist Blut an seinen Stiefeln. Seine Hand greift nach der alten Tür, zieht mit dem Finger einen blutigen Strich über das Holz; nichts mehr ...
    »Er wurde von einem einäugigen Mann getötet«, flüsterte sie und ließ die Hand los.
    »Ja?«, sagte der Hungan zögernd.
    »Er dachte an ein junges schwarzes Mädchen, sie lag auf einer Matratze.«
    »Mit langen Haaren«, warf der Alte ein. »Und sie hat irgendwas am Hinterkopf, mit dem sie die Haare zusammenhält?«
    »Eine Haarnadel«, bestätigte Sherry. »Eine lange weiße Nadel, sie sieht aus wie ein springender Fisch.«
    »Er sieht eine Katze«, fuhr der Hungan fort.
    »Auf einem Floß aus Blättern«, fügte Sherry hinzu.
    »Da ist ein Bild.«
    »Von einem Mann vor einer Statue.«
    »Der Rahmen ist gelb«, log der Alte und neigte den Kopf zur Seite.
    »Nein, er ist blau«, erwiderte Sherry lächelnd, seine List durchschauend. »Weiß seine Frau, was in dem Bildrahmen steckt?«
    »Sie weiß es«, antwortete der Hungan lächelnd. »Ich hab ihr gesagt, sie soll es niemandem verraten.«
    Sherry streckte den Arm über den Toten hinweg aus, berührte das Hemd des Alten und fand schließlich seine Hand. »Das alte Schloss«, sagte sie. »Kannst du mir etwas darüber sagen?«
    »Es ist böse«, verkündete der alte Mann ernst.
    »Ich habe es schon einmal gesehen«, verriet sie ihm. »Dort wurde dieser Mann getötet, nicht wahr?«
    Der Hungan zögerte. »Contestus«, flüsterte er schließlich. »Es liegt nördlich von hier.«
    Sherry atmete tief durch. »Darunter ist ein Keller, weißt du etwas darüber?«
    »Ein Steinbruch«, antwortete der Priester. »Marmor.«
    »Wer lebt dort?«
    »Tontons Macoutes«, zischte er verächtlich.
    Sherry konnte die Worte kaum hören.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die schwarzen Männer«, erläuterte der Alte. »Geh dort nicht hin, Frau.«
    Sherry nickte und drückte seine Hand. »Wir sind uns ähnlich«, sagte sie. »Du hörst und ich sehe.«
    Der Hungan beugte sich zu ihr und flüsterte: »Ich sage den Leuten, was ich sehe. Sie freuen sich, wenn ihre Lieben ihnen noch etwas sagen.«
    Sherry lächelte. Er war wirklich so wie sie.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gern geschehen, weiße Mambo«, antwortete der Hungan und erhob sich.
    Carol sah Sherry aufstehen und blickte in die Dunkelheit hinaus. Der Oberst war nirgends mehr zu sehen.
    Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte sie. Carol trat zum Tempel und rief Sherrys Namen.
    Dann hörte sie den Motor. Ein Lastwagen kam den Berg herauf, offenbar sehr schnell. Die Leute liefen zu den Bäumen, sie hörte metallische Geräusche vom Parkplatz, Ladeklappen wurden heruntergelassen, Männer riefen Befehle, dunkle Gestalten tauchten zwischen den Hütten auf, man hörte das Stampfen ihrer Stiefel.
    »Kisa ou vie?«, rief der alte Hungan.
    Carol nahm Sherry am Arm, doch Sherry entzog sich ihrem Griff und half dem Hungan aus dem Tempel. »Lauf«, rief sie Carol zu, doch die Soldaten waren schon bei ihnen.
    Sherry und Carol wurden gepackt, vom Tempel weggezogen und schließlich in Handschellen auf einen Stuhl gesetzt.
    Carol sah

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