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Blinde Goettin

Blinde Goettin

Titel: Blinde Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Händen. Der Besitzer würde stocksauer sein. Sie an seiner Stelle hätte gemordet.
    Sie rannten, soweit das möglich war, den Weg entlang. Es war kaum möglich. Hinter einer Kurve blieben sie stehen. Ein entsetzliches oranges Licht schien aus zweihundert Metern Entfernung durch den Wald, und über den kahlen Bäumen versuchten gelbe Stichflammen, den Himmel am Bauch zu kitzeln.
    Drei Sekunden später rannten sie weiter.
     
    Jørgen Ulf Lavik hatte nicht gewußt, was er tun sollte. Seine Verwirrung hatte allerdings nur einen Moment lang angehalten. Er hatte drei Streichhölzer fallen lassen, und jedes hatte sein Ziel getroffen. Sekunden später loderten die Flammen auf. Er sah, daß Peter Strup an der glücklicherweise abgeschlossenen Verandatür rüttelte. Der Mann würde sicher nicht weglaufen, er mußte Karen Borg auf dem Boden gesehen haben. Ob sie sich bewegt hatte? Er war ganz sicher, daß sie vorhin auf dem Rücken gelegen hatte.
    Es stand durchaus nicht fest, daß Strup ihn erkannt hatte. Er hatte noch immer die Mütze tief ins Gesicht gezogen und seinen Kragen hochgeschlagen. Aber er durfte sich nicht darauf verlassen. Die Frage war, was Peter Strup für wichtiger hielt: ihn zu fangen oder Karen Borg zu retten. Letzteres wahrscheinlich. Kurz entschlossen hob er den Schraubenschlüssel auf und rannte zur Verandatür. Peter Strup schien überrascht, er ließ die Tür los und stolperte drei Schritte rückwärts. Dort war offenbar ein Stein oder ein Baumstumpf im Weg; Strup schwankte einen Moment, dann fiel er um. Das war die Gelegenheit! Lavik riß die Tür auf, und die Flammen, die inzwischen die Wände und einen Teil der Möbel erfaßt hatten, loderten abermals kräftig auf.
    Er warf sich mit zum Schlag erhobenem Schraubenschlüssel über den liegenden Mann. Im Bruchteil einer Sekunde, ehe er mitten auf den Mund getroffen wurde, konnte Strup sich entziehen. Der Schraubenschlüssel schlug auf den Boden und rutschte Lavik aus der Hand.
    In seiner Verwirrung und dem Versuch, seine Schlagwaffe zurückzuerobern, war er nicht wachsam genug. Strup hatte sich auf die Seite gewälzt und konnte sein Knie in Laviks Genitalien rammen. Er traf zwar nicht sehr hart, aber Lavik krümmte sich doch zusammen und vergaß seinen Schraubenschlüssel. Der Schmerz versetzte ihn in Wut, und er packte die Beine seines Gegners, kaum daß der sich erhoben hatte. Wieder stürzte Strup zu Boden. Aber nun hatte er immerhin die Hände frei, und während er zutrat und versuchte, seine Beine zu befreien, konnte er eine Hand in seine Jacke schieben. Die Tritte taten ihre Wirkung, er spürte, daß er mit einem Laviks Gesicht erwischte. Plötzlich hatte er beide Beine frei. Er sprang auf und taumelte zum zwanzig Meter entfernt gelegenen Waldrand. Da hörte er jemanden schreien und fuhr entsetzt herum.
    Polizeiadjutant Håkon Sand und Kommissarin Hanne Wilhelmsen erreichten die brennende Hütte gerade noch rechtzeitig, um einen wie zur Jagd gekleideten Mann mit einem riesigen Schraubenschlüssel auf eine andere, urbaner gewandete Gestalt zustürzen zu sehen. Sie blieben hilflos stehen und rangen nach Atem.
    »Haaaaalt!« heulte Hanne Wilhelmsen. Ein vergeblicher Versuch, die Katastrophe zu verhindern, der Jäger reagierte nicht.
    Er hatte nur noch drei Meter vor sich, als es knallte. Nicht besonders laut, aber kurz und wütend und sehr, sehr deutlich. Der Mann in Jagdkleidung nahm einen seltsamen Gesichtsausdruck an, das war im grellen Licht der Flammen deutlich zu sehen; er sah aus, als amüsiere er sich über einen Kinderstreich, an den er nicht wirklich glauben mochte. Sein Mund, der sich im Sprung weit geöffnet hatte, schloß sich zu einem vorsichtigen Lächeln, dann ließ er sein Werkzeug fallen, senkte die Arme, sah neugierig seinen Brustkasten an und sank um.
    Peter Strup drehte sich zu Hanne und Håkon um und warf seine Pistole auf den Boden. »Sie ist noch da drin!« schrie er und zeigte auf die brennende Hütte.
    Håkon dachte an nichts. Er rannte auf die lodernde Verandatür zu und hörte die warnenden Rufe der anderen gar nicht, als er in das brennende Zimmer stürzte. Er hatte ein solches Tempo, daß er erst in der Mitte des Zimmers zum Stehen kam, wo vorläufig nur das eine Ende eines Flickenteppichs brannte. Es war so heiß, daß er spürte, wie seine Gesichtshaut sich anspannte.
    Sie war federleicht. Vielleicht war er ja auch stark wie ein Stier. Er brauchte nur zwei Sekunden, um sie sich im Feuerwehrgriff über die Schulter zu

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