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Blinde Goettin

Blinde Goettin

Titel: Blinde Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Genausogut könnte man Tuberkulose mit Hustensaft behandeln, dachte sie verzweifelt. Beide waren noch immer bewußtlos. Und das war sicher gut so.
    Peter Strup und Hanne Wilhelmsen beobachteten die Flammen, die sich allmählich satt gegessen zu haben schienen. Es war ein faszinierender Anblick. Das gesamte Obergeschoß war verschwunden. Das Untergeschoß war schwerer verdaulich, es bestand vor allem aus Stein und Beton. Aber es mußte auch dort viel Holz gegeben haben; obwohl die Flammen nicht mehr zum Himmel emporloderten, waren sie noch immer beschäftigt. Endlich hörten sie aus der Ferne Feuerwehrsirenen, höhnisch, als wollten die roten Wagen die sterbende Hütte damit ärgern, daß sie jetzt kamen, da alles zu spät war.
    »Du mußtest ihn wohl umbringen«, sagte sie, ohne den Mann neben sich anzusehen.
    Er seufzte tief und versetzte dem gefrorenen Gras einen Tritt. »Du hast es doch gesehen. Er oder ich. So gesehen, ist es gut, daß ich Zeugen habe.«
    Das stimmte. Ein klassischer Fall von Notwehr. Lavik war schon tot gewesen, als Hanne ihn erreicht hatte. Die Kugel hatte ihn mitten in die Brust getroffen und offenbar irgendein lebenswichtiges Organ zerfetzt. Seltsamerweise hatte es kaum geblutet. Sie hatte ihn von der Hüttenwand weggezogen, da es keinen Sinn hatte, ihn an Ort und Stelle einzuäschern.
    »Warum bist du hier?«
    »Im Moment bin ich hier, weil du mich verhaftet hast. Da wäre es doch unhöflich abzuhauen.«
    An diesem Tag war zu viel passiert, als daß sie noch hätte lächeln mögen. Sie versuchte es, aber sie konnte ihren Mund nur müde verziehen. Statt Strup weiter auszufragen, zog sie die Brauen ein wenig hoch und sah ihn einfach an.
    »Ich brauche nicht zu erklären, warum ich hergekommen bin«, sagte er ruhig. »Du kannst mich gern verhaften. Ich habe jemanden umgebracht und muß verhört werden. Ich werde alles erzählen, was ich heute abend hier erlebt habe. Aber mehr nicht. Ich kann nicht, und ich will nicht. Du hast wahrscheinlich angenommen, ich hätte etwas mit der berüchtigten Drogenorganisation zu tun. Vielleicht glaubst du das noch immer.« Er sah sie an, um seine Annahme bestätigen oder entkräften zu lassen. Hanne Wilhelmsen verzog keine Miene. »Ich kann dir nur sagen, daß du dich da sehr irrst. Ich hatte allerdings meine Vermutungen. Als Jørgen Laviks früherer Chef, als einer, der sich für den Anwaltsstand verantwortlich fühlt, und als …«
    Er brach ab, als hätte er plötzlich das Gefühl, zuviel gesagt zu haben. Ein leises Wimmern ließ sie herumfahren. Es war Håkon, der zu sich zu kommen schien. Hanne hockte sich neben seinen Kopf.
    »Tut es sehr weh?«
    Ein schwaches Nicken und eine Grimasse reichten als Antwort. Sie strich ihm vorsichtig über die Haare, die versengt waren und verbrannt rochen. Die Sirenen waren immer lauter geworden und verstummten mit einem erstickten Heulen, als das rotweiße Auto neben ihnen anhielt. Dahinter kamen zwei Feuerwehrwagen, die zu groß waren, um ganz an die Hütte heranzufahren.
    »Alles wird gut«, versprach sie, als zwei starke Mannsbilder ihn vorsichtig auf eine Bahre hoben und ins Auto trugen. »Jetzt wird alles gut.«
     
    Der grauhaarige Mann hatte genug gesehen. Lavik schien tot zu sein, sonst hätte er nicht allein und unbewacht im Gras gelegen. Bei den beiden auf dem Parkplatz war das nicht so eindeutig. Aber das konnte ihm ja egal sein. Sein Problem war gelöst. Er zog sich tiefer in den Wald zurück und blieb stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Der Rauch brannte in seiner Lunge, eigentlich hatte er schon vor Jahren aufgehört. Aber das hier war eine besondere Gelegenheit.
    Eine Zigarre wäre noch besser, dachte er, als er sein Auto erreichte und die Kippe sorgfältig im braunen Laub austrat. Eine fette Havanna! Er grinste breit und peilte wieder Oslo an.

DIENSTAG, 8. DEZEMBER
    Für beide ging es gut aus. Karen Borg hatte eine Rauchvergiftung, eine kleine Knochenabsplitterung an der Stirn und eine kräftige Gehirnerschütterung. Sie lag noch im Krankenhaus, würde aber wohl zum Wochenende entlassen werden. Håkon Sand war schon wieder auf den Beinen, solange man das nicht allzu wörtlich nahm. Seine Verbrennungen waren weniger schlimm als befürchtet, aber er würde einige Zeit an Krücken gehen müssen. Er war für vier Wochen krankgeschrieben. Sein Bein tat entsetzlich weh, und nach einer Woche mit schlechtem Schlaf und hohen Dosen schmerzstillender Mittel gähnte er pausenlos. Außerdem hatte er noch Tage

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