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Blinde Goettin

Blinde Goettin

Titel: Blinde Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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heiß zu machen, aber sie trauen sich nicht. Denn ihnen würde es dann auch zu warm.«
    »Lassen sie ihn etwa auf seinem Posten?«
    »Sie haben versucht, ihn zum Rücktritt zu bewegen. Das werden sie auch weiterhin versuchen. Er hat Probleme mit dem Herzen, ziemlich ernsthafte sogar. Es würde keinen Verdacht erregen, wenn er aus Gesundheitsgründen zurückträte. Aber du kennst ja unseren Exkollegen. Der Mann gibt erst auf, wenn er stürzt. Er sieht keinen Grund zum Aufhören.«
    »Ist sein Chef informiert?«
    »Was glaubst du?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Nicht einmal die Ministerpräsidentin weiß etwas. Es ist einfach übel. Die Polizei kriegt ihn nie. Die haben ihn nicht mal im Verdacht.«
    Die letzte Serie lief nicht gut. Ärgerlich mußte Peter Strup hinnehmen, daß er von seinem Freund mit fast vierzig Punkten Vorsprung geschlagen wurde. Langsam wurde er wirklich alt.
     
    »Jetzt sag mir eins, Håkon.«
    »Momentchen.«
    Es war gar nicht leicht, das steife Bein ins Auto zu lavieren. Nach drei Versuchen gab er auf, und Hanne mußte den Sitz so weit wie möglich nach hinten schieben. Nun ging es besser. Er lehnte die Krücken zwischen sich und die Tür. Das schwere Tor zum Hinterhof des Polizeigebäudes öffnete sich langsam, zögernd, als ob es nicht so recht wüßte, ob es sie wirklich gehen lassen sollte. Schließlich entschied es sich. Es ließ sie passieren.
    »Was soll ich dir sagen?«
    »War es für Jørgen Lavik wirklich so wichtig, Karen Borg umzubringen? Ich meine, hing sein Fall wirklich davon ab?«
    »Nein.«
    »Einfach nein?«
    »Ja.«
    Es tat ihm weh, über sie zu reden. Zweimal war er zu ihrer Krankenhausstation hinübergehinkt, wo sie zerschunden und hilflos lag. Beide Male war Nils dagewesen. Mit feindseligem Blick und demonstrativem Griff um die weiße Hand auf der Decke hatte Karens Ehemann jeden Versuch Håkons, zu sagen, was er sagen wollte, abgeschmettert. Sie war zerstreut und abweisend gewesen, und auch wenn er keinen Dank für seinen lebensrettenden Einsatz erwartete, hatte es ihn doch zutiefst verletzt, daß sie den nicht einmal erwähnt hatte. Nils hatte das übrigens auch nicht getan. Er hatte einige Plattheiten von sich gegeben und sich nach wenigen Minuten verabschiedet. Zu einem dritten Besuch war er einfach nicht imstande gewesen. Seither war keine Sekunde verstrichen, in der er nicht an sie gedacht hätte. Dennoch konnte er sich seltsamerweise darüber freuen, daß der Fall so einigermaßen gelöst war. Er riß sich zusammen.
    »Wir hätten den Typen nicht verurteilen lassen können, nicht einmal mit Hilfe von Karens Aussage. Die hätte uns allenfalls zu einer Verlängerung der U-Haft verhelfen können. Als er wieder auf freiem Fuß war, spielte Karen Borg keine Rolle mehr. Zumindest so lange, wie wir sonst nichts gegen ihn hatten. Aber Lavik war sicher nicht ganz zurechnungsfähig.«
    »Meinst du, er war geistesgestört?«
    »Nein, kein bißchen. Aber du weißt ja, je höher du sitzt, desto tiefer fällst du. Er muß ziemlich verzweifelt gewesen sein. Aus irgendeinem Grund hat er sich eingebildet, Karen Borg sei gefährlich. So gesehen, paßt es gut, wenn die Chefs behaupten, er hätte auch dich niedergeschlagen. Vielleicht hat damals diese Notiz seine Zwangsvorstellung ausgelöst.«
    »Jetzt soll es wohl auch noch meine Schuld sein, daß Karen Borg fast umgebracht worden ist«, sagte Hanne sauer, obwohl sie wußte, daß er es nicht so gemeint hatte.
    Sie kurbelte das Fenster herunter, drückte auf einen roten Knopf und kommunizierte mit einer löchrigen Metallplatte, aus der eine geschlechtsneutrale Stimme schnarrte. Ein unsichtbarer Diener hob die Sperre, und Hanne fand in der Tiefgarage des Regierungsgebäudes einen freien Platz.
    »Kaldbakken wollte sofort kommen«, sagte sie und half ihrem Kollegen aus dem Wagen.
     
    Kaum zu glauben, daß ein Justizminister sich mit solch kümmerlichen Verhältnissen abzufinden hatte. Obwohl das Zimmer gerade renoviert wurde, bestand kein Zweifel daran, daß der junge Minister hier arbeitete. Der Mann stieg über einen Berg von Papierrollen, zwängte sich an einer Trittleiter vorbei, auf der ein Farbeimer gerade umzukippen drohte, lächelte breit und hielt ihnen zum Gruß die Hand hin.
    Er sah überwältigend gut aus und war auffallend jung. Bei seinem Amtsantritt war er erst zweiunddreißig gewesen. Sein Haar war von strahlendem Blond, selbst mitten im Winter, und seine Augen hätten einer Frau gehören können; riesengroß, blau und

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