Blinde Seele: Thriller (German Edition)
Petit noch einmal auf ihre Rechte und machte mit ihrer Aussage weiter.
Von Zeit zu Zeit, erklärte sie, sei Kate von ihren Trieben so sehr überwältigt worden, dass sie ihnen nichts hatte entgegensetzen können.
»Ich habe versucht, ein Spiel daraus zu machen«, sagte Toni, »indem ich einen Plan gefasst habe.«
»Was für einen Plan?«, fragte Sam.
»Einen Mordplan.« Sie ließ den Blick über die Gesichter der anderen schweifen und schaute dann Sam wieder an. »Ich werde nicht so tun, als hätte ich keine andere Wahl gehabt, denn natürlich hatte ich eine. Ich habe mich von meiner Schwester unterdrücken lassen, habe mich manipulieren lassen und getan, was sie wollte.«
»Dein ›Mordplan‹«, lenkte Sam sie wieder auf die richtige Spur.
»Von diesem Teil war Kate begeistert. Ich habe ihr manchmal Vorschläge gemacht, und dann wurde sie ganz aufgeregt und hat mich weiter angestachelt. Sie hat sich dabei immer großartig gefühlt.«
Anfangs hatten sie nur über allgemeine Dinge wie die Tatorte gesprochen. Kate hatte vorgeschlagen, ihre Opfer in eines dieser billigen Motels zu locken, bei denen man sein Zimmer in bar bezahlen konnte. Sie könnten sich verkleiden und einfach verschwinden, wenn es vorbei war, und »sie« liegen lassen, bis sie gefunden wurden.
»Was das immer noch ein ›Spiel‹?«, fragte O’Dea.
»Ich hoffte es. Es war alles abstrakt, nicht echt.«
»Die Tatorte«, drängte Sam.
»Ich habe Kate gesagt, es könnte nur im eigenen Zuhause der Frau klappen.«
»War ›die Frau‹ auch abstrakt?«, fragte Sam.
Toni zögerte nicht. »Die Erste war Arlene Silver. Sie wohnte in Fairview Shores, in der Nähe von Orlando. Kate und ich waren im Januar für ein paar Tage dorthin gefahren, um uns Häuser anzuschauen – manchmal fantasierten wir von einem Umzug, und ich dachte, es würde bestimmt lustig werden.«
In einer Drogerie hatten sie gehört, wie eine Frau mit einer Verkäuferin über eine neue Diätkostmarke redete. Die Frau sagte, sie würde ständig auf Diät leben und für ihre Traumfigur würde sie töten. Dabei war sie eine attraktive Frau mit einem schönen Körper, und Toni wusste, dass Kate zusah und zuhörte und immer wütender wurde.
»Mehr brauchte es nicht. Diese nette Frau namens Arlene Silver – wir hörten, wie sie der Verkäuferin ihren Namen nannte – war für Kate die Frau, die alles hatte, einschließlich schöner, gesunder Augen, die aber noch mehr wollte.« Wieder hielt sie einen Moment inne. »Kate war der Meinung, die Frau müsse bestraft werden.«
Sie waren ihr nach Hause gefolgt und hatten gewartet. Als der Mann – wie sie annahmen, der Ehemann – nach Hause kam, hatte Toni gedacht, damit sei die Sache erledigt, aber Kate wollte nicht lockerlassen.
Früh am nächsten Morgen kamen sie wieder. Der Mann ging um sieben aus dem Haus; niemand sonst kam zum Vorschein. Obwohl Toni argumentierte, es könne durchaus noch jemand im Haus sein, bestand Kate darauf, sofort einen richtigen Plan auszuarbeiten.
»Ich dachte noch immer, dass letztendlich nichts daraus werden würde. Wir wollten in zwei Tagen abreisen, und ich war mir sicher, dass Kates Wut von selbst verrauchen würde oder dass sie einfach mit nach Hause käme, um ihren Zorn an ein paar Spielzeugen abzureagieren.«
»Als ob das normal wäre«, warf O’Dea mit Abscheu in der Stimme ein.
»Fahren Sie fort«, sagte Duval.
»Wir hatten bereits entschieden, Medikamente zu benutzen und möglichst wenig Dreck zu machen«, erzählte Toni und hielt einen Moment inne. »Keine von uns kann mit Blut besonders gut umgehen.«
Bobbi Gutierrez prustete leise und ironisch.
»Ich weiß, das ist schwer zu glauben«, sagte Toni. »Aber so ist es.«
»Du hast etwas von Medikamenten gesagt«, meldete Sam sich zu Wort.
»Diazepam«, sagte Toni. »Kate hatte es früher mal verschrieben bekommen, gegen ihre Panikattacken, aber sie nahm nicht gern Medikamente. Ich hatte immer einen Vorrat für sie da, im Internet gekauft, falls sie es brauchen sollte. Ab und zu bat sie mich um eine Tablette. Manchmal, wenn sie sich richtig schlimm aufgeregt hatte, habe ich ihr etwas davon ins Essen gemischt.«
»Wusste sie das?«, fragte Sam.
»Nicht immer«, sagte Toni.
Sie hatten darüber geredet, was sie mitbringen müssten. Die Waffe und die Munition. Die Medikamente, Laken, Mullbinden.
»Das heißt, für die Waffe hattet ihr euch bereits entschieden?«, fragte Sam.
»Sozusagen.«
»Was soll das heißen?«, fragte
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