Blinde Seele: Thriller (German Edition)
der beiden wegen ihrer Augen hatte Kate rasend gemacht, denn sie konnten von Glück reden, dass sie ihre Augen noch hatten .
Aber sie hatten es nicht verdient, zu sehen.
»Kate war schlimmer drauf als je zuvor«, erzählte Toni. »Hasserfüllter, unberechenbarer. Sie wollte auf keinen Fall warten. Obwohl Kate die beiden verachtete, wusste sie, dass die Mutter diejenige sein musste, die verantwortlich war – und daher auch diejenige, die bestraft werden musste.«
Sie waren Mutter und Tochter gefolgt und hatten sie bis zum nächsten Tag beobachtet, hatten gesehen, wie Beatriz und Felicia an jenem Morgen das Haus verließen. Felicia war wieder aufgebracht und wütend gewesen. Früh am nächsten Tag hatten sie das Mädchen dann aus dem Haus stürmen sehen.
Und waren zur Tür gegangen.
Beatriz Delgado hatte aufgemacht.
Toni hatte sich für ihre Einmischung entschuldigt, hatte erklärt, sie seien zwei Tage zuvor in der Praxis des Arztes gewesen und es sei unmöglich gewesen, den Streit zwischen ihr und Felicia nicht mit anzuhören. Sie könnten ihr, Beatriz, vielleicht helfen, auch wenn sie Fremde seien.
»Selbst wenn Beatriz abgelehnt hätte – ich glaube, Kate war so aufgeladen, dass sie sich mit Gewalt Zutritt verschafft hätte. Aber dazu kam es gar nicht.«
Beatriz hatte sie hereingebeten und ihnen gesagt, sie könne nicht lange reden, da sie eine Magenverstimmung habe. Toni hatte ganz erstaunt getan und erwidert, durch einen glücklichen Zufall habe sie einen fantastischen Kräutertee in der Handtasche, der ihren eigenen Magen kürzlich so wundervoll beruhigt habe, dass sie jetzt immer etwas davon bei sich hätte.
»Zusammen mit einem Colt«, bemerkte Gutierrez.
Beatriz hatte den Tee getrunken.
»Von da an lief es genauso ab wie bei den anderen«, sagte Toni.
»Und danach hast du Felicia Delgado draußen gesehen?«, fragte Sam. »Und weil du wusstest, dass sie im Begriff war, die entstellte Leiche ihrer Mutter zu finden, hast du dir einen Finger an die Lippen und dann an die Augen gelegt, um ihr zu drohen?«
»Ich wollte sie warnen«, sagte Toni. »Aber ich habe Kate nichts davon gesagt, weil sie bereits in den SUV gestiegen war und sie nicht bemerkt hatte. Sonst hätte sie das Mädchen vielleicht auch tot sehen wollen, und das hätte ich nicht tun können.«
»Ein paar Grenzen haben Sie also doch«, bemerkte O’Dea.
»Ich glaube, das war eine Grenze, die ich nicht so leicht hätte überschreiten können«, sagte Toni.
*
Zoë Fox musste sterben, weil die Schwestern sich bei Shade City neue Sonnenbrillen angesehen hatten und Mrs. Fox ihnen gesagt hatte, sie könne sich erinnern, ihnen in diesem Monat bereits eine extragroße dunkle Brille verkauft zu haben.
Wäre die Polizei von Miami Beach in diesem Fall zuständig gewesen, und hätte Sam die Aufnahmen der Überwachungskameras überprüft, hätte er Toni erkannt.
Trotzdem zu spät, um Zoë Fox zu helfen.
»Kate hatte das Gefühl, sie könnte eine Gefahr für uns sein«, sagte Toni. »Weil wir die Sonnenbrille benutzt haben, um damit Amelia Newtons Augen zu bedecken.«
»Kate hatte dieses Gefühl sowieso«, sagte Sam. »Mit dir hatte das gar nichts zu tun.«
Tonis Blick war fest. »Ich nehme an, das haben wir beide gedacht.«
»Bei Zoë Fox ging es also nicht um einen unbeherrschbaren ›Trieb‹«, bemerkte Gutierrez.
»Ich würde sagen, wir waren ihretwegen beide nervös.«
»Schönes Früchtchen«, murmelte Martinez, ohne sich einen warnenden Blick der anderen einzufangen.
Denn selbst wenn Toni jetzt aufhörte und einen Anwalt verlangte, hatten sie genug, um diese Frau fünfmal in den Todestrakt zu schicken.
*
Bei Zoë Fox hatten die mörderischen Schwestern eine andere Taktik angewendet, weil diese Frau jung und schön war. Zoë hatte ein KISS-Tattoo auf der Schulter, und Toni hatte sie gefragt, ob es wehgetan hätte, das Tattoo machen zu lassen. Zoë hatte gesagt, jetzt könne sie es nicht mehr leiden; sie wünsche sich, sie hätte es nie machen lassen. Kate erklärte, zufällig sei das Tonis Spezialgebiet: Tattoo-Entfernung mit null Unbehagen und ohne Medikamente.
»Sie sagte ›Wow‹, und dass sie es sehr gern loswerden würde. Ich erwiderte, es sei natürlich nicht angebracht, an ihrem Arbeitsplatz darüber zu reden, aber wenn sie wollte, könnten wir sie gern zu Hause besuchen.«
»Und sie war einverstanden?«, fragte Sam.
»Ja«, sagte Toni.
Martinez und O’Dea schüttelten beide den Kopf. Wie alle anderen waren sie
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