Blinde Seele: Thriller (German Edition)
der Opernfrauen hinterlassen.«
»Billie Smith?«
»Nein, auch wenn es da einen Zusammenhang geben könnte.« Martinez hielt einen Moment inne. »Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich anrufe, Grace. Sam hat mich gebeten, diesen Franzosen zu überprüfen.«
»Und? Hast du etwas herausgefunden?« Ihre Anspannung stieg.
»Chauvin hat eine Vorgeschichte. Keine Vorstrafen als solche«, fügte er rasch hinzu. »Aber er ist in Frankreich ein paar Mal als Stalker beschuldigt worden.«
Grace lief ein Schauder über den Rücken. Sie musste an Cathy denken. »Ist er gefährlich?«
»Es sieht nicht danach aus«, antwortete Martinez. »Aber es ist besser, du lässt Chauvin nicht herein, falls er wiederkommt. Zumal Sam nicht im Haus ist.«
»Natürlich nicht«, sagte Grace. »Und ich rufe jetzt gleich Cathy an, sage ihr dasselbe und sorge dafür, dass Saul zu Hause bei ihr bleibt.«
»Gut. Und sieh zu, dass eure Alarmanlage eingeschaltet ist, Gracie.«
Letztes Jahr hatten sie sich ein Sicherheitssystem installieren lassen, aber Martinez wusste, dass sie manchmal vergaßen, es einzuschalten.
»Hältst du das wirklich für notwendig?«, fragte Grace.
Martinez sagte sich, dass sie nicht unbedingt wissen musste, dass Chauvin ihren Mann verfolgt hatte.
»Tu mir einfach den Gefallen, ja?«, erwiderte er. »Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass Chauvin noch einmal in deine Nähe kommen wird, und ich habe nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass er gefährlich ist, aber der Typ ist mir auf jeden Fall nicht geheuer.«
»Da gebe ich dir recht«, sagte Grace.
Martinez beendete das Gespräch und versuchte es noch einmal bei Sam.
Wieder die Voicemail.
Sam hatte ihm zwar gesagt, es sei im Moment noch nicht erforderlich, Petits Autokennzeichen zu checken, da es vermutlich »nichts« sei, aber Martinez beschloss, es trotzdem zu überprüfen.
105.
Ein Geräusch durchdrang die Stille des Hauses in der Foster Avenue.
Es klang wie ein Stöhnen.
»Wer war das?«, fragte Sam, während ihm ein Schauder über den Rücken lief.
»Ich glaube, das war ein Tier«, sagte Toni. »Unser Hund vielleicht, draußen hinter dem Haus.«
Sam erinnerte sich an das Geräusch, das er in Tyler Allens Haus gehört hatte, und wie der Choreograf behauptet hatte, es seien seine Siamkatzen gewesen, was bei genauerer Überlegung vielleicht sogar gestimmt hatte.
Das hier aber war etwas völlig anderes.
»Für mich hat es sich nicht nach einem Hund angehört«, sagte Sam und wandte sich nach Kate Petit um.
Sie war verschwunden.
Wieder dieses Geräusch, fast ein Wimmern.
Das war ein Mensch.
Jemand, der unter Schmerzen litt, da war Sam sich fast sicher.
Er wandte sich wieder zu Toni um.
»Okay«, sagte er. »Was geht hier vor?«
»Wieso? Nichts geht hier vor.«
»Ich will nur helfen«, sagte Sam. »Unsere Operntruppe ist eine Art Familie geworden, findest du nicht auch? Da hilft man einander.«
»Mag sein«, entgegnete Toni knapp, »aber ich brauche keine Hilfe.«
»Mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes.«
»Dein Bauchgefühl irrt sich«, sagte Toni gereizt. »Ich möchte, dass du jetzt gehst, Sam. Ich habe dich nicht gebeten, mir zu folgen.«
»Ich weiß. Und ich werde gehen, sobald ich mir sicher bin, dass mit dir wirklich alles okay ist.«
Toni schüttelte entnervt den Kopf, lenkte aber ein. »Du hast recht. Es läuft nicht alles bestens.« Sie sprach leise, als wollte sie nicht, dass ihre Schwester sie hörte. »Mein Leben ist nicht das leichteste, wenn du es unbedingt wissen musst.«
»Ich wollte meine Nase nicht in deine Angelegenheiten stecken.«
Tonis Lächeln war müde. »Ist das nicht genau das, was Cops normalerweise tun?«
»Ich bin nicht als Cop hier, sondern als Freund, und falls du reden willst, ich bin ein ganz guter Zuhörer.«
Wieder dieses seltsame Geräusch.
Ein Laut, aus dem die Angst eines Menschen sprach, da war sich Sam sicher.
Das Geräusch kam aus dem hinteren Teil des Hauses.
Irgendetwas Schlimmes ging hier vor.
»Wieder der Hund?«, fragte er. »Warum holst du ihn nicht ins Haus?«
»Sam, hör zu.« Toni trat so nah an ihn heran, dass er ihr Parfüm riechen und die Hitze spüren konnte, die von ihrem Körper ausging. Diesmal sah er ein Flehen in ihren kirschschwarzen Augen. »Du hast es selbst gesagt, Sam, wir sind eine Art Familie. Und deshalb bitte ich dich, lass uns allein. Lass mich und meine Schwester einfach allein, ja?«
»Das werde ich«, sagte er, »sobald …«
»Meine Schwester hat
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