Blinde Seele: Thriller (German Edition)
Schwester hoch. »Es ist Zeit, Kate«, sagte sie. »Ich will es ihm sagen.«
Sam blickte zu Kate Petit hinüber, deren Augen vollständig von der Brille verdeckt waren. Dunkle Brillen waren ein immer wiederkehrendes Thema bei diesem Fall, wenn auch nicht bei allen Morden.
Augenabdeckungen unterschiedlicher Art.
Die gar keine Augen abdeckten …
Sam unterdrückte ein Schaudern.
»Deine Beerdigung«, sagte Kate zu ihrer Schwester.
Sie bückte sich, nahm sich ein abgewetztes, weinrotes Kissen vom Sofa und ließ sich auf dem Schemel nieder, wobei sie die Waffe die ganze Zeit auf Sam gerichtet hielt.
Das Kissen sollte wahrscheinlich als Schalldämpfer dienen, begriff Sam.
Black Hole hatte zu diesem Zweck Kissen benutzt.
Sam starrte in die Mündung der Pistole, und Bilder seiner Liebsten schossen ihm durch den Kopf, so wie immer, wenn er in Lebensgefahr schwebte.
Irgendwann würde es mit seinem Glück zu Ende sein.
Kate legte sich das Kissen auf den Oberschenkeln zurecht und stützte die Unterarme darauf.
Aber jetzt noch nicht, dachte Sam. Noch hat deine Stunde nicht geschlagen.
»Machen wir’s uns gemütlich«, sagte Kate.
Ihre Stimme klang jetzt weniger hart. Eine Spur von Sinnlichkeit, etwas beinahe Verführerischem schwang darin mit.
Und etwas äußerst Gefährliches.
»Worüber sollen wir zuerst reden, große Schwester?«, fragte Kate. »Vielleicht über das Leben damals im guten alten Louisiana?«
Toni sank ein bisschen in sich zusammen. Ihre schmalen Schultern wirkten schlaff und kraftlos. Dann richtete sie sich auf, holte tief Luft und begann zu reden.
Und die Jahre fielen von ihr ab.
109.
Auf dem Weg zu Delgados Wohnung hatte es Grace noch einmal bei Sam versucht. Jetzt, als sie den Wagen um kurz vor elf im Country Club Drive parkte, rief sie stattdessen Martinez an.
»Hey«, sagte er. »Was ist los, Grace? Du rufst von deinem Handy an?«
Grace berichtete ihm von Delgados Anruf und fragte Martinez, ob er mit Sam gesprochen habe.
»Nein, aber er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Sobald es geht, werde ich ihm sagen, wo du bist.«
»Und dass Joshua bei Claudia ist, damit er sich keine Sorgen um uns macht.«
»Meinst du, das mit dem Mädchen könnte ein Durchbruch sein?«, fragte Martinez.
Grace wusste, dass er von dem Fall redete, nicht von Felicias Gesundheitszustand.
»Es ist zu früh, um das einschätzen zu können«, antwortete sie.
»Und wenn du könntest, würdest du es nicht sagen, ich weiß«, bemerkte Martinez. »Vergiss nur nicht, uns Bescheid zu geben, wenn du glaubst, dass sie vernehmungsfähig ist, okay?«
»Natürlich.« Grace hielt einen Augenblick inne. Dann fragte sie mit einem Gefühl der Enge in der Brust: »Geht es Sam gut?«
»Als ich mit ihm gesprochen habe, hatte es ganz den Anschein. Ich bin auf dem Weg zu ihm. Und du gehst jetzt und tust, was du tun musst, Doc. Ich sehe nach unserem Typen.«
»Danke, Al«, sagte Grace. »Und passt auf euch auf, bitte.«
»Immer doch«, sagte Martinez.
»Und sorg dafür, dass Sam mich anruft, sobald er kann.«
»Mach ich.«
Grace schob das Handy in die Tasche und ließ sich einen Moment Zeit.
Egal, was Martinez gesagt hatte – er war wegen irgendetwas beunruhigt.
Das bedeutete natürlich nicht, dass es um Sam gehen musste.
Aber wenn Martinez besorgt war, dann war sie es auch.
Grace seufzte, stieg aus dem Wagen und schloss die Tür ab.
Richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Felicia Delgado.
Und auf das, was das Mädchen ihr sagen wollte.
Was immer es sein mochte.
110.
»Kommst du zurecht, wenn ich ein bisschen an die frische Luft gehe, Mildred?«, fragte David.
Lieutenant Alvarez und Sergeant Riley waren vor ein paar Minuten gegangen, um sich auf die Suche nach Dr. George Wiley zu machen.
»Mir wär’s lieber, du würdest es nicht tun«, sagte Mildred.
»Ich will auch sehen, was mit Adams ist«, erklärte David. »Ich will wissen, was ihn aufhält.«
Mildred schüttelte den Kopf.
»Versuch bitte, den Kopf still zu halten«, erinnerte David sie. »Und ruhe dich ein bisschen aus.«
»Ich könnte mich besser ausruhen, wenn du bei mir bleibst.«
»Ich brauche ein bisschen frische Luft«, beharrte David. »Nur ein paar Minuten.«
»Bitte sei vorsichtig.«
»Ich weiß, dass wir Luftverschmutzung haben«, erwiderte David, »aber fünf Minuten Florida-Luft werden mich schon nicht umbringen.«
Mildreds unbedecktes Auge blickte ihn fest an.
»Mach bitte keine Dummheiten, alter Mann«, sagte sie.
»Das habe ich
Weitere Kostenlose Bücher