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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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unfreundlich.
    »Könntest du die Tür aufmachen, Toni?«
    »Augenblick.«
    Ein Riegel wurde zurückgeschoben, und die Tür ging auf.
    Toni trug noch immer ihr schwarzes T-Shirt und Jeans, aber sie war barfuß. Ihre Zehennägel waren nicht lackiert, aber ordentlich geschnitten.
    »Woher weißt du, wo ich wohne?«, fragte sie und begriff es im gleichen Moment. »Bist du mir gefolgt?«
    »Ja.«
    Irgendein Ausdruck, den Sam nicht auf Anhieb deuten konnte, blitzte in ihren Augen auf.
    Angst, dachte er, oder vielleicht einfach nur Wut.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, sagte er.
    »Verfolgst du immer die Frauen, um die du dir Sorgen machst?«
    »Du hast gesagt, du hättest eine schlimme Migräne, und mir gefiel die Vorstellung nicht, dass du in dem Zustand alleine nach Hause fährst.« Er hielt einen Moment inne. »Kann ich reinkommen?«
    »Ehrlich gesagt, Sam, ist es schon spät, und ich finde es irgendwie unheimlich, dass du mich verfolgst.«
    »Ich bin dir ganz impulsiv gefolgt. Hab gar nicht darüber nachgedacht«, sagte er. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    »Das hast du aber.«
    Sam erkannte, dass sie ihn nicht hereinlassen würde.
    »Okay«, sagte er. »Ich will aufrichtig zu dir sein. Als wir vorhin geredet haben, hatte ich das Gefühl, dass irgendwas mir dir los ist, irgendetwas Schlimmes vielleicht. Sei ehrlich. Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein. Es ist nichts«, sagte Toni. »Ich brauche keine Hilfe. Trotzdem danke. Das war sehr freundlich von dir.«
    »Was macht die Migräne?«
    »Die plagt mich immer noch«, sagte sie erschöpft.
    Vielleicht ist es wirklich nicht mehr als das, überlegte Sam. In diesem Fall sollte er Toni in Ruhe lassen und verschwinden.
    »Ich verspreche dir, ich werde nicht lange bleiben«, sagte er schließlich, »aber könnten wir nicht eine Tasse Tee zusammen trinken?« Er hielt einen Moment inne. »Komm schon, Toni. Ich bin doch kein Fremder.«
    Sie zögerte.
    »Sag ihm, er soll verschwinden.«
    Noch eine Stimme. Die Stimme einer Frau, aber rauer, kehliger, irgendwo im Haus.
    »Meine Schwester«, sagte Toni. »Sie fühlt sich auch nicht sehr wohl.«
    »Das tut mir leid«, sagte Sam.
    Toni wandte sich um. Sam vermutete, dass sie zu ihrer kränkelnden Schwester schaute.
    Er nutzte die Gelegenheit und trat an ihr vorbei ins Haus.

101.
    Sam war nicht das einzige Familienmitglied, das eine gute Intuition besaß. Von Zeit zu Zeit hatte auch Grace das drückende Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Gegen halb zehn kam ihr der Gedanke, dass etwas mit Mildred sein könnte.
    Vielleicht war Sam ja zur Klinik gefahren und konnte ihr mehr sagen.
    Sie versuchte es zuerst auf seinem Handy, erreichte aber nur die Voicemail. Sie hinterließ keine Nachricht, rief stattdessen David an.
    »Im Moment ist es etwas ungünstig«, sagte er. Die Anspannung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Grace besorgt. »Geht es Mildred gut?«
    »Ja.« David klang abgelenkt. »Ich kann jetzt nicht reden, Grace.«
    »Ist Sam da?«
    »Nein, er ist irgendwo beschäftigt«, sagte David. »Irgendwas ist los.«
    »Mit dem Fall?«
    »Ich nehm’s an.«
    Es war nicht Davids Art, ihr gegenüber kurz angebunden zu sein. Ebenso wenig war es Sams Art, ihr nicht Bescheid zu geben, wenn er sich verspätete oder nicht erreichbar war.
    Andererseits, rief sie sich in Erinnerung, machte sie sich in letzter Zeit beim geringsten Anlass Sorgen.
    Wahrscheinlich auch jetzt wieder.

102.
    »Ich bleibe nicht lange«, sagte Sam, als er im Eingangsflur stand. »Ich will nur sehen, ob ich dir irgendwie helfen kann.«
    »Ich brauche keine Hilfe«, erklärte Toni. »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Sam kramte in seinem Gedächtnis, ob sie irgendwann eine Schwester erwähnt hatte.
    »Wenn ihr beide, du und deine Schwester, krank seid«, sagte er, »ist es vielleicht derselbe Bazillus, den Carla und Jack sich eingefangen hatten.«
    »Hatten Sie nicht gesagt, Sie seien durstig?«, sagte die andere Stimme.
    Eine Frau kam aus dem hinteren Teil des Hauses in die kleine Diele.
    Auch sie trug Schwarz, ein knöchellanges Leinenkleid und hübsche silberne Sandalen.
    »Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet«, sagte sie.
    »Sam Becket.« Er streckte die Hand aus.
    Die Frau ignorierte sie.
    Sam konnte nicht sagen, ob sie älter oder jünger war als Toni, auch wegen der undurchdringlich dunklen Brille, die sie trug.
    Dann ging ihm ein Licht auf.
    Im Lauf der Jahre hatte er

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