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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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trotzdem erzählen, was passiert ist. Wenn ich es jetzt nicht loswerde, schlafe ich womöglich ein und kann mich morgen nicht mehr an alles erinnern.«
    »Okay«, sagte Sam.
    Er machte sich Notizen und nahm ihre Aussage auf seinem PDA auf, während sie zu erzählen begann.
    Während der letzten Probe habe sie mitbekommen, wie Toni einen Anruf angenommen hatte, über den sie gar nicht glücklich zu sein schien. Als Toni den Anrufer bat, zu warten, bis sie einen ungestörten Ort zum Reden gefunden hätte, war Billie neugierig geworden – eine alte Schwäche von ihr, gestand sie – und war ihr in den hinteren Bereich von Tylers Garage gefolgt.
    »Ich hörte Toni sagen, es sei zu spät, jetzt noch auszuflippen. Was geschehen sei, sei geschehen. Sie klang wie Lady Macbeth«, erzählte Billie. »Und dann sagte sie: ›Was mich betrifft, war es das allerletzte Mal.‹ Es müsse Schluss sein, sagte sie. Sie müssten aufhören.«
    Sam vermutete, dass Kate die Anruferin gewesen war, die nach Zoë Fox »ausgeflippt« war.
    Und Toni hatte aussteigen wollen.
    Ein paar Minuten später, berichtete Billie, hatte sie Toni gefragt, ob alles in Ordnung sei. Toni hatte sie lange und durchdringend angestarrt, als wüsste sie, dass Billie ihr Gespräch belauscht hatte. Von da an hatte Billie sich ständig von ihr beobachtet gefühlt. Ihr war mulmig geworden. Das war der Grund dafür gewesen, dass sie mit Sam hatte sprechen wollen.
    »Warum hast du bis Donnerstag gewartet, bevor du mich angerufen hast?«, fragte er.
    »Weil ich das Gefühl hatte, an dem Abend bei dir zu Hause irgendwas getan zu haben, was dich geärgert hat. Aber diese Sache mit Toni hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Sie klang wirklich seltsam am Telefon … und dann die Art, wie sie mich angestarrt hat. Ich wollte dir davon erzählen, bevor wir uns alle wieder zur Probe trafen.«
    Nur dass es dann schon zu spät gewesen war.

*
    Toni hatte aus heiterem Himmel gegen Mittag vor Billies Tür gestanden, mit einem Plastikbehälter mit nahrhafter Suppe. Sie sagte, sie habe die Suppe wegen der Grippe, die im Moment grassiere, für die Operntruppe gekocht. Sie sei zufällig in der Gegend gewesen, erklärte sie, und wolle Billie bitten, die Suppe zu kosten, für den Fall, dass sie vor der Probe nachgewürzt werden müsse.
    »Ich war völlig überrumpelt, zumal ich ihr nie gesagt hatte, wo ich wohne«, erzählte Billie. »Aber ich habe sie hereingelassen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Dann sagte ich ihr, ich hätte keinen Hunger und könne im Moment kein Essen sehen. Ich würde die Suppe später kosten.«
    Das war der Augenblick, als sich alles verändert hatte.
    »Toni drehte sich zur Tür um. Ich dachte, sie wollte gehen, weil ich sie möglicherweise gekränkt hatte. Stattdessen ließ sie eine andere Frau herein, die eine dunkle Brille trug, mit einem Gehstock und einer Tüte in der Hand. Toni sagte zu der Frau, ich hätte keinen Hunger … und auf einmal drehte sie sich um, stürzte sich auf mich und warf mich zu Boden. Ich sah noch, wie die Frau den Gehstock schwang und auf meinen Kopf zielte …«
    Danach erinnerte sie sich an nichts mehr, erzählte sie, bis sie im Dunkeln und gefesselt wieder aufgewacht war. Irgendjemand – vermutlich die Frau mit der dunklen Brille – hatte ihr ein paar Mal Sandwichs und Saft gebracht. Billie hatte gegessen, um zu überleben, aber sie war immer wieder in einen Dämmerzustand abgeglitten. Sie war sich ziemlich sicher, dass die Frauen sie mit Medikamenten betäubt hatten.
    »Wer war die andere Frau?«, fragte sie Sam jetzt.
    »Tonis Schwester.«
    »Die beiden kommen doch ins Gefängnis, oder?«
    Das war der Augenblick, als Sam begriff, wie wenig Billie noch immer darüber wusste, weshalb sie entführt worden war.
    Er erzählte ihr nicht mehr, als sie wissen musste. Dass Kate Petit, die Frau mit dem Gehstock, tot war. Und dass Toni verhaftet worden sei und für lange Zeit, vermutlich für immer, nirgends mehr hingehen würde.
    »Du warst nicht ihr einziges Opfer«, sagte Sam. Als er sah, dass Billie zu zittern begann, stand er auf. »Du musst dich jetzt ausruhen.«
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Billie.
    »Ohne mich wärst du gar nicht erst dort gelandet«, entgegnete Sam. »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«

*
    In der Notaufnahme vergewisserte sich Sam, dass Chauvin noch immer da war, auch wenn der einzige Arzt, den er finden konnte, zu beschäftigt war, um ihm mehr als ein paar Sekunden zu

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