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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sagte sie. »Eine Zeit lang fing sie an, Geschichten zu schreiben, die alle damit endeten, dass irgendeine Figur geblendet wurde, im Allgemeinen zur Bestrafung. Augen und Blindheit, das war immer ihr Thema.«
    »Hatte sie zu dem Zeitpunkt bereits akzeptiert, dass sie eine Brille tragen musste?«, fragte Sam.
    »Ihr blieb keine Wahl«, sagte Toni. »Wenn sie keine Brille trug, war sie fast blind.«
    »Erzählen Sie uns von dem Colt, den Sie aus dem Safe Ihres Vaters gestohlen haben«, sagte Martinez. »Die Waffe, mit der Sie heute Abend Ihre Schwester erschossen haben.«
    »Sie wollen wissen, ob es die Waffe ist, die bei den Black-Hole-Morden benutzt wurde.« Toni hielt einen Moment inne. »Der Name gefiel Kate.« Sie nickte. »Es war die Waffe, die bei allen Morden benutzt wurde, ja.«
    Und da hatten sie es schon.
    Volltreffer.

134.
    Chauvin lag auf seinem schmalen Bett in der Notaufnahme und lächelte.
    Die Schusswunde war im ersten Moment ein Riesenschock für ihn gewesen, aber er nahm an, selbst eine etwas ernstere Verletzung hätte ihm nichts ausgemacht, wenn Sam ein bisschen freundlicher gewesen wäre. Stattdessen hatte er gesagt: »Sie sind ein Vollidiot, Chauvin.«
    Das hatte Thomas Chauvin fast so wehgetan wie der Schmerz in seinem Arm.
    Und doch war Sam gekommen, um nach ihm zu sehen. Chauvin hatte Sams Stimme vor einiger Zeit draußen hinter den Vorhängen gehört, und auch wenn er nicht verstehen konnte, was gesagt wurde, reichte es ihm fürs Erste, zu wissen, dass Sam gekommen war.
    Und letztendlich würde Sam begreifen, dass er, Thomas Chauvin, ihm das Leben gerettet hatte.
    Und dann würden sie Freunde sein, und Grace und Cathy – oder Catherine, wie Chauvin sie zu nennen beschlossen hatte – würden ihn aus Dankbarkeit lieben.
    Sein Arm begann wieder ein wenig zu schmerzen, aber das kümmerte ihn kaum, da er über Wichtigeres nachzudenken hatte. Zum Beispiel darüber, wie er Grace in Gedanken nennen würde, jetzt, wo er Catherine kennengelernt hatte. Französisch ausgesprochen, war es ein perfekter Name für sie …
    »Catherine«, flüsterte er.
    Sein Verstand war benebelt von Medikamenten, ein angenehmes Gefühl.
    Er fragte sich, wann er Catherine und Grace wiedersehen würde und ob Sam ihn nach seiner Operation vielleicht einlud, bei ihnen zu wohnen, um sich zu erholen.
    Und dann …
    »Grace-mère« , so würde er Catherines Mutter nennen – fast wie »Belle-mère« , das französische Wort für Schwiegermutter.
    »Catherine«, murmelte er und lächelte.
    Und schlief ein.

135.
    Kate hatte sich stets darüber beklagt, von einer Brille grässliche Kopfschmerzen zu bekommen, und Kontaktlinsen würden ihr wehtun.
    »Ich war deswegen oft wütend auf sie«, sagte Toni, »und sagte ihr, es sei ihre Entscheidung gewesen, sich von mir abhängig zu machen, und manchmal hat sie geweint und getobt, und dann war sie wieder eiskalt, aber unterm Strich war es immer meine Schuld, deshalb musste ich damit leben.«
    Erst später, fuhr sie fort, als Kates »Triebe« ausbrachen, hatte ihre Schwester sich dramatisch verändert.
    »Kannst du ›Triebe‹ erklären?«, fragte Sam.
    »Hin und wieder kam es vor, dass Kate einen wildfremden Menschen sah und einfach wütend wurde, wenn wir unterwegs waren und sie ihre Brille trug. Manchmal, weil es eine sehr attraktive oder anscheinend sehr selbstbewusste Frau war. Manchmal, weil die Person einen bestimmten Job hatte. Kate hasste Optiker, aber wenn sie eine Frau sah, die Mascara verkaufte, nahm sie es ihr auch übel. Oder sie sah eine Fremde, die einfach nur glücklich aussah, normal, mit ihren Kindern oder ihrem Partner. Oder sie bildete sich ein, dass jemand sie anstarrte oder über sie redete.«
    »Und? Haben die Leute über sie geredet oder sie angestarrt?«, fragte Joe Duval.
    »Ich glaube nicht.«
    »Waren es immer Frauen?«, fragte Sam.
    »Meistens.«
    Kate beklagte sich fast täglich über irgendjemanden, der sie geärgert hatte, entweder im Fernsehen oder in einem Supermarkt oder Einkaufszentrum oder auf der Straße. Was auch Tonis Schuld war, weil sie Kate gezwungen hatte, ihre Brille zu tragen. Sonst hätte sie sie nämlich gar nicht gesehen.
    »Manchmal habe ich die Brille sogar für eine Weile versteckt«, sagte Toni, »aber dann war Kate so hilflos, dass ich es nicht ertragen konnte.«
    Sam wartete einen Moment.
    »Wir waren bei den ›Trieben‹«, nahm er den Faden dann wieder auf.
    Toni nickte. »Triebe, Wutanfälle, es ist schwer zu beschreiben, was

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