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Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Grimm
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entweder manisch oder depressiv, wenn sie das Zeug mal wegließ. Ich wusste nie, was als nächstes kommt.“
    Marlene schluckte schwer. Im Vergleich zu Patricks Sorgen erschien ihr eigenes kleines Drama mit Stefan damals wie Kindertheater. „Wie lange ging das so?“, fragte sie. „Ich hoffe nicht sehr lang.“
    „Nur ein paar Monate. Danach habe ich mit ihr geredet und gesagt, dass ich eine Pause brauche. In der ganzen Zeit bin ich kaum zum Arbeiten gekommen, und das, was ich gemacht habe, war Mist. Ich konnte mich nicht konzentrieren, weil sie immer Aufmerksamkeit wollte. Selbst wenn sie keine wollte.“ Patrick spielte mit seinem Glas herum. „Greg hat mich glücklicherweise bei meiner Entscheidung unterstützt. Er war der einzige aus ihrer Familie, der diese Sache wirklich objektiv betrachten konnte und mir gesagt hat, wo es lang geht.“
    Marlene streichelte mit den Daumen über seine Handrücken. „Er scheint ein guter Freund gewesen zu sein.“
    Er lächelte über die Berührung und schloss seine Finger um ihre kleinen Hände. „Ist er heute noch. Wir sehen uns leider nur viel zu selten, weil er Evelina am Hacken hat.“
    „Immer noch?“
    „Er hat sie damals nach Russland zurückgebracht. Sein Vater arbeitet an einer angesehenen Klinik, deshalb hat sie dort einen Behandlungsplatz bekommen. Seitdem ist er sowas wie ihr Aufpasser.“ Patrick drückte unvermittelt Marlenes Finger, sein Gesichtsausdruck ernst. „Ich habe mich nicht gut dabei gefühlt, aber für mich war das die endgültige Trennung. Es ging einfach nicht mehr.“
    Sie erwiderte den Händedruck und wünschte sich, jetzt wäre ein passender Moment um seine Finger zu küssen. „Aber offiziell hast du es nicht gemacht?“
    „Ich hätte es tun sollen. Aber sie hatte sich wegen der Heimreise so furchtbar aufgeregt, da wollten wir ihr den Stress nicht zumuten. Ich habe auch Ethan, Kelly und die anderen gefragt, was ich tun soll, aber die meisten hätten es genauso gemacht. Es ging ja nicht nur um mich, sondern auch um ihre Gesundheit. Ich wollte nicht an einem neuen Nervenzusammenbruch schuld sein.“
    „Aber wenn sie zurück nach Russland ging  … wie kam es dann zu“, Marlene stolperte kurz über ihre Worte, „zu deiner Erblindung?“
    „Ganz einfach. Sie blieb nicht dort.“
    Die Beklemmung, die ein wenig abgeebbt war, kehrte mit Macht zurück. Marlene klammerte sich schaudernd an Patrick fest, den Atem gebannt angehalten und die Augen fest auf sein Gesicht gerichtet.
    „Es war ein halbes Jahr später und fast so was wie Schicksal, könnte man sagen. Ich hatte wieder eine Ausstellung  – meine vierte inzwischen – und eine Menge Leute waren da. Gregori sagte mir kurz vorher noch, Evelina hätte zwar davon gehört und sei abgehauen, aber sie würde es nicht rechtzeitig schaffen.“
    „Aber dann hat sie es doch geschafft“, murmelte Marlene.
    Er atmete tief durch. „Ja. Plötzlich war sie da. Sie sah atemberaubend aus in ihrem scharlachroten Cocktailkleid. Die Sicherheitskräfte haben sie einfach reinspazieren lassen, obwohl ich ihnen noch gesagt hatte, dass sie aufpassen sollen.“
    „Was ist dann passiert?“, wisperte Marlene. Gänsehaut breitete sich auf ihrem ganzen Körper aus.
    „Sie sah mich mit Dantes Schwester sprechen. Sie ist ein hübsches Mädchen und war damals gerade siebzehn geworden.“ Patrick spannte sich an, als würde der Film in seinem Kopf ihn wieder zu diesem Moment zurückziehen. „Sie kam zu uns herüber, ganz ruhig und gefasst. Tja, und dann, dann hat sie Isabella eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hat.“
    „Nein!“, rief Marlene entsetzt. Sie schlug die Hände vor den Mund. Was für eine schreckliche Vorstellung, aber wie erschreckend musste das erst für die Besucher der Ausstellung gewesen sein?
    „Oh, doch. Du kennst Isabella nicht, aber sie ist keine, die sich so eine Aktion gefallen lässt. Sie hat sich gewehrt und Evelina mit der Faust eine reingehauen.“
    „Das konnte man wohl nicht mehr Catfight nennen“, ächzte Marlene. „Du meine Güte!“
    „Es kommt noch schlimmer. Die Sicherheitsleute haben versucht die beiden zu trennen. Dabei haben sie Evelina unabsichtlich gegen meine beste Arbeit geschleudert.“
    Unbewusst fasste Marlene sich an den Hals. Sie ahnte, was folgen musste. „Ist die Skulptur–“
    „Die war bombenfest. Aber Evelina hat wie besessen dran rumgerissen. Ich habe sie schon erschlagen darunterliegen sehen.“
    Marlene konnte kaum atmen, so bildgewaltig

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