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Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Grimm
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lief die Szene an ihrem inneren Auge vorbei.
    „Blödmann der ich bin, habe ich versucht sie und die Skulptur zu retten, aber in dem Moment wo ich sie anfasste, ist sie doch noch vom Sockel gefallen und hat mich am Kopf erwischt.“ Patrick seufzte tief. „Ich habe davon nicht viel mitbekommen, aber ich hätte lieber den Schmerz gespürt als mein Augenlicht zu verlieren.“
    „Scheiße.“ Sie fluchte selten, aber dafür fiel Marlene kein besseres Wort ein.
    „Das kannst du laut sagen. Als ich im Krankenhaus aufwachte und nichts sehen konnte, dachte ich erst, das wäre ein schlechter Scherz.“ Patrick entzog ihr seine Hände und langte nach seinem Weinglas. „Manchmal denke ich das heute noch. Als wäre das ein langer, fieser Traum, der vorbei ist, sobald der Wecker klingelt.“ Er schenkte sich einen großzügigen Schluck ein und stürzte alles in einem Zug hinunter.
    „Konnte denn niemand was machen?“, fragte Marlene bestürzt. „Ich meine, du hast deine Augen ja noch.“
    „Gott sei Dank wenigstens das“, seufzte er. „Durch das Trauma habe ich wohl einen Knacks wegbekommen und kein Arzt wusste, wie man das wieder beheben kann. Erst sagten sie, es könnte sich geben, wenn die Gehirnerschütterung ausgestanden und die Schwellung abgeklungen ist. Dann haben sie geguckt, ob es was zu operieren gibt. Und dann meinten sie, ich soll zum Psychologen gehen. Nachdem das auch nicht half, empfahlen sie mir, einfach abwarten und mich in der Zwischenzeit schon mal darauf einstellen, dass ich vielleicht nie mehr sehen werden könnte.“
    „Das tut mir so leid“, flüsterte Marlene aufrichtig. „Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen.“
    Er lächelte schwach. „Das tust du schon. Du gehst mit mir aus, obwohl ich behindert bin.“
    Sie gab einen missbilligenden Laut wegen seiner Wortwahl von sich.
    „Doch, das bin ich. Und für viele Frauen ist das abschreckend. Wenn nicht am Anfang, dann spätestens, wenn man die vielen alltäglichen Dinge nicht so einfach bewältigen kann wie ein normal Sehender.“ Er entschärfte seine Worte mit einem zärtlichen Biss in ihren Zeigefinger. „Abgesehen davon hörst du dir auch mein wehleidiges Gejammer an und bist nicht schreiend weggerannt, als die böse Ex ins Spiel kam.“
    Marlene kicherte schuldbewusst über seine flapsigen Worte. Dass er sie aufheitern wollte, obwohl es ihm sichtlich noch viel mehr an die Nieren ging als ihr, rechnete sie ihm hoch an. „Du bist auch nicht schreiend vor mir weggerannt“, gab sie zurück. „Wir sind quitt.“
    Stirnrunzelnd legte er den Kopf leicht schief. „Was meinst du?“
    Sie errötete. „Ach, nichts.“
    „Miss Marlene–“
    „Nein, ehrlich, ich und meine große–“ Aus der Küche gab ihr Handy einen melodischen Laut von sich. „Oh, eine SMS. Vielleicht ist sie von Heidi. Entschuldigung.“ Dankbar für die Unterbrechung erhob sie sich hastig und tapste los.
    In der Küche lehnte sie sich gegen den Türrahmen und atmete sie einige Male tief durch.
    Wie kann man nur so blöd sein? , schalt sie sich gedanklich. Verdammt noch mal, reiß dich zusammen, sonst ist er wirklich bald weg!
    Wütend mit sich und ihrer Unsicherheit kramte sie das Telefon aus ihrer Handtasche und rief die Nachricht ab. Sie war tatsächlich von Heidi, und ihr Inhalt ließ Marlenes Augenbrauen vor Überraschung in die Höhe schnellen.
    „Und?“, fragte Patrick, als sie sich samt Handy und einer Flasche Johannisbeerschorle wieder zu ihm auf das Sofa setzte. „Was ist los?“
    „Heidi.“ Marlene sah ihn entgeistert an. „Sie ist mit Ethan über Nacht nach London geflogen. Sie schreibt irgendwas über einen kleinen Empfang. Weißt du was darüber?“
    Patrick antwortete nicht, er brach stattdessen in schnaubendes Gelächter aus. Die Transformation von brütend und düster zu solcher Erheiterung dauerte kaum eine Sekunde und war atemberaubend mit anzusehen.
    „Macht er das öfter mit Frauen, die er nicht kennt?“, verlangte Marlene von ihm zu wissen. Er konnte kaum atmen, so sehr lachte er. „Patrick! Ich mache mir Sorgen!“
    „Bitte … bitte nicht“, keuchte er. „Oh, das ist großartig !“
    „Was ist daran bitte großartig? Sie ist mit einem fremden Mann außer Landes geflogen! Sie ist doch sonst nicht so!“
    „Ethan auch nicht“, mühte Patrick sich zu erwidern. „Aua, ich krieg Seitenstechen.“ Er brach wieder in Gelächter aus. „Warte, bis die anderen das hören!“
    „Aber was machen die denn dann zusammen?“

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