Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Grimm
Vom Netzwerk:
nicht“, gab er zu. „Aber ich war verliebt und wollte, dass es funktioniert. Ich habe Gregori gebeten mir zu helfen, damit es nicht wieder soweit kommt. Er war natürlich froh darüber, er hatte nämlich wenig Lust darauf, ihren Aufpasser zu spielen. Nur lief das Ganze genau andersherum, als ich es geplant hatte.“
    „Ist sie etwa fremdgegangen?“
    „Nein, das nicht. Aber ich bekam immer öfter zu hören, wie das Modelleben Evelina zusetzte. Sie aß manchmal zu wenig, wenn sie einen Job unbedingt haben wollte, oder trank zu viel, wenn sie feiern war. Und sie wurde Kolleginnen gegenüber handgreiflich, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging. Ich wusste nicht, wie ich Gregori helfen sollte“, schloss Patrick leise. „Ich kam zu ihr, wenn ich konnte, aber das änderte leider nichts. Es war nicht genug.“
    Darauf wusste Marlene nichts zu sagen. Sie wünschte, ihr fiele etwas Aufbauendes ein, oder wenigstens etwas Nettes, aber ihre Gedanken rasten so schnell, dass kein einziger haften blieb.
    „Wir haben fast ein Jahr in diesem Zustand gelebt“, fuhr Patrick fort. Er klang müde, ein Abbild dessen, wie die Beziehung an ihm gezehrt haben musste. „Manchmal lief es gut, manchmal nicht so sehr. Fernbeziehungen sind schrecklich. Teilweise kam es mir vor, als sei ich mit einer Fremden zusammen gewesen.“
    „Das kenne ich“, murmelte sie bedrückt.
    „Das hoffe ich ehrlich gesagt nicht“, sagte er sanft. „Etwas später wurde sie nämlich wegen psychischer Probleme in ein Krankenhaus eingewiesen. Bipolare Störung.“
    Marlenes Atem stockte. „Ehrlich? Das ist ja furchtbar.“
    Er seufzte leise. „Die Anzeichen waren da, aber wer denkt schon daran, wenn man mitten im Leben steht? Ihr stressiger Lebensstil war wohl der Auslöser, jedenfalls haben das ihre Ärzte gesagt.“
    „Und sie selbst?“
    „Dass es meine Schuld ist. Sie hatte zwar ein paar klare Momente in der Klinik, aber das hat nichts an ihren Überzeugungen geändert. Und ihre Eltern haben sie kräftig darin bestärkt.“
    Marlene konnte sich denken, warum. Model zu werden war in Russland einer der Traumberufe schlechthin, ganz besonders, wenn man aus wenig wohlhabenden Verhältnissen kam. „Wieso hast du nicht Schluss gemacht?“, fragte sie leise. „Ich hätte das nie und nimmer ausgehalten.“
    Er hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich war ich dumm vor Liebe.“
    „Daran ist nichts dumm“, widersprach Marlene ruhig, aber nachdrücklich. „Du hast ihr beigestanden, als sie dich gebraucht hat. Jede Frau wünscht sich so einen Partner.“
    „Ich bin nicht sicher, ob das für mich gilt. Der Kontakt zu mir hat Evelina mehr aufgeregt als beruhigt. Aber ich war egoistisch und wollte nicht aufgeben. Ich hätte wissen müssen, dass das der bestmögliche Zeitpunkt zum Loslassen war.“
    „Im Nachhinein ist man immer klüger“, stimmte sie zu. „Aber wahrscheinlich wärst du dir damals noch viel egoistischer vorgekommen, wenn du sie und ihre Eltern mit dieser Sache alleine gelassen hättest.“
    Patrick dachte einen Moment lang darüber nach. Ein verwunderter Ausdruck kam über sein müdes Gesicht. „Wahrscheinlich hast du Recht. So habe ich das irgendwie noch nie gesehen. Das heißt aber nicht, dass ich ein Heiliger bin. Im Gegenteil, ich wollte es oft durchziehen. Aber dann hatte ich sie am Telefon und sie klang beinahe wieder wie früher und ich konnte es einfach nicht.“ Er fuhr sich mit der Hand über seinen Bartschatten und durchs Haar. „Ich war echt ein Idiot.“ Er stürzte den Inhalt seines Weinglases herunter.
    Marlene überlegte, ob sie ihm nachschenken sollte, entschied sich aber dagegen. Sie wollte nicht, dass er sich zusätzlich zu den schlechten Erinnerungen auch noch betrank.
    „Sie kam nach einigen Monaten wieder raus“, nahm Patrick den Faden wieder auf, „aber sie musste Medikamente nehmen und durfte anfangs nicht einmal für Modekataloge arbeiten. Das fand sie ungerecht. Was ihre Eltern dazu zu sagen hatten, erspare ich dir lieber.“
    Das musste Marlene auch nicht hören. Jeder wusste, wie gut gefragte Models bezahlt wurden.
    „Ich habe sie später nach Deutschland eingeladen, ihr quasi angeboten als meine Muse mit mir zu leben. Sie hat zugestimmt, aber irgendwie war es nicht mehr das Gleiche.“ Hilflos runzelte er die Stirn. „Sie hatte kaum mehr was von der Frau, die ich kennen gelernt hatte. Die Medikamente betäubten sie manchmal so stark, dass sie kaum durch den Tag kam, oder sie wurde

Weitere Kostenlose Bücher