Blinde Verführung (German Edition)
Temperatur beides in den Ofen musste. Als das erledigt war, schrieb sie ihre SMS an Kelly und Patrick öffnete eine Flasche Wein.
„Schön, dass du hergefunden hast“, sagte er und stieß mit ihr an.
„Finde ich auch“, erwiderte sie. „Tut mir nur leid, dass es so plötzlich kam.“
Er lächelte auf seine unwiderstehliche Art. „Das braucht es nicht.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und stellte es dann ab. „Ehrlich gesagt“, er zog sie an einer Hand in seine Arme, „habe ich das ganze Wochenende überlegt, wie ich dich möglichst schnell wiedersehen kann.“
Marlenes Herz tat einen Hüpfer in ihrer Brust. Gleich darauf neigte Patrick seinen Kopf und erforschte wieder ihr Gesicht, diesmal mit seiner Nasenspitze, den Wangen und seinen überaus neugierigen Lippen. Noch nie zuvor hatte Marlene sich so umworben gefühlt. Jede einzelne von Patricks Liebkosungen löste ein leises Schaudern aus, ein warmes, überaus angenehmes Kribbeln, das vom Scheitel bis zur Sohle und wieder zurück kroch. Seine Hände hielten sie nur. Kein Streicheln lenkte von den zarten Berührungen in ihrem Gesicht ab, und genau so war es perfekt.
Glücklicherweise hatte Marlene den Timer am Ofen gestellt, denn wenn das schrille Alarmsignal sie nicht an das Essen erinnert hätte, wäre es wohl bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
„Ich würde gerne sagen, dass mir das Abendessen egal ist, aber das wäre leider gelogen“, sagte Patrick mit einem bedauernden, schiefen Lächeln.
„Macht nichts, ich habe auch Hunger“, erwiderte Marlene ein wenig atemlos. Sie strich ihr Kleid glatt, doch das änderte nichts an der Hitze, die schwerfällig und verführerisch in ihr herumging. „Sag mir, was ich mit dem Fleisch machen soll.“
„Meine Haushälterin hat das irgendwo aufgeschrieben … aha.“ Er reichte ihr ein Post-It. „Ich hoffe, du kannst es lesen. Nachdem du angerufen hattest, habe ich sie nach Hause geschickt.“
Marlene blinzelte die gekrakelte Notiz an. „Es geht gerade so. Sie hat eine Sauklaue!“ Sie nahm die Pfanne und das bereitgestellte Öl von der Anrichte. „Aber es scheint ganz einfach zu sein.“
Gemeinsam schafften sie es, Patricks Lammfilet mit ein paar Rosmarinzweigen garniert kross anzubraten. Danach wanderte das duftende Fleisch zum Garen in den Ofen. In der Zwischenzeit holten sie Geschirr und Besteck heraus und hielten sich mit flüchtigen, süßen Küssen davon ab, die wenige Unordnung zu beseitigen, die in der Küche herrschte.
„Wir sollten im Wohnzimmer essen, da ist es gemütlicher“, schlug Patrick etliche Minuten und noch mehr Küsse später mit heiserer Stimme vor. „Außerdem steht da mein Alkohol.“
„Bist du sicher, dass wir den brauchen werden?“, fragte Marlene besorgt.
„Ziemlich.“ Patricks Lippen kräuselten sich leicht. Der Ofenwecker piepste erneut und seine Miene hellte sich auf. „Aber zuerst das Essen!“
Marlenes Magen knurrte und sie lachte. „Ich bin dabei!“
Sie teilten das Lammfilet brüderlich, für jeden ein paar fein geschnittene Scheiben auf gebackenen Süßkartoffelchips und würzig mariniertem Ofengemüse. Patricks Haushälterin hatte bei der Planung der Mahlzeit natürlich nicht mit Besuch gerechnet, aber sie behalfen sich mit frischem Baguette und dem Rest von Kellys göttlicher Kräuterbutter. Gegessen wurde am Couchtisch im Wohnzimmer, wo sie beide den Boden der Couch vorzogen. Patrick schaltete die Abendnachrichten ein und aus einer Laune heraus schloss Marlene für ein paar Minuten die Augen. Es war nicht einfach, gleichzeitig dem Sprecher zuzuhören und dabei zu essen, aber die Erfahrung war es wert.
Patrick bekam ihr ungeschicktes Gefummel mit dem Besteck natürlich mit. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen. „Und? Klappt es?“
„Könnte besser sein“, entgegnete sie verlegen. „Entschuldigung.“
Er neigte leicht den Kopf. „Wofür denn?“
„Fürs Nachäffen.“
Darüber lachte er nur. „Nachäffen sieht anders aus, glaub mir.“ Er fasste ihre linke Hand und küsste jeden Knöchel einzeln. „Ich finde es schön, dass du dich in meine Lage versetzen möchtest. Nicht viele haben darauf Lust.“
Marlene errötete. Was sagte man zu einem solchen Kompliment?
„Du kannst gerne Fragen stellen“, fuhr Patrick ermutigend fort. „Es macht mir nichts aus.“
„Danke“, murmelte sie. Die Sprecherin des Wetterberichtes kündigte für die nächsten Tage schwüle Hitze und Gewitterrisiko an, aber das bekam Marlene kaum mit.
Weitere Kostenlose Bücher