Blinde Verführung (German Edition)
gut aus. „Ich bin Arthur, und wer du bist, kann ich mir denken. Aber ich muss sagen, dass Pat dich schlecht beschrieben hat. Ich hätte dich mir anders vorgestellt. Irgendwie größer und schlanker.“
Seine Begleiterin, eine kaugummikauende, bildhübsche Blondine, klapste Arthur beiläufig auf den Hinterkopf und reichte Marlene dann die Hand. „Ich bin Portia. Beachte ihn gar nicht. Der hat von Frauen keine Ahnung.“
Arthur zuckte mit den Schultern. „Wozu auch? Ist eh vergebene Liebesmüh.“
Das entlockte Patrick ein teuflisches Lächeln. „Wurdest mal wieder abserviert, was? Armes Baby.“
Allmählich verflog Marlenes Verlegenheit, wenn auch nicht ihre Pikiertheit über Arthurs wenig nette Worte. Patrick mag dich, wie du bist , erinnerte sie sich streng. Er hat seine superhübsche Modelfreundin in den Wind geschossen, weil Schönheit für ihn nicht alles ist. Du gefällst ihm, nicht irgendwer sonst. Das hat er oft genug gesagt!
„Schön euch kennen zu lernen“, sagte sie bemüht freundlich. „Patrick hat schon ein bisschen was über euch erzählt.“
Portia rollte mit den Augen. „Kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich hat er die Fischgeschichte ausgepackt. Das macht er immer.“
„Ja, die war klasse“, lächelte Marlene und seine Schwester lächelte zurück.
„Es gibt noch viel bessere über Posh, zum Beispiel als sie im Urlaub auf Ibiza mit der Ziege des Wirts auf unser Schuppendach gekl–“
„Artie, wieso schaffst du dein unerwünschtes Mundwerk nicht in den Ausstellungsraum? Irgendwo müssen sich Dante und Phil rumtreiben“, unterbrach Patrick ihn wenig subtil.
Genauso unsubtil nahm sein Bruder die Steilvorlage an. „Dante ist hier? Na dann bis später, big brother . Marlene, Schwesterherz.“ Arthur verbeugte sich übertrieben galant, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Galerie.
„Du bist gemein“, feixte Portia und zwirbelte ihren blonden Pferdeschwanz um ihren Zeigefinger.
„Gemein wäre es gewesen, wenn er nicht hier wäre, Schwesterchen.“ Er gab Marlene einen Kuss auf die Stirn. „Verdient hätte er es für seinen Kommentar.“
„Auch wieder wahr. Du bist nicht dick, Marlene. Aber wirklich ziemlich klein.“ Sie blies ihren Kaugummi auf und ließ ihn zerplatzen. „Na dann, weitermachen. Ich schaue mich mal in der Küche um und sage den anderen, dass ihr hier drin seid und ungestört knutschen wollt.“
Damit war auch Portia verschwunden und Marlene hatte das Gefühl, gerade von einem Wirbelsturm gestreift worden zu sein.
„Sind sie immer so?“, fragte sie, die Augen weit aufgerissen.
„Oh ja. Unhöflich und direkt. Sei froh, dass mein Bruder Cliff nicht mitgekommen ist. Wo der das Maul aufmacht oder Fotos schießt, wächst kein Gras mehr.“
„Hört sich ja unheimlich an!“
„Er schimpft sich Paparazzo, aber er ist wirklich ein toller Fotograf. Ich nehme dich mal nach London mit. Demnächst hat er wieder eine Ausstellung, das könnte dir gefallen.“
Marlene versprach, Heidi wegen der Urlaubsplanung zu fragen und holte sich anschließend einen letzten Kuss.
„Es ist fast halb acht“, seufzte sie bedauernd. „Zeit, die Umschläge zu verteilen.“
„Ich freu mich drauf“, lächelte er. „Vor allem, weil du nicht weißt, was passieren wird.“
„Diese Art von Geheimnis darfst du gerne haben“, sagte sie lächelnd und drückte seine Hand, damit er auch wirklich merkte, dass sie ihm nicht böse war.
Sie gingen Arm in Arm zurück zu den anderen und mussten sich prompt etliche Sticheleien gefallen lassen. Bevor es an die Verteilung der Rollen gehen konnte, begrüßte Patrick jedoch noch die inzwischen zahlreich eingetroffenen Gäste. Marlene lächelte höflich und gab sich Mühe nicht zu kichern, als ihr dicke und dünne, junge und alte, sowie farblose und exzentrische Persönlichkeiten vorgestellt wurden. Alle waren ausnahmslos freundlich und gut gelaunt und freuten sich auf die ungewöhnliche Ausstellungseröffnung. Im Hintergrund lief Musik der zwanziger Jahre. Es passte zwar nicht zu ihren Kleidern, sorgte aber auf jeden Fall für eine gute, ausgelassene Stimmung. Erste Sektgläser wurden verteilt und enthusiastisch leer getrunken.
„Immer für eine Überraschung gut, der Junge“, sagte eine dicke Frau in einem sehr auffälligen, purpurfarbenen Kleid und einem ebensolchen Turban. Ihr schwerer, britischer Akzent ließ keinen Zweifel daran, wo sie herkam. „Genau wie seine Arbeit.“
„Wo ist mein Hut?“, rief Patrick in
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