Blinde Verführung (German Edition)
sich auf die Suche nach dem Gastgeber.
Sie fand ihn hinten in der Galerie, wo er mit Phil, Sean und den Zwillingen die Köpfe zusammensteckte. Unvermittelt fühlte sie sich an den magischen Abend auf Seans Boot zurückversetzt, wo sie in eine ähnliche Runde geplatzt war.
„Oh, hi Marlene“, grüßte Phil sie breit lächelnd. „Hübsch siehst du heute aus! Wie geht’s?“
„Gut, danke. Ihr aber auch.“ Sie alle trugen altmodische Anzüge inklusive Krawatten und Taschenuhren, die sie vage an die britische Kolonialzeit erinnerten. Sie küsste Patrick auf die Wange und lächelte die anderen an. „Fehlen nur noch die Zigarren und der Brandy. Störe ich euch etwa bei wichtigen Männerangelegenheiten?“
Thomas schnaubte abfällig. „Wann gab es jemals wichtige Männerangelegenheiten?“
„Alter, hör auf deinen Schund zu schreiben“, spottete Sean. „Du klingst schon wie ein Mädchen.“
Andy lächelte schief. „Solange er mit diesem Schund im Monat mehr verdient als du, wird er nicht auf dich hören.“
Thomas’ Mundwinkel hob sich zu einem selbstzufriedenen, kleinen Grinsen.
„Apropos hören“, unterbrach Patrick das Geplänkel, „ich glaube, Arthur und Portia sind gerade reingekommen. Wie üblich durch die Hintertür.“
„Es könnte ja was zu essen abfallen“, sagte Andy trocken.
„Liegt in der Familie, musst du wissen“, fügte Sean hinzu.
„Irgendwann kommt der Tag, da wirst du deine große Klappe verfluchen“, sagte Patrick freundlich lächelnd. „Komm, ich bringe dich von diesen unzivilisierten Wilden weg, Miss Marlene.“ Auf dem Weg zurück nach hinten reichte Patrick ihr erst ein Glas Sekt und fasste sie dann um die Taille. „Erzähl mir, wie dein Kleid aussieht, Miss Marlene.“
„Es ist taubenblau“, murmelte sie. „Sehr vintage, wie gewünscht.“
„Mmh, und du hast dir die Haare hochgesteckt. Ich mag es, wenn du das tust.“ Seine Finger wanderten ihren Nacken hinauf und spielten mit einigen gewollt losen Locken. „Bitte lass dich fotografieren. So viel Anmut gehört für die Nachwelt festgehalten.“
„Du bist ein Spinner“, seufzte sie und zog Patrick kurzentschlossen ins kleine Gästebad, dessen Tür wie auf Zuruf einen Spalt breit aufstand. Ohne Vorwarnung kam sie gleich zum Punkt. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass deine Ex schon wieder abgehauen ist?“
Patrick wurde sofort ernst, das Lächeln verschwand, als hätte sie es mit einem Tuch aus seinem Gesicht gewischt. „Ich hätte es tun sollen“, gab er zu. „Aber ich wollte nicht, dass du schon wieder ständig über deine Schulter sehen musst, wo du dein Café gerade wieder eröffnet hast. Es war schon beim ersten Mal schlimm genug.“
„Ich bin ein großes Mädchen. Ich kann damit umgehen.“
„Das solltest du aber nicht müssen.“
Sie küsste ihn auf die unglücklich zusammengepressten Lippen. „Das ist sehr süß, aber leider nicht alltagstauglich.“
„Nein, wahrscheinlich nicht.“ Patrick ließ die Schultern hängen. „Es kommt nicht wieder vor.“
„Ich weiß.“
„Es tut mir leid.“
Marlene legte ihre Hände um sein Gesicht und rieb ihre Nase gegen seine. „Ich weiß“, wiederholte sie flüsternd. „Mir auch.“
Verständnislos runzelte er die Stirn.
„Mir tut es leid, dass du denkst, du könntest mir so etwas nicht erzählen.“
„Marlene–“
Doch sie wollte keine Entschuldigungen oder Selbstbezichtigungen mehr hören. „Ich bin wahnsinnig, wahnsinnig verknallt in dich“, flüsterte sie. In ihrer Brust blähte sich ein heißer Luftballon auf und drohte sie schier mit ihrer angestauten Zuneigung zu diesem Mann zum Bersten zu bringen. „Bitte schließ mich nicht aus, okay?“
„Marlene“, stöhnte er und zog sie in seine Arme. „Du hast das schlechteste Timing auf der Welt um mir das zu sagen!“ Seine wandernden Hände machten sehr deutlich, was er meinte.
„Ich weiß. Gibt es hier keine Besenkammer?“, raunte sie und lächelte schelmisch.
„Nein, aber in der nächsten Wohnung“, schwor er und raubte ihr einen hitzigen Kuss. „In die du mit einziehen wirst, wenn es nach mir geht!“
„Ahem.“
Sie fuhren wie unartige Jugendliche auseinander, so sehr erschreckten sie sich. Marlenes Herz schlug ihr bis zum Hals und sie fühlte ihr Gesicht bei den neugierigen Blicken der Störenfriede heiß werden.
„Uh, hi“, sagte sie.
„Hi“, erwiderte der junge Mann mit einem Grinsen. Es war unverkennbar eins von Patricks Geschwistern und sah auch ähnlich
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