Blinde Verführung (German Edition)
Leiche.“ Sie zwinkerte verschwörerisch. „Es ist doch der halbe Spaß, vor dem Detektiv Geheimnisse zu haben!“
„Hoffentlich ist Andy nicht der Ermittler“, erwiderte Marlene. „Mir reicht es schon, wenn er mich beim Sport rumscheucht und alle meine Schwächen aufdeckt.“
Kelly und Heidi lachten über ihre gespielt säuerliche Miene.
„Einmal war Tom der Detektiv“, erzählte Kelly und hob vielsagend die Augenbrauen. „Es endete damit, dass er sich vom Mörder hat bestechen lassen. Mit den verfügbaren Indizien hat er stattdessen einen Unschuldigen überführt.“ Sie wischte sich etwas vom Lachen verschmierten Eyeliner weg. „Andy hat fast einen Anfall bekommen und Dante ist heute noch deswegen sauer. Patrick fand das natürlich super und ist seitdem Toms größter Fan. Da haben sich echt zwei gefunden.“
Lautes Hupen erregte ihre Aufmerksamkeit.
„Ah, sie sind fahrbereit! Ich schließe schnell ab, Marco müsste auch gleich hier sein.“
Der Lieferwagen fuhr weg und es dauerte wirklich keine fünf Minuten, bis Kellys Mann an seiner Stelle am Gehsteig parkte und sie einsammelte.
„Gut seht ihr aus“, sagte er anerkennend. „Seid ihr schon aufgeregt?“
„Und wie.“
„Sind die Sicherheitskräfte informiert?“, fragte Kelly.
„Ja, ich habe ihnen extra ein Foto von Evelina und Gregori gezeigt.“ Marcos heitere Miene wurde schlagartig ernst. „Der nächste, der bei ihrem hübschen Gesicht nachgibt, fliegt.“
Marlene und Heidi warfen sich einen alarmierten Blick zu.
„Danke, Schatz“, sagte Kelly. Sie nahm seine Hand von der Gangschaltung und küsste sie.
„Nicht dafür. Phil und ich haben es beim ersten Mal verbockt, das passiert uns kein zweites Mal.“
„Warum tut ihr das? Ich dachte, sie sei wieder in Russland.“
Nun war es an ihm und Kelly, sich einen besorgten Blick zuzuwerfen.
„Sag es ihr“, drängte Kelly. „Es bringt nichts, es noch länger zu verheimlichen.“
Marlene bekam kalte Hände. „Noch länger? Was ist denn passiert?“
„Gregori hat mich vor ein paar Tagen angerufen und gesagt, dass Evelina über alle Berge ist“, erklärte Marco widerwillig. „Es tut mir leid, Marlene. Sie hat sich furchtbar mit ihrem Onkel überworfen und es geschafft, aus der Klinik rauszukommen.“
Marlene sog scharf den Atem ein. Das erklärte, wieso Patrick in den letzten Tagen noch aufmerksamer und anhänglicher als sonst gewesen war! Und sie in ihrer Naivität hatte es auf seine Freude zurückgeführt, mit der letzten Skulptur pünktlich fertig geworden zu sein.
„Mal wieder“, sagte Heidi sarkastisch.
„Nein, diesmal ist es wohl endgültig. Sie hat sich anscheinend mit fliegenden Fahnen selbst entlassen. So wie es aussieht, werden sie sie nicht wieder aufnehmen. Irgendwann haben sogar russische Krankenschwestern die Nase voll. Vor allem, wenn sie mit benutzten Spritzen bedroht werden.“
„Um Himmels willen!“, rief Marlene entsetzt.
„Ja, sie ist im letzten Jahr leider immer öfter gewalttätig geworden, deshalb auch die einstweilige Verfügung.“
„Wir hatten mal eine Wette laufen, wie oft sie ausbrechen kann, bis die Klinik sie rausschmeißt.“ Kelly hob schuldbewusst die Achseln. „Aber das war zu einer Zeit, wo man noch irgendwie drüber lachen konnte.“
Marlene fasste sich beklommen an die Kehle. „Das ist ja furchtbar! Seid ihr sicher, dass heute Abend nichts passieren kann?“ Die Erinnerung an den Messerangriff war noch zu frisch, daran konnten auch fünf Wochen Selbstverteidigungskurs nichts ändern. Dazu kam noch die Angst – nicht nur um sich selbst, sondern um Patrick, Heidi und alle anderen, die sie so liebgewonnen hatte.
„Auf jeden Fall. Marco hat an allen Ein- und Ausgängen seine Leute postiert. An denen kommt niemand ohne Einladung vorbei.“
„Schön und gut, aber wie hat sie überhaupt von dieser Ausstellung gehört?“, fauchte Heidi. „Ich dachte, es wäre klar gewesen, das vor ihr geheim zu halten.“
Marco verzog den Mund. „Wahrscheinlich übers Internet. Pat hat die Eröffnung auf seiner Homepage angekündigt, was sollte er auch sonst machen? Irgendwann muss er ja mal wieder Geld verdienen und neue Förderer an Land ziehen.“
„Übers Internet !“ giftete Heidi. „Gut gemacht, ihr Genies!“
„Heidi …“
„Heidi mich nicht, Marlene. Ich bin gerade stinksauer! Ich fasse es nicht – das verdammte Internet ! Als würde die an keinen Computer rankommen!“
„Normalerweise nicht. Diese Einrichtung in
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