Blinde Verführung (German Edition)
Mundwinkel. „Dafür, dass sie nicht der mütterliche Typ ist, bemuttert sie dich aber sehr.“
Tadelnd zog sie an seinem Ohr. „Sei brav.“
„Ich bin immer brav“, behauptete er.
Marlene lächelte warm. „Meistens schon. Erzähl mir nachher, wie es gelaufen ist, ja? Vielleicht klappt es ja heute.“ Sie gab ihm einen letzten Kuss auf die einladenden Lippen. „Bis später.“
Patrick verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. „Dein Wort in Gottes Ohr. Geh schon, bevor ich dich mit meiner Socke ans Bett fessle.“
Also ließ Marlene ihn allein und begab sich zur Cafeteria. Obwohl sie ein paar Minuten zu früh war, wartete Heidi dort bereits auf sie. Leider war die Kaffeemaschine kaputt, daher gingen sie ohne ihren üblichen Becher hinaus in die kleine Parkanlage der Klinik und genossen den schönen Altweibersommer.
„Wie lief es im Laden?“, fragte sie. „Haben Kellys Leute sich gut angestellt?“
„Klar, das sind Profis. Die Stammgäste waren ein bisschen überrascht über die neuen Gesichter, aber sie gewöhnen sich schon daran.“
„Das ist gut.“ Marlene rubbelte sich schuldbewusst über die Oberarme. „Wenigstens etwas, das gut läuft.“
„Ach, Süße.“ Sie setzten sich auf eine Parkbank und Heidi nahm Marlenes Hände in ihre. „Immer noch keine Neuigkeiten vom Arzt?“
„Nur das Übliche.“
„Besser als schlechte Nachrichten, oder?“
Marlene seufzte. Ihre Freundin hatte natürlich Recht. Patrick hatte neben der Platzwunde auch eine fürchterliche Gehirnerschütterung und eine böse Prellung an der Schulter davongetragen. Die Gehirnerschütterung war in der letzten Woche gut abgeheilt, doch die genähte Wunde an seiner Schläfe und die verletzte Schulter würden noch viel Zeit brauchen, bis alles wieder wie früher war.
„Es müsste mehr sein“, sagte sie eindringlich.
„Ich weiß, was du meinst.“ Heidis rote Lippen kräuselten sich zu einem unfreiwillig erheiterten Lächeln. „Ich wollte es vorher nicht sagen, aber das war beinahe wie ein Remake des letzten Dramas, was? Er hätte wirklich ein kleines Wunder verdient. Die Zeitungsfritzen haben sich gar nicht mehr eingekriegt.“
Marlene stöhnte leise. „Hoffentlich war es auch das letzte Drama. Noch mehr halten meine Nerven nicht aus.“ Vor allem nervten die Reporter mit ihren Anrufen und Mails. Ein paar ganz Mutige hatten ihr sogar vor der Wohnung aufgelauert, aber das hatten Steve und Andy schnell in den Griff bekommen.
„Vielleicht sollte er sich einen weniger unfallgefährdeten Beruf suchen“, schlug Heidi vor. „Oder wenigstens einen weniger prominenten.“
„Sag ihm das mal. Er freut sich jetzt schon auf sein Atelier.“ Und wenn Marlene ehrlich war, konnte sie ihn sich nirgendwo sonst vorstellen, auch wenn die Erinnerung an den Unfall alles andere als schön war. Immerhin wog die Skulptur des Schleiermädchens gut und gerne zweihundert Kilogramm, wenn nicht noch mehr. Selbst für einen fitten Menschen wie Patrick waren das etliche Kilos zu viel.
„Apropos Atelier. Ethan hat eben angerufen und gesagt, dass die Versicherung den Schaden komplett übernimmt. In der Galerie haben die Handwerker schon angefangen. Patrick soll die Statue später selbst reparieren und ihnen eine Rechnung schicken.“
Marlene atmete tief durch. „Das heitert ihn vielleicht ein bisschen auf, falls der Arzt ihn wieder nicht entlassen will.“
Heidi schlang ihren Arm um Marlenes Schultern und drückte sie fest. „Irgendwann müssen sie ihn rauslassen. Hab Geduld und pumpe ihn weiter mit Ethans Säften voll. Bei so vielen Vitaminen kann er gar nicht anders, als schnell wieder gesund zu werden.“
„Du bist süß“, lächelte Marlene und wischte sich ein paar ungeweinte Tränen aus den Augen. „Danke.“
„Dafür doch nicht. Hier, ich habe uns die letzten beiden Blaubeermuffins mitgebracht. Ein bisschen was Süßes tut dir bestimmt gut.“
Während Marlene aß, unterhielt Heidi sie mit dem neuesten Klatsch und Tratsch. Für Marlene war das eine willkommene Abwechslung, denn zwischen der Arbeit im Laden und ihren Besuchen bei Patrick hatte sie seit einer Woche kaum etwas anderes getan als zu essen und zu schlafen.
„Ich kann nicht glauben, dass sich fünf Sicherheitsleute von einer Frau haben überrumpeln lassen“, sagte sie ungläubig, nachdem sie fertig damit war, diverse mitgebrachte Zeitungsartikel zu überfliegen. „Eingesperrt in der Küche – was für eine Schlagzeile. Marco schäumt bestimmt vor
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