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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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damit gerechnet, dass Sie so hübsch sind …»
    Florin sah nicht hoch, lächelte nur das Aufnahmegerät an, und Beatrice schloss abermals die Augen. Wieso fand sie das nun wieder peinlich?
    «Spul zehn Minuten nach vorne, am Anfang passiert nichts Interessantes. Wir bestellen nur etwas zu essen.»
    Er sank ein Stück tiefer in die Couch. «Nein, ich möchte einen vollständigen Eindruck.»
    «Im Ernst? Wir waren eine Stunde dort.»
    Florin schüttelte den Kopf. «Einen vollständigen Eindruck», beharrte er.
    Na gut. Dann ließ sich allerdings nicht ausschließen, dass sie auf halber Strecke einschlafen würde. Sie stand auf und deutete auf den Küchentisch, auf dem sie ihr Notebook geparkt hatte. «Macht es dir etwas aus, wenn ich in der Zwischenzeit nachsehe, was sich auf Facebook getan hat?» Es war immerhin denkbar, dass Ehrmann sich wieder zu Wort gemeldet hatte, beispielsweise um die anderen vor Tina Herberts Neugier zu warnen. Aber keine Spur von Ehrmann, dafür ein ausführlicher Bericht über die Seelenmesse, natürlich von Helen Crontaler. Als reichten die Fotos nicht aus.
    «Herbstblätter im Licht der sinkenden Sonne.» Ehrmanns Stimme trug sogar über den schlechten kleinen Lautsprecher des Geräts. «Daran erinnert mich deine Haarfarbe. Hast du deshalb ein Weinblatt als Profilbild gewählt?»
    Beatrice versuchte wegzuhören. «Es war eine schöne Feier», schrieb Helen. «Wir haben anschließend Iras Vater nach Hause gebracht, für ihn ist es natürlich furchtbar. Ich habe ihm versprochen, auch zur Beerdigung zu kommen, und ihm gesagt, dass er sich jederzeit an mich und Peter wenden kann, wenn er etwas braucht.»
    Immerhin klang das nicht, als hätte sie ihn ausgequetscht, was Iras Wahl der Selbstmordmethode anging. Die Gruppe applaudierte ihr, wie erwartet, lobte sie für ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft. Wenn es nur mehr Menschen dieser Art gäbe und so weiter.
    Ein Stück tiefer hatte Christiane Zach ihr selbstverfasstes Gedicht eingestellt, das exakt so fürchterlich war, wie Bechner gesagt hatte, was aber fünfunddreißig Mitglieder nicht davon abgehalten hatte, die Gefällt mir -Schaltfläche zu klicken.
    Ein weiterer Schluck Wein half Beatrice über die sieben scheinheiligen Kommentare hinweg bis hin zum nächsten Posting.
    Zwei Zeilen nur.
Nikola DVD
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte
der sich im allerkleinsten Kreise dreht.
    Sie hatte das Panther-Fragment schon vor fünf Stunden gepostet. Das dazugehörige Foto zeigte ineinandergeschobene Einkaufswagen vor einem Supermarkteingang.
    Märkte dieser Kette gab es im ganzen Land. Beatrice vergrößerte das Foto, versuchte, ein besonderes Merkmal auszumachen, anhand dessen sich dieser Supermarkt identifizieren lassen konnte, aber dazu war der Bildausschnitt zu klein. Mehr als die Wagen und ein Teil des verglasten Eingangsbereichs waren nicht zu sehen.
    Kein einziges «Gefällt mir» für Nikolas Rilke-Fortsetzung. Dafür fanden sich fünf ziemlich genervte Kommentare, die in ihrer Essenz alle dasselbe aussagten: Jeder hier kenne Rilkes «Panther», und das Gedicht würde durch Zerstückelung nicht besser, im Gegenteil. Sie solle den Quatsch endlich bleibenlassen, es sei irritierend und unnötig.
    Dieses Gedicht. Auf gewisse Weise stellte es eine Verbindung zu Ira her, aber warum? Beatrice strich sich das feuchte Haar aus der Stirn und versuchte, sich zu konzentrieren, trotz Müdigkeit, trotz ihrer eigenen Stimme, die so fremd aus dem Aufnahmegerät drang.
    «Du wolltest nach Salzburg kommen – wegen Ira?»
    «Auch. Sie hat mir von jeher imponiert, sie war ein Mädchen, das ziemlich viel Mumm hatte. Und das bist du ebenfalls, habe ich recht?» Beatrice teilte seine Einschätzung, was Ira betraf. Sie hatte todesverachtend gewirkt, besonders an dem Abend, als sie sich im Chat unterhalten hatten.
    Ein Gespräch, das Ira für kurze Zeit hatte glauben lassen, sie hätten etwas gemeinsam. Aufgrund ihres ähnlichen Musikgeschmacks.
    Suicide Note, Part 1. Beatrices Gedanken blieben an dem Titel hängen, als hätte er Widerhaken. Genau konnte sie sich nicht mehr an die Worte erinnern, mit denen Ira ihr dieses Lied quasi hingeworfen hatte, aber irgendwie hatte sie den Haken von Gustav Mahler zu dieser Rocknummer geschlagen, in deren Text es um vernarbte Handgelenke ging und darum, es wieder zu versuchen …
    Ein Klick, und YouTube war geöffnet. Suicide Note, gab Beatrice ins Suchfeld ein, schob den Mauszeiger auf den ersten Link zu und

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