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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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tatsächlich immer noch etwas an ihm, das sie anziehend fand.
    «Vielleicht sehen wir uns ja wieder», sagte sie.
    «Hm. Virtuell tun wir das wohl. Pass auf dich auf, Tina, und denke an das, was ich dir gesagt habe.»
    «Das hat jetzt aber sehr nach Lehrer geklungen.»
    «Ja? Wenn schon, ist auch kein Wunder.»
    «Kann ich dir noch eine letzte Frage stellen?» Nicht die, die ihr am heißesten unter den Nägeln brannte, aber eine, auf die sie möglicherweise eine Antwort bekommen würde.
    «Weißt du, wofür das DVD hinter Nikolas Namen steht?»
    Er musterte Beatrice lange, und sie glaubte, etwas Neues in seinen Augen zu lesen: Traurigkeit.
    «Ja», sagte er schließlich. «Aber von mir wirst du es nicht erfahren.»

    Sie ließ ihn zuerst gehen und verschwand auf die Damentoilette. Als sie wieder herauskam, wartete Stefan schon vor der Tür. «Das hat aber sehr intensiv ausgesehen.»
    «War es auch. Und frustrierend – als würde man vor einer Schatzkiste sitzen und den richtigen Schlüssel nicht finden.»
    «Du glaubst, er weiß etwas?»
    «Das sagt er selbst, und zwar ziemlich deutlich. Nur was es ist, das wollte er mir leider nicht verraten. Das heißt, wir brauchen auf jeden Fall eine richterliche Vorladung, am besten gleich morgen, so früh wie möglich. Hat jemand recherchiert, wo er wohnt?»
    «Im Hotel Ibis.»
    «Gut. Wir sollten zwei Leute dort postieren, die aufpassen, dass er nicht schon in der Nacht abreist.» Beatrice griff nach der schlechtsitzenden Haarnadel und zog sie sich mit einem Seufzer der Erleichterung vom Kopf. Alles war gutgegangen. Nicht so großartig, wie sie es sich erhofft hatte, aber immerhin. Sie hatte eine Quelle entdeckt, die sie nun professionell anzapfen konnten. Schluss mit Tina Herbert und ihrem mühevollen Blindflug durch Facebook. Jetzt noch weg mit der Perücke und den idiotischen Schuhen, und sie würde sich wieder wie ein Mensch fühlen.
    Auf der Straße nahm sie Stefans Arm. Das machte die Schuhsituation sofort erträglicher. «War das vorhin ein Freund von dir?»
    «Wer?»
    «Der Typ, der an deinem Tisch stand.»
    «Nein, das war ein Tourist. Ganz nett, ich hatte das Gefühl, er sucht Anschluss.» Sie bogen auf den Franz Josefs-Kai ein, gleich würde Beatrices Auto in Sichtweite kommen, Gott sei Dank.
    «Ich habe euren Tisch trotzdem die ganze Zeit über im Auge behalten», beteuerte Stefan, als hätte er einen versteckten Vorwurf in Beatrices Frage gewittert.
    «Weiß ich doch. Okay, ich schlage vor, du fährst jetzt nach Hause, morgen wird es rundgehen. Ich rufe gleich Florin an, am besten wäre, wir könnten heute noch alles für die Vorladung in die Wege leiten.»
    Stefan wartete, bis sie im Auto saß, dann winkte er und machte sich auf den Heimweg. Sie winkte zurück und fragte sich, ob er wohl wusste, was für ein Glücksfall er für die Abteilung war.
    Florin war nach dem zweiten Läuten am Telefon. «Ist alles in Ordnung?»
    «Ja, mir geht es gut. Es war ein verrückter Abend, ich muss mich erst gedanklich sortieren, aber wir haben jetzt nicht nur einen roten Faden in diesem Fall, sondern praktisch ein richtiges Seil. Ehrmann weiß etwas, vielleicht sogar alles, und wir müssen ihn dazu bringen auszusagen, er darf nicht einfach wieder nach Deutschland zurückfahren. Wir brauchen eine richterliche Vorladung, am besten sofort.»
    «Aha.» Florin war hörbar erstaunt. «Denkst du, er wird nicht freiwillig mit uns kooperieren?»
    «Das ist es, was er gesagt hat. Er weiß etwas ganz Konkretes, wenn er nicht sogar selbst seine Finger in der Sache hat. Als ich die Polizei erwähnt habe, hat er jedenfalls ziemlich allergisch reagiert. Ich habe alles aufgenommen, du kannst es dir morgen anhören.»
    «Morgen? Das ist … hm, sag mal, Bea, was hältst du davon, zu mir zu kommen? Wir machen uns eine Flasche Wein auf und gehen das Gespräch gemeinsam durch?»
    Zu ihm. Schon wieder. «Nein, tut mir leid. Ich muss diese Perücke loswerden, duschen und in meine ausgeleierte Jogginghose steigen.»
    «Dann könnten wir uns ja bei dir zusammensetzen, wenn es dir nichts ausmacht … oder weckt unser Gespräch deine Kinder?»
    «Die sind nicht zu Hause.» Es war ihr herausgerutscht, noch bevor sie entschieden hatte, ob ihr diese Ausrede nicht ganz gelegen kam.
    Der Zustand, in dem sie die Wohnung zurückgelassen hatte, erlaubte eigentlich keinen Besuch. Andererseits war die Vorstellung, mit all ihren neuen Erkenntnissen allein zu Hause zu sitzen, reichlich deprimierend.
    «Okay, wir

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