Blinde Voegel
sicher. Komm her und schau dir das an.» Sie rückte zur Seite, um ihm Platz zu machen. «Willst du Kaffee? Könnte sein, dass du ihn brauchen wirst.»
«Oh ja. Bitte. Doppelt, schwarz, viel Zucker.»
Sie hörte ihn fluchen, während die Maschine schnarrte und gurgelte.
«Heilige Scheiße. Da war jemand genauso clever wie wir. Nicht, dass das in diesem Zusammenhang ein großes Kunststück wäre, trotzdem … das Passwort hat er aber nicht geändert. Ich an seiner Stelle hätte das getan, schon damit mir der wahre Inhaber des Accounts nicht ins Handwerk pfuschen kann.»
Beatrice streute reichlich Zucker in den Kaffee und stellte die Tasse vor Stefan ab. «Haben wir eine Chance herauszufinden, wer dahintersteckt?»
«Mal sehen. Wir könnten das Passwort ändern, dann steht Tina zwei erst einmal vor verschlossenen Türen. Wir könnten an den Sicherheitseinstellungen spielen, damit immer, wenn jemand von einem neuen Gerät auf das Konto zugreifen will, ein Code abgefragt wird. Den hätten nur wir, und auch so würden wir den Hacker fürs Erste lahmlegen.»
Er blickte sie mit treuherzig schiefgelegtem Kopf an. «Wollen wir das?»
Nein, eigentlich nicht. Wer immer es war, der sich ihren Account angeeignet hatte, er musste Gründe dafür haben, und die wollte sie durchschauen.
«Lass es, wie es ist. Ich möchte wissen, ob noch etwas nachkommt.»
«Okay. Aber zumindest ein klein wenig können wir dem Hacker auf den Zahn fühlen.» Stefan wählte die Sicherheitseinstellungen des Kontos an und klickte auf Aktive Sitzungen.
Eine kurze Liste erschien.
Aktuelle Sitzung
Ort: Salzburg, 4, AT (Ungefähr)
Art des Geräts: Firefox auf Win7
«Das sind wir, jetzt in diesem Moment», erklärte Stefan. «Hat alles seine Richtigkeit. Das Land, der Ort, der Browser. Und wenn du den Mauszeiger über das Wort Salzburg führst», er tat es, «zeigt die Seite dir deine aktuelle IP an. Also die Netzadresse, über die dein Provider dich identifizieren kann.»
«Ich weiß noch, wie das läuft», unterbrach ihn Beatrice.
«Umso besser. Und jetzt schau hier.» Er deutete auf den unteren Teil des Textes. «Da siehst du, wo und wie das Login davor stattgefunden hat.»
Letzter Zugriff: Heute um 02:36
Ort: Salzburg, 9, AT (Ungefähr)
Art des Geräts: Explorer auf Win7
Stefan glitt mit dem Mauszeiger wieder über die Ortsangabe. «Ich vermute, du bist nicht heute, mitten in der Nacht, per Internet Explorer auf Facebook spazieren gegangen? Also denke ich, wir haben hier unseren großen Unbekannten. Er hält sich in Salzburg auf. Er surft über einen Computer, kein Handy, sonst wäre höchstwahrscheinlich Android oder iOS als Betriebssystem angegeben. Und zu guter Letzt kennen wir nun seine IP-Adresse, womit wir auch seinen Provider haben – und peng, schon können wir ihn identifizieren.»
Stefan klatschte in die Hände und hob sie danach in Siegerpose über den Kopf.
«Das ist ja beunruhigend einfach», murmelte Beatrice, während Stefan ein neues Browserfenster öffnete und www.mein-whois.de ins Adressfenster tippte.
Auskunft zu IP-Adressen und Domain-Namen , lautete die dort angezeigte Überschrift.
Wenn Sie wissen möchten, welche Daten sich zu einer IP-Adresse erfahren lassen, so tragen Sie einfach die IP-Adresse in das folgende Formular ein und senden Sie es ab.
«Genau das tun wir jetzt», verkündete Stefan, kopierte die Nummer in das Feld und klickte auf Daten erfragen .
Innerhalb weniger Sekunden baute sich das Ergebnis auf, ein Turm von Kürzeln und Zahlen, aus dem Beatrice nicht schlau wurde.
Information related to
,89.144.192.0–89.144.223.255’
inetnum:
89.144.192.0–89.144.223.255
netnam:
MOBILKOM-MOBILEPOOLS3
descr:
MobilePools
country:
AT
admin-c:
MKAD1-RIPE
tech-c:
MKTC1-RIPE
status:
ASSIGNED PA
mnt-by:
MOBILKOM-MNT
mnt-lower:
MOBILKOM-MNT
mnt-routes:
MOBILKOM-MNT
source:
RIPE « Filtered
«Toll. Und jetzt?»
«Jetzt wissen wir, dass unser Hacker über ein Mobilcom-Konto ins Internet geht, und können bei der Firma seinen Namen erfragen.» Er seufzte. «Allerdings nur mit ein wenig Glück. Wenn es eine Prepaid-Karte ist, könnte sie völlig anonym sein. Kannst du dir inklusive Datenstick in jedem Elektronikladen kaufen.»
Positiv denken. Beatrice hoffte einfach, dass der Hacker Tina Herbert für eine technische Niete hielt und ihr nicht zutraute, ihn anhand seiner IP-Adresse zu entlarven – was ihr als Privatperson ja tatsächlich nicht möglich sein würde.
«Wir versuchen es, keine Frage. Und inzwischen
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